Engel aus Feuer   

erstellt am
24  03. 10

Oper von Sergej Prokofjew in einer Orchesterfassung von Wolfgang Suppan – Premiere am 21. April 2010, 20 Uhr
Wien (odeon theater) - Nach der erfolgreichen Zusammenarbeit mit Philipp Harnoncourt vor zwei Jahren, die die Aufführung der Barockoper "Alcione" von Marin Marais zum Ergebnis hatte, kommt es nun zu einer weiteren Zusammenarbeit: Das Odeon zeigt ab 21. April "Engel aus Feuer", eine selten gespielte Oper von Sergej Prokofjew, frei nach dem Roman des russischen Symbolisten Walerij Brjussow. Leidenschaft, Hysterie, obskure Erotik und Obsession sind die Themen dieses frühen Meisterwerks der Moderne.

Philipp Harnoncourt inszeniert die Oper in einer, eigens für diese Produktion geschaffenen, kammermusikalischen Version für 15 Musiker von Wolfgang Suppan. PHACE | Comtemporary Music (ensemble on_line), die im Februar auch die neue OdeonMusik-Ebene eröffnet haben, werden den Orchesterpart übernehmen, die musikalische Leitung hat der Pianist und Dirigent Marino Formenti inne. Für die Ausstattung sind Ulrike Kaufmann und Erwin Piplits verantwortlich.

Inhalt
Ruprecht, ein weit gereister, rastloser "Ritter", hat sich in einem Wirtshaus einquartiert, er wird jedoch durch eine junge Frau im Nebenzimmer gestört. Renata erzählt ihm, wie sie in ihrer Kindheit mit einem feurigen Engel namens Madiel Umgang hatte, der aber, als sich in der Pubertät ihr sexuelles Verlangen regte, zornig für immer verschwand. Später, als Renata erwachsen geworden ist, glaubt sie den Engel in Gestalt des Grafen Heinrich wiedergefunden zu haben, doch verschwindet er nach einem Jahr der Liebe. Seitdem wird sie von Dämonen gepeinigt. Ruprecht fühlt sich zu Renata hingezogen und entschließt sich, obgleich sie ihn zurückweist, ihr zu helfen.

In Köln suchen sie nach Heinrich und versuchen, mithilfe von magischen Praktiken seinen Geist zu beschwören. Ruprecht wendet sich an den Universalgelehrten und Magier Agrippa von Nettesheim, der ihm nicht helfen will und behauptet, wahre Magie und Wissenschaft seien weise, tugendhaft und selbstlos. Ruprecht fühlt sich in seinem Weltbild gestärkt und will Renata von ihrem Geisterglauben abbringen.

Renata findet inzwischen Heinrich, der sie verschmäht und ihr erklärt, dass er sie aus Ekel verlassen hat. Nach Rache dürstend, verlangt Renata von Ruprecht, Heinrich im Duell zu töten. Da erscheint ihr der feurige Engel ihrer Kindheit wieder und hält sie vom Mord ab. Sie fordert Ruprecht auf, Heinrich nichts anzutun. Ruprecht gehorcht und wird im Duell, da er sich nicht zur Wehr setzt, tödlich verwundet. Renata fühlt sich schuldig und verspricht dem Sterbenden ihre ewige Liebe.

Einige Zeit später: Wider erwarten ist Ruprecht genesen, nachdem Renata ihn aufopfernd gepflegt hat. Sie eröffnet ihm, dass sie nicht bei ihm bleiben könne. Sie wolle überhaupt keinem Mann mehr angehören, sondern ins Kloster gehen. Ruprecht fleht sie an, ihn zu heiraten und mit ihm zu kommen. In dem ausufernden Streit beschuldigt sie ihn, des Teufels zu sein, und verschwindet. Faust und Mephisto sind Zeugen dieser Auseinandersetzung geworden und laden Ruprecht ein, sich ihnen anzuschließen.

Renata sucht mittlerweile im Kloster Sühne. Ihre Dämonen folgen ihr jedoch bis dorthin und befallen nun auch die Mitschwestern. Ein Inquisitor vollführt einen Exorzismus. Renata beteuert ihre Unschuld, die Nonnen geraten in Ekstase und wenden sich gegen den Inquisitor, in dem sie die eigentliche teuflische Macht sehen. Ruprecht wird von Mephisto ins Kloster geführt und muss hilflos mitansehen, wie Renata zum Tod am Scheiterhaufen verurteilt wird.

Über das Werk
Die Oper "Engel aus Feuer", die Sergej Prokofjew in den 1920er-Jahren beschäftigte, spielt vorwiegend in einer finsteren, von Erotik aufgeladenen Welt. Diese Atmosphäre entsprang teilweise dem Interesse des Komponisten an den kabbalistischen Wissenschaften - eine Faszination, die er mit vielen Mitgliedern der Bewegung des russischen Symbolismus teilte. Dessen zentrale Figur, Walerij Brjussow, schrieb den Roman, auf dessen Grundlage "Engel aus Feuer" entstand. Prokofjews modernste Oper ist aber auch von anderen Strömungen der Zeit, wie dem Kubismus, dem Neoklassizismus und sogar dem Surrealismus geprägt.

Der österreichische Komponist Wolfgang Suppan hat Prokofjews Orchesterfassung für diese Produktion bearbeitet und für ein 15-köpfiges Kammerensemble umgeschrieben. In dieser "Destillierung" des Werkes kommen die modernen Züge der Oper noch deutlicher zum Vorschein. Dabei unterstreicht der Einsatz von - auch schon zu Prokofjews Zeiten vorhandenen - neuen Instrumenten, wie Saxophon und Vibraphon, den Stellenwert des Werkes als Orchesterdrama.


Weitere Vorstellungen: 25. und 28. April; 1., 4., 6., 9., 12., 15. Mai, jeweils 20 Uhr
     
Informationen: http://www.odeon-theater.at    
     
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