Österreicher machen wieder mehr Urlaub im eigenen Land   

erstellt am
12  04. 10

Mehr Beschäftigte im Tourismus in Österreich, Zahl der arbeitslos Gemeldeten im März um 3,9 Prozent gesunken - Schenner: "Tourismus ist der Ochse, der den Karren zieht"
St. Anton am Arlberg (pwk) - 178.723 Personen (Vollzeitäquivalente) waren 2009 im Tourismus in Österreich beschäftigt - "Das sind nur unwesentlich - in Zahlen 1,3 Prozent - weniger als im Jahr 2008. Das bedeutet: Auch in Sachen Beschäftigung ist der Tourismus in Österreich damit der Ochse, der den Karren zieht", unterstrich Hans Schenner, Obmann der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschat der Wirtschaftskammer Österreich, am 10.04. in St. Anton am Arlberg vor Journalisten.

Ein Blick auf die aktuellsten Zahlen vom Februar 2010 zeigt, dass die Zahl der Beschäftigten gegenüber dem Vergleichsmonat Februar um 2.357 oder 1,2 Prozent auf insgesamt 195.877 zugenommen hat. Gestiegen ist im Februar auch die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen, nämlich um 358 oder 10,1 Prozent auf 3.890. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei sofort verfügbaren offene Lehrstellen: 1.484, das sind um 238 oder +19,1 Prozent mehr als im Februar 2009. Von insgesamt 3.152 offenen Lehrstellen in Österreich entfällt rund die Hälfte (47 Prozent) auf den Tourismus. Die Tourismus-Lehrberufe wie Restaurant-, Gastronomie-Fachkraft oder Koch rangieren in der Beliebtheitsskala ganz oben.

Wiewohl die heimische Tourismuswirtschaft im laufenden Wintergeschäft im Vergleich zu den Vorjahren leichte Einbußen hinnehmen muss, ist sie vor dem Hintergrund der (welt-)wirtschaftlichten Turbulenzen bis dato mit einem blauen Auge davongekommen. Die der Statistik Austria weist für den Zeitraum November 2009 bis Februar 2010 43,45 Millionen Übernachtungen aus, das sind um 1,6 Prozent weniger als in der entsprechenden Vorjahresperiode.

Das Minus ist vor allem auf den Rückgang bei den ausländischen Gästen (-2,7 Prozent) zurückzuführen. Bei Gästen aus den wichtigsten Herkunftsländern ist eine rückläufige Nächtigungsentwicklung zu beobachten, so etwa bei jenen aus Deutschland ( 2,7%). Das ändert aber nichts daran, dass die Deutschen mit rund 40 Prozent nach wie vor die größte Anzahl ausländischer Gäste in Österreich stellen. Die Zahl der Gäste aus den Niederlanden ist um 2,2 Prozent, aus dem Vereinigten Königreich um 10,6, aus Ungarn um 6,5, aus Polen um 6,8 sowie aus Rumänien um 13,9 Prozent gesunken. Positiv haben sich hingegen die Nächtigungszahlen von Gästen aus Frankreich (+18,4 Prozent), Russland (+8,2 Prozent), Italien (+4,4 Prozent) sowie aus Belgien (+1,7 Prozent) entwickelt.

Erfreulich: Ein Plus von 2,4 Prozent gab es bei den Übernachtungen von inländischen Winterurlaubern zu verzeichnen, damit mit 9,95 Millionen kratzt diese Gästegruppe knapp an der 10-Millionen-Grenze. "Dazu hat auch die Inlands- und Nahmarkt-Kampagne der Österreich Werbung beigetragen", führte Schenner aus. Jetzt müsse das Ziel sein, den heimischen Gast zu halten und dem Rest der Welt Lust auf Österreich zu machen. Zu den wichtigsten Herkunftsmärkten von Österreich-Urlaubern gehören mit rund 10 Prozent auch die Niederlande.

Etwas größer ist das Minus bei den Umsätzen, weil die Urlauber zwar weniger am Urlaub selbst, im Urlaubsort aber an Nebenausgaben (Essen gehen, Nutzung von touristischen Zusatzangeboten) sparen. In Summe kann das Umsatzminus der Tourismuswirtschaft im Vergleich zum Vorjahr je nach Region dadurch von 3 bis 8 Prozent betragen. Die Winterurlauber geben in Österreich in Summe aber immer noch mehr als 12 Milliarden Euro aus.

Als Devise für die unmittelbare Zukunft - für die zu Ende gehende Winter- sowie für die Sommersaison - formulierte Schenner drei Punkte: "Wir brauchen wieder mehr Gäste auf der Piste, den Zuwachs an inländischen Gästen gilt es auszubauen und die Zahl der Österreich-Urlauber aus aller Welt muss gesteigert werden." Diesbezüglich sieht der Tourismus-Obmann insbesondere die Landes- und Ortstourismusverbände gefordert: Diese sollen Einsparungs- und Synergiepotenziale heben und die so frei werdenden Mittel in Werbung für Österreich investieren.

Zudem fordert Schenner im Hinblick auf den Sommer 2010 und den nächsten Winter die Formulierung "quantitativer Ziele für Nächtigungen und Ankünfte für alle wichtigen Herkunftsmärkte sowie klare Maßnahmen, um diese zu erreichen."

IHS-Chef Bernhard Felderer, auch Vorsitzender des Staatsschulden-Ausschusses, sieht im Bezug auf die Tourismus-strategische Ausrichtung Österreichs nicht die Notwendigkeit für eine komplette Neu-Orientierung. Er sprach allerdings von einer im Anmarsch befindlichen "neuen Kultur der Finanzierung mit Blick und starkem Fokus auf Eigenkapital." Angesichts der höchsten Verschuldung aller Zeiten nicht nur Österreichs machte der Wirtschaftsweise als größte Herausforderung die Lösung der Frage aus: "Wie können die Schulden wieder reduziert werden?"
     
zurück