Österreichs Industrie entwächst schrittweise der Krise   

erstellt am
30  03. 10

Bank Austria EinkaufsManagerIndex sendet im März kräftiges Wachstumssignal – Verbesserung der Auftragslage führt zu höchster Produktionsausweitung seit 20 Jahren
Wien (ba) - Das günstigere globale Umfeld unterstützt die weiter an Kraft und Stabilität gewinnende Erholung der österreichischen Industrie. "Die anhaltende Verbesserung der Auftragslage führt aktuell zu einer unerwartet dynamischen Produktionsausweitung in der Industrie. Die Beschäftigung im Sektor stabilisiert sich, die wachsende Nachfrage ermöglicht wieder Preisanpassungen an gestiegene Kosten und der Aufbau der Materiallager zeugt von einem nachhaltigen Stimmungsanstieg, der die Erwartung einer Fortsetzung des positiven Trends der vergangenen Monate festigt", beschreibt der Chefvolkswirt der Bank Austria Stefan Bruckbauer die wichtigsten Ergebnisse der jüngsten Umfrage unter österreichischen Unternehmern der verarbeitenden Industrie.

Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex, der die Umfrageergebnisse zur Geschäftslage der heimischen Industrieunternehmen in einer Zahl abbildet, setzt im März seinen seit fast einem Jahr andauernden Aufwärtstrend fort. "Der aktuelle Bank Austria EinkaufsManagerIndex hat sich auf 56,7 Punkte verbessert. Ein klares Signal für ein starkes Wachstum der österreichischen Industrie im Frühjahr", meint Bruckbauer. Nach einer Konsolidierungsphase im Herbst befindet sich der Indikator nun bereits seit drei Monaten sehr deutlich über der Neutralitätslinie von 50 Punkten.

Ein eindrückliches Lebenszeichen der wieder gewonnenen Stärke der heimischen Industrie ist der markante Anstieg der Produktionsleistung im März. Der Produktionsindex hat auf 60,4 Punkte zugelegt und damit den zweithöchsten jemals gemessenen Wert erreicht. "Die österreichischen Industrieunternehmen haben im März die Produktion so stark ausgeweitet, wie seit 20 Jahren nicht mehr, da sich die Auftragslage kontinuierlich verbessert", meint Bruckbauer. Die Auftragspolster nehmen mit weitgehend stabiler Geschwindigkeit zu, da sich das Neugeschäft anhaltend günstig entwickelt. Die Nachfrage aus dem Inland hat in der jüngsten Vergangenheit deutlich angezogen. Der Auslandsmarkt, der zu Beginn der Erholung die treibende Kraft war, ist derzeit nur noch die etwas stärkere Komponente, zumal die Nachfragedynamik aus dem Ausland geringfügig an Tempo verloren hat. Die Daten der kommenden Monate müssen erst noch bestätigen, ob dies bereits ein erstes Anzeichen für eine mittelfristig wieder etwas nachlassende Industriekonjunktur ist.

Derzeit verstärken sich die positiven Konjunktursignale jedoch noch weiter. "Erstmals seit Mitte 2008 haben die Unternehmen ihren Lagerstand von Vormaterialien erhöht. Ein deutliches Zeichen, dass die Zuversicht in der heimische Industrie langsam steigt und man sich in Erwartung wachsender Nachfrage für neue Aufträge besser wappnen will", so Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Zudem hat sich der seit vielen Monaten andauernde kostenbedingte Abbau der Verkaufslager massiv einzubremsen begonnen. Die Prioritäten verschieben sich offenbar wieder langsam von unbedingtem Kostenbewusstsein in Richtung risikobewusster Wahrnehmung neuer Geschäftschancen.

Noch überwiegt unter den heimischen Akteuren eine skeptische Grundhaltung zum laufenden Erholungstrend. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass die Industrie mit Lieferschwierigkeiten aufgrund zu niedriger Lagerbestände auf Lieferantenseite und verzögerten Warenauslieferungen konfrontiert ist. Die durchschnittlichen Lieferzeiten für die Industrieunternehmen haben sich im März weiter erhöht, da die Mehrzahl der Unternehmen offenbar nicht auf einen so starken Anstieg der Einkaufsmenge vorbereitet war. Die Einkaufspreise sind folglich so stark wie schon seit 1,5 Jahren nicht mehr gestiegen. Allerdings haben erstmals seit Herbst 2008 auch die Verkaufspreise angezogen. "Die Nachfrage ist erstmals seit Monaten stark genug, dass kostenbedingte Steigerungen der Einkaufspreise zumindest teilweise an die Kunden weitergegeben werden können. Ein Ende der seit neun Monaten laufenden Verschlechterung der Preisrelationen für die heimischen Industriebetriebe ist damit jedoch weiter nicht in Sicht", so Pudschedl.

Die Stärke des Aufschwungs in der verarbeitenden Industrie Österreichs hat seit Jahresbeginn 2010 merklich zugenommen und zu einem beeindruckenden Comeback des Sektors geführt. Die jüngsten Daten des Bank Austria EinkaufsManagerIndex zeigen ein aktuell überraschend hohes Erholungstempo. Zudem haben sich die positiven Konjunktursignale für die heimische Industrie in den vergangenen Wochen auf breiter Front verbessert, was unterstreicht, dass die Erholung an Robustheit zugelegt hat. Damit sind die Aussichten für ein Anhalten des günstigen Trends deutlich gestiegen. "Wir dürfen nicht übersehen, dass die aktuell hohe Dynamik erheblich durch die Schwere des Rückfalls des vergangenen Jahres beeinflusst ist und mittelfristig die Aussichten durch das weltweite Auslaufen der staatlichen Konjunkturprogramme und die Umsetzung von Entschuldungsstrategien deutlich zurückhaltender einzuschätzen sind. Die jüngsten Daten machen dennoch deutlich, dass sich die österreichische Industrie auf dem besten Weg befindet, der Krise endgültig zu entwachsen", fasst Bruckbauer zusammen.
     
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