AMA-Gütesiegel für Eiprodukte erfolgreich angelaufen
Wien (bmlfuw/aiz) - Der europäische Eiermarkt befindet sich seit Jahren im Wandel. Mit dem Anfang
2009 in Kraft getretenen Verbot der Käfighaltung von Legehennen hat Österreich eine Vorreiterrolle in
der EU inne. Die heimischen Landwirte haben große Investitionen getätigt, um dem Wunsch der Konsumenten
nach Eiern aus alternativen Haltungssystemen nachzukommen. Dennoch ist der Selbstversorgungsgrad durch die Umstellung
von 77% im Jahr 2008 auf unter 70% gesunken. "Es wird noch einige Zeit dauern, um annähernd das alte
Niveau wieder zu erreichen", berichtete Benjamin Guggenberger, Geschäftsführer der EZG Frischei,
am 31.03. bei einer Pressekonferenz in Wien.
Im heimischen Handel sind kaum mehr Käfigeier zu finden. Die Preise sind im Vorjahr trotzdem leicht gesunken.
Das ergaben die Erhebungen der RollAMA 2009. "Für Eier, wie sie in Verarbeitungsbetrieben verwendet werden,
gibt es mittlerweile eine erprobte AMA-Gütesiegelrichtlinie, über die Qualität und Herkunft abgesichert
und kontrolliert werden", teilte Stephan Mikinovic, Geschäftsführer der AMA Marketing, mit. Immer
mehr Österreicher kaufen die Ostereier bereits fix und fertig", so Mikinovic.
"Seit 01.01.2009 ist in Österreich die Legehennenhaltung in Käfigen verboten. Damit ist die Alpenrepublik
Vorreiter innerhalb der EU. Nun zieht das übrige Europa langsam nach. Dadurch ergeben sich neue Marktchancen
für die heimischen Frischeiererzeuger", erläuterte Guggenberger. In Deutschland sei die herkömmliche
Käfighaltung seit Anfang 2010 verboten. Die Nachwirkungen dieser Umstellung seien auch in Österreich
spürbar. "Die Niederlande haben auf den Wandel in Europa reagiert und bereits frühzeitig einen Teil
ihrer Legehennen auf Alternativhaltung umgestellt. Der Rest der EU soll 2012 folgen. Der totale Ausstieg aus der
Käfighaltung ist allerdings zum derzeitigen Zeitpunkt noch mehr als fraglich", gab der Geschäftsführer
zu bedenken.
Bodenhaltung ist Gewinner der Umstellung
Die jährliche Erhebung der RollAMA zeigt in Bezug auf die Bedeutung der Haltungsformen deutlich, dass
die Umstellung auf alternative Haltungsformen in Österreich sowohl mengen- als auch wertmäßig vor
allem einen Gewinner hervorgebracht hat: die Bodenhaltung hat die Käfighaltung ersetzt. Freiland- und Bioeier
hingegen haben Marktanteile verloren. Die Gründe sind im preislichen Bereich zu suchen.
Kaum mehr Käfigeier im Handel
"In Österreich werden jährlich insgesamt etwa 2 Mrd. Eier verbraucht, das sind 236 Stück
pro Kopf. Mehr als ein Viertel des Bedarfes wird importiert - insbesondere von Verarbeitern und der Gastronomie.
Im Jahr 2009 wurden im heimischen Handel rund 709 Mio. Eier im Wert von rund Euro 166 Mio. gekauft. Die mengenmäßig
größten Verkäufe finden jedes Jahr im 1. Trimester statt, 2009 waren das von Jänner bis April
mehr als 200 Mio. Stück. Davon entfallen rund 50 Mio. allein auf die Tage rund um Ostern. Etwa 30 Mio. davon
werden bereits vorgekocht erstanden", informierte Mikinovic. 79% aller Eier werden über den Lebensmitteleinzelhandel
bezogen, die restlichen 21% über alternative Vertriebsquellen.
"Seit dem Käfigverbot für Legehennen werden im Lebensmittelhandel mittlerweile kaum mehr Eier aus
Käfighaltung angeboten, was darauf schließen lässt, dass der Handel zu einem großen Teil
auf heimische Produktion zurückgreift. Die mengenmäßig größte Gruppe mit 68% Anteil
sind Eier aus Bodenhaltung, gefolgt von Freilandeiern mit 21% und Bioeiern mit 11%", ergänzte Mikinovic.
Aufgrund der unterschiedlichen Preise seien die wertmäßigen Marktanteile mit 58% Bodenhaltung, 25% Freilandeiern
und 17% Bioeiern deutlich anders als die Mengenanteile.
Eierpreise leicht gesunken
Der Durchschnittspreis für eine Packung mit 10 Eiern (Bodenhaltung) fiel zwischen 2008 und 2009 von Euro 2,08
auf 2,06. Im Segment der Freilandeier ist in diesem Zeitraum der deutlichste Preisrückgang zu verzeichnen
(Euro 3,12 auf 2,96). Bioeier hingegen konnten von Euro 3,69 auf 3,71 sogar leicht zulegen.
AMA-Gütesiegel seit April 2009 auch für Eiprodukte
In Österreich gibt es vier größere Eiaufschlagwerke, in denen jährlich rund 200 Mio. Stück
zu flüssigen Eiprodukten (pasteurisiertes Vollei, Eigelb, Eiklar usw.) verarbeitet werden. Immer mehr Lebensmittelproduzenten
wie Bäckereien, Konditoreien und Nudelproduzenten stellen aufgrund der praktischen Verarbeitung und der größeren
Sicherheit vor Salmonellen in diese Richtung um. Seit April 2009 ist eine eigene AMA-Gütesiegel-Richtlinie
für Eiprodukte in Kraft. Erzeugnisse mit dem rot-weiß-roten AMA-Gütesiegel müssen zu 100%
aus österreichischen Eiern aus Boden-, Freiland- oder Biohaltung hergestellt werden. Zusätzlich ist eine
durchgängige Kühlkette zu gewährleisten und die Eiprodukte müssen naturbelassen bleiben (kein
Farbstoff usw.). Verpflichtend gefordert sind auch eine schonende Pasteurisierung und die Homogenisierung der Produkte.
Durch jährliche Betriebskontrollen und Produktanalysen werden die Kriterien abgesichert.
Herkunftssicherung auch für Verarbeitungsprodukte und Gastronomie gefordert
Ein Graubereich in Bezug auf die Herkunft von Eiern waren bislang die Verarbeitungsprodukte und die Gastronomie.
Immerhin werden ungefähr 60% aller im Inland verwendeten Eier in diesen Bereichen verarbeitet. "Die hohe
Qualität und nachvollziehbare Herkunft kann im Verarbeitungsbereich über die neue AMA-Gütesiegel-Richtlinie
abgesichert werden. In der Gastronomie wird in Betrieben, die mit dem AMA-Gastrosiegel ausgezeichnet sind, die
Herkunft der verwendeten Eier transparent. Wir bieten damit für fast alle Bereiche eine Ursprungssicherung
für Eier an", unterstrich Mikinovic.
"Gastronomie und verarbeitende Industrie sind äußerst preissensible Märkte, daher folgt die
Umstellung auf heimische Alternativware nur zögerlich", ergänzte Guggenberger. Die österreichischen
Frischeiererzeuger seien daher für eine verpflichtende Kennzeichnung von Lebensmitteln mit Eianteil. Der Konsument
solle auf einen Blick erkennen können, ob etwa für Nudeln oder Mehlspeisen Eier aus Alternativhaltung
oder Käfigeier verwendet wurden. Nur so sei es für ihn möglich, sich bewusst für eine tiergerechte
Haltungsform zu entscheiden.
Trend 2010: Regional und fair
Guggenberger verwies in diesem Zusammenhang auf das neue "regional und fair"-Logo der Österreichischen
Frischeier Erzeugergemeinschaft, das für ein partnerschaftliches Miteinander von Landwirten, Großhändlern,
Lebensmittelhandel und Konsumenten steht. "Das neue Zeichen garantiert einerseits die Regionalität. Alle
damit gekennzeichneten Eier – gekocht, gefärbt oder frisch - werden ausschließlich von Betrieben der
EZG Frischei unter den strengsten Umwelt- und Tierschutzauflagen produziert. Die Legehennen, von denen sie stammen,
leben in neuen tiergerechten Haltungsformen in ausgewählten Regionen. Die Transportwege sind dadurch so kurz
wie möglich, das tut auch unserem Klima gut", sagte Guggenberger. Das neue Zeichen stehe auch für
Fairness gegenüber Konsumenten und Produzenten: "Diese Eier sind von besonderer Qualität und dürfen
daher das AMA-Gütesiegel tragen. Die Erzeuger wiederum erhalten für diese hochwertigen Produkte faire
Preise. Letztlich profitieren wir alle davon", betonte der Geschäftsführer.
Umstellung nicht bereut
"Ich wünsche mir für die Zukunft, dass unsere Konsumenten vermehrt eine bewusste Entscheidung
für regional und fair erzeugte Produkte aus Österreich treffen", unterstrich Franz Kirchweger, Eierproduzent
aus Aschbach, NÖ. Er hat in die Umstellung von Käfig- auf Bodenhaltung rund Euro 150.000,- investiert
und bereut diese Entscheidung nicht. "Das Wohl der Tiere steht für uns genauso wie für die Konsumenten
an erster Stelle. Mit der Umstellung trägt unser Betrieb mit rund 7.700 Legehennen einen Teil zur Sicherung
des Selbstversorgungsgrades in Österreich bei", so Kirchweger. "Derzeit haben wir ca. 500.000 Legehennen
weniger in heimischen Ställen, da nicht alle Betriebe auf alternative Haltungsformen umstellen wollten oder
konnten. Da derzeit viele Ställe gebaut werden, ist garantiert, dass sich auch in Zukunft jeder Konsument
auch weiterhin für inländische Qualitätsware entscheiden kann", ist der Betriebsführer
überzeugt. |