Verschiedene Ansätze zum Türkisch-Unterricht in Wien  

erstellt am
12  04. 10

 Türkischer Botschafter Tezcan zu Besuch bei Bürgermeister Häupl
S.E. Kadri Ecvet Tezcan und Bürgermeister Dr. Michael Häupl nahmen bei einem gemeinsamen Pressegepräch zu den Themen Bildung und Integration Stellung.
Wien (rk) - Am Nachmittag des 09.04. trafen sich im Wiener Rathaus der seit kurzem amtierende türkische Botschafter S.E. Kadri Ecvet Tezcan und Bürgermeister Michael Häupl. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die Themen Bildung und Integration.

Grund des Treffens sei, so Häupl, das "fundamentale gemeinsame Interesse des friedlichen Zusammenlebens". Sowohl Tezcan als auch Häupl sahen im Thema Sprache den Schlüssel zu einer gelungenen Integration. Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass die Beherrschung der Muttersprache eine wichtige Grundlage für den Erwerb einer weiteren Sprache darstelle. Häupl verwies in diesem Zusammenhang auf die zahlreichen Angebote der Stadt, neben dem Gratiskindergarten unter anderem auf den kostenlosen muttersprachlichen Unterricht, der derzeit von 6.000 SchülerInnen mit türkischer Muttersprache an 131 Schulstandorten besucht werde. Zudem bestehe die Möglichkeit, Türkisch an bestimmten Schulen als zweite lebende Fremdsprache zu wählen. Dies wiederum ermögliche es, in diesem Fach zu maturieren.

Die Wichtigkeit, auch im Ausland die Muttersprache zu erlernen um eine bessere Grundlage für eine zweite Sprache zu schaffen, unterstrich auch der türkische Botschafter. Kritik übte er diesbezüglich an Innenministerin Fekter, die "diese Tatsache nicht anerkennen will". Wie Häupl sprach sich Tezcan für einen Kulturaustausch und gegenseitigen Respekt aus. Die erste Aufgabe müsse sein, die Gesetze und Richtlinien des Landes, in dem man lebt, zu befolgen. Man sei Österreich zu Dank für die erwiesenen Leistungen verpflichtet. Er erinnerte aber auch daran, dass zahlreiche Akademiker, Künstler und Firmenbesitzer ihren Beitrag in Österreich leisten würden. Abschließend appellierte Tezcan an seine Landsleute, die zahlreichen bestehenden Bildungs- und Beratungsangebote wahrzunehmen. Besonders für Frauen wolle man seitens der Botschaft Ansprechpartner sein.

 

 Ekici: Nervosität auf Seiten der SPÖ nimmt zu
Eingeständnis, dass Integration keine Einbahnstraße ist, kommt 15 Jahre zu spät, Herr Bürgermeister!
Wien (vp) - Nach 15 verlorenen Jahren erkennt SPÖ-Chef Häupl spät aber doch, dass Integration keine Einbahnstraße ist und ruft in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem türkischen Botschafter, S.E. Kadri Ecvet Tezcan, dazu auf, die Sprache zu erlernen, um sich zu integrieren. "Diese Einsicht kommt leider 15 Jahre zu spät, Herr Bürgermeister. Fakt ist jedenfalls, dass Integrationspolitik in Wien nicht stattfindet - es sei denn, dass Wahlen vor der Türe stehen. So waren die "Mama lernt Deutsch"-Kurse keine Idee der SPÖ, sondern eine jahrelange Forderung der ÖVP Wien, die wie so viele Ideen der ÖVP in den letzten Jahren übernommen und als eigener Erfolg verkauft wurde - nachdem man Jahre lang erklärt hatte, dass es keinen Bedarf gebe.

Offenbar nimmt die Nervosität auf Seiten der SPÖ zu - anders sind die zahlreichen Versuche der SPÖ, den Wienerinnen und Wienern Geschäftstüchtigkeit vorzugaukeln, nicht zu erklären", so heute die Integrationssprecherin der ÖVP Wien, LAbg. Sirvan Ekici.

"Anders als von Häupl heute erklärt, ist die Realität der türkischen Migranten in Wien nicht rosig und verwendet man auch noch so eine rosa Brille. Tatsache ist, dass türkische Jugendliche in Sonderschulen abgeschoben werden und nur selten einen erfolgreichen Bildungsweg bestreiten. Diese insbesondere deshalb, weil auch diese Jugendlichen nur dann von Bedeutung für Häupl sind, wenn Wahlen anstehen - am 11.10.2010 werden sie bereits wieder vergessen sein und alles weitergehen wie gehabt. Die Integrationspolitik in Wien ist ein reiner Fleckerlteppich - was wenig verwundert, fehlt doch in Wien noch immer ein Integrationskonzept und fristet die Integrationspolitik mit einem Jahresbudget von läppischen 8 Millionen Euro ein Schattendasein in Wien - zum Vergleich: das Praterdebakel kostete die Wienerinnen und Wiener 60 Millionen Euro", so Ekici.

Wir bekennen uns zur schulischen Sprachförderung für Menschen mit Migrationshintergrund, werten Häupls Vorschlag einer Türkischen Schule jedoch als Ablenkungsmanöver. Die ÖVP Wien sieht anders als Bürgermeister Häupl mehr Handlungsbedarf bei der Bewältigung von Alltagsproblemen. "Bei Häupl stimmt das Prioritätenverhältnis einfach nicht! Zu aller erst muss sichergestellt sein, dass die Wienerinnen und Wiener türkischen Ursprungs die deutsche Sprache beherrschen.

Ohne das Erlernen der Landesprache wird Integration nicht funktionieren. Da hilft auch ein Türkisches Gymnasium wenig. In Wien muss mehr getan werden, als ständig über Prestigeprojekte zu philosophieren. 15 Jahre Häupl waren 15 verlorene Jahre für Wiens Integrationspolitik. Frischer Wind ab dem 10.10.2010 ist angesichts des Versagens von Häupl garantiert", betont Ekici abschließend.

 

Strache: Häupl will mit türkischen Schulen Parallel- und Gegengesellschaften offensiv fördern
Freiheitliche fordern Stellungnahme von Bundeskanzler und Vizekanzler zu verantwortungslosen Häupl-Plänen
Wien (fpd) - FPÖ-Bundesparteiobmann HC Strache lehnt die Errichtung türkischer Schulen in Wien oder anderswo in Österreich entschieden ab. Mit seinem diesbezüglichen Vorstoß habe sich SPÖ-Bürgermeister Häupl endgültig selbst entlarvt. "Nicht nur, dass Häupl nichts gegen die Entstehung von Parallel- und Gegengesellschaften unternimmt, jetzt will er sie sogar noch offensiv fördern", kritisierte Strache. Es sei wirklich höchst an der Zeit, dass dieser verantwortungslose Bürgermeister endlich seinen Sessel räume.

Strache erinnerte daran, dass die deutsche Bundeskanzlerin Merkel eine derartige Forderung des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan klar abgelehnt habe. An erster Stelle müsse das Erlernen der deutschen Sprache stehen, betonte der FPÖ-Obmann, der auch die Bundesregierung zu einer Stellungnahme zu Häupls ungeheuerlichem Vorhaben aufforderte. Faymann und Pröll sollten ein eindeutiges Bekenntnis ablegen, dass Migranten die deutsche Sprache zu erlernen hätten. Integration - und damit das Erlernen der deutschen Sprache - sei eine Bringschuld der Zuwanderer. Wer dazu nicht bereit sei, habe in Österreich nichts verloren. Die Errichtung türkischer Schulen und Gymnasien wäre ein verheerendes Signal und geradezu eine Aufforderung, weitere Parallel- und Gegengesellschaften zu errichten.

 

 Vassilakou: Sprachmisere in Wien harrt seit Jahren einer Lösung
Rot-schwarze Kindergarten-Misere verursacht Sprachdefizite
Wien (grüne) - "Wir müssen sicher stellen, das in Wien kein Kind die Pflichtschule verlässt, ohne dass es perfekt Deutsch spricht und die eigene Muttersprache beherrscht. Ich fordere dafür die Umsetzung von Maßnahmen, damit in Wien endlich flächendeckend und qualitätsvoll auf die mangelhaften Sprachkenntnisse vieler SchülerInnen reagiert werden kann", so Vassilakou. "Populistische Ausssagen wie die Häupl-Forderung nach türkischen Schulen sind hier genauso fehl am Platze wie Krokodilstränen der ÖVP. Wien braucht beispielsweise eine massive Aufstockung von qualifiziertem Lehrpersonal und Änderungen im Lehrplan. Dazu müssen auch TürkischlehrerInnen in Österreich ausgebildet und türkische Abschlüsse in Österreich anerkannt werden.

Muttersprachlicher Unterricht muss zum Pflichtfach werden und die Matura ermöglicht werden", so Vassilakou. "Nur so kann Wien verhindern, dass Kinder und Jugendliche mit schweren sprachlichen Defiziten sowohl in Deutsch als auch in ihrer Muttersprache nur schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben."

"Viele der Sprachprobleme von Wiener Kindern haben ihre Wurzeln in der katastrophalen Platz- und Personalsituation der Kinderbetreuung in Wien. Hier können sich die Wiener SPÖ und Staatssekretärin Marek die Hand reichen. Denn die absurden Kriterien der Wiener SPÖ bei der Vergabe von Kindergartenplätzen führen dazu, dass gerade Kinder mit Migrationshintergrund nur schwer einen Platz bekommen. Und dass Marek den mühsam erkämpften Gratis-Kindergarten untergräbt, bringt den Wiener Kindern erst recht keine Möglichkeiten, Deutsch und die eigene Muttersprache möglichst früh perfekt zu lernen", so Vassilakou.
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Wiener Landtag vertretenen Parteien –
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