Mitterlehner:
70 Prozent der Jugendlichen für einheitlichen Jugendschutz
Neuer Jugendmonitor zeigt Wunsch nach klaren Regeln bei Alkohol- und Tabakkonsum sowie
beim Ausgehen - Jugend ist trotz Krise optimistisch und will lieber gutes Arbeitsklima als hohes Gehalt
Wien (bmwfj) - Wirtschafts- und Jugendminister Reinhold Mitterlehner hat am 30.03. die erste Umfrage
des neuen Jugendmonitors präsentiert. "Mit dem Jugendmonitor erfassen wir in regelmäßigen
Abständen die Meinungen und Einstellungen der Jugendlichen. Damit können wir Klischees widerlegen und
erhalten eine wertvolle Unterstützung für unsere Politik", sagte Mitterlehner in einer Pressekonferenz
mit dem Politik- und Kommunikationswissenschaftler Peter Filzmaier. Dessen Institut für Strategieanalysen
(ISA) betreut den Monitor und führt heuer insgesamt drei Umfragen im Auftrag des Wirtschafts- und Jugendministeriums
durch. Netto werden jeweils 800 Jugendliche befragt, repräsentativ für die Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen.
"Anstatt punktueller und nicht vergleichbarer Umfragen im Jugendbereich verfügen wir mit dem Jugendmonitor
erstmals über ein systematisches Sensorium", so Mitterlehner. Zahlreiche Einstellungen werden regelmäßig
abgefragt, während zusätzlich jeweils ein aktueller Schwerpunkt gewählt wird.
Die erste Umfrage zeigt, dass eine sehr deutliche Mehrheit der Jugendlichen (70 Prozent) die von Mitterlehner geplante
Vereinheitlichung des Jugendschutzes befürwortet. "Das ist eine großartige Unterstützung.
Mit der Vereinheitlichung können wir den Jugendschutz von dem, was auf dem Papier steht, ins tägliche
Leben übersetzen und kontrollierbarer machen. Ein einheitlicher Jugendschutz bietet den Jugendlichen eine
bessere Orientierung", betonte Mitterlehner. Denn die Jugendlichen wünschen sich auch klare und verständliche
gesetzliche Regelungen für zahlreiche Lebensbereiche. 90 Prozent sind laut Jugendmonitor dafür, dass
die Politik das Alter, ab dem man Alkohol trinken darf, gesetzlich regelt. Beim Rauchen sind 84 Prozent dafür,
beim Ausgehen 75 Prozent. Zudem wollen 71 Prozent geregelt haben, ab welchem Alter sie welche Computerspiele kaufen
dürfen.
Ein weiteres Ergebnis des Jugendmonitors ist, dass die Jugend sehr optimistisch in die Zukunft schaut: "Die
Klischees von einer 'no future generation' sind völlig falsch", sagte Mitterlehner. 81 Prozent sind "sehr"
oder "eher" zuversichtlich für ihre Zukunft. "Je höher der Bildungsabschluss, desto positiver
sind die Jugendlichen gestimmt. Uni-Abgänger sind zu 89 Prozent optimistisch", so Mitterlehner. Dazu
kommt, dass insgesamt fast zwei Drittel (62 Prozent) der Befragten für sich keine Folgen der Wirtschaftskrise
fürchten.
Erfreulich ist auch, dass Jugendliche zu 62 Prozent eine sehr klare Vorstellung über ihre berufliche Zukunft
haben. Nur 37 Prozent lassen diese "eher auf sich zukommen". Um diese Werte weiter zu verbessern, setzt
Mitterlehner im Jahr 2010 auf den neuen Förderschwerpunkt Berufsorientierung, der vor allem bei den 14- bis
18-Jährigen ansetzt. Handlungsbedarf sieht Mitterlehner bei der Mobilität: 49 Prozent der Befragten wollen
in Zukunft in der Nähe ihres Wohnorts arbeiten, was zwar eine Chance für die regionale Wirtschaft ist,
aber auch zu Problemen bei der Jobsuche führen kann: "Wir müssen die Mobilität und das Internationalisierungsdenken
der Jugendlichen stärker fördern", so Mitterlehner.
Berufsleben: Jugend ist flexibel, Arbeitsklima ist wichtiger als hohes Einkommen
Der Jugendmonitor zeigt, dass es der Jugend im Berufsleben nicht in erster Linie um Karriere und Einkommen, sondern
um ein gutes Arbeitsklima geht. Auf die Frage "Welche Eigenschaften hat für Dich der ideale Job",
nennen 97 Prozent ein ansprechendes Arbeitsklima, nette Kollegen und ein gutes Verhältnis zum Vorgesetzten
sehr bzw. eher wichtig. Die vom Wirtschaftsministerium stark unterstützte Vereinbarkeit von Familie und Beruf
ist in diesem Zusammenhang für 89 Prozent wichtig. 81 Prozent nennen ein hohes Einkommen, 72 Prozent große
Karrierechancen. Dazu kommt, dass die Jugendlichen sehr flexibel eingestellt sind. Fixe Arbeitszeiten sind nur
für 56 Prozent ein Bestandteil des idealen Jobs. Insgesamt können sich mehr als drei Viertel der Jugendlichen
(78 Prozent) kein Leben ohne geregelte Arbeit oder Anstellung vorstellen. Noch stärker gilt dies für
weibliche Jugendliche, die hier zu 83 Prozent zustimmen.
Überraschend hoch ist auch die positive Einstellung zur Wirtschaft. 85 Prozent stimmen der Aussage zu, dass
"eine erfolgreiche Wirtschaft die Voraussetzung dafür ist, dass es uns allen gut geht, daher muss die
Politik eine möglichst gute Wirtschaftsförderung machen".
Ebenfalls abgefragt wurde das Thema Mitbestimmung: 66 Prozent empfinden ihre Mitbestimmungsmöglichkeiten als
passend, was ein Effekt des in Österreich möglichen Wählens mit 16 Jahren ist. Mehr Mitsprache wünscht
sich die Jugend neben der Bildung vor allem bei Jugendthemen. Daher setzt das Jugendministerium auf die möglichst
große Einbindung der Jugend bzw. ihrer Vertreter: bei Förderungen, gemeinsamen Projekten und vor allem
bei der geplanten Vereinheitlichung des Jugendschutzes. |
Sinn des Jugendmonitors fragwürdig
Der von Bundesminister Mitterlehner heute vorgelegte Jugendmonitor ist für die BJV
kein geeignetes Mittel guter Kinder- und Jugendpolitik
Wien (bjv) - Für die Bundesjugendvertretung (BJV), gesetzlich verankerte Interessenvertretung der jungen
Menschen in Österreich, ist der von Bundesminister Mitterlehner präsentierte Jugendmonitor hinterfragenswert:
"Minister Mitterlehner hat heute angekündigt, dass der Jugendmonitor seine Grundlage für Jugendpolitik
sein wird. Meinungsumfragen sind als wesentliche Grundlage für gute Jugendpolitik jedoch ungeeignet. Jugendpolitik
sollte vielmehr auf ernsthafte Einbeziehung der Jugendlichen und deren Interessenvertretung aufbauen. Denn wir
jungen Menschen wissen sehr genau, was wir wollen", so Rodaina El Batnigi, Vorsitzende der BJV.
"Vor allem die heute im Rahmen des Jugendmonitors präsentierte Umfrage zur Vereinheitlichung des Jugendschutzes
zeigt, dass es einfach nur notwendig wäre, die Vorstellungen der BJV zu Jugendpolitik ernst zu nehmen, anstatt
darauf aufbauend eine aus unserer Sicht unnotwendige Umfrage in Auftrag zu geben", so El Batnigi weiter.
Die Bundesjugendvertretung schlägt daher einen anderen Zugang zu Jugendpolitik vor, der effizienter wäre.
"Mitbestimmung der Jugendlichen und der BJV, Anerkennung der außerschulischen Jugendarbeit als wichtigen
Bildungssektor, die gemeinsame Entwicklung wichtiger jugendpolitischer Maßnahmen sowie eine abgesicherte,
unabhängige Jugendforschung wären die Grundpfeiler einer guten Politik für junge Menschen",
erklärt El Batnigi abschließend. |