Wissenschaftsministerin bei der ersten Aktuellen Stunde im Bundesrat
Wien (övp-pk) - Wir brauchen einen modernen österreichischen Hochschulraum, der einer europäischen
Normalität entspricht. Wir brauchen Klarheit beim Hochschulzugang und eine sichere Qualität in der Lehre
und Ausbildung, auf die man sich im In- und Ausland verlassen kann. Klarheit beim Hochschulzugang haben wir dann,
wenn die Universitäten planbare Kapazitätsgrenzen kennen und eine bessere Verteilung der Studienanfänger
auf das vorhandene Studienangebot erreicht ist. Das sagte Wissenschaftsministerin Beatrix Karl am 09.01. in der
ersten Aktuellen Stunde im Bundesrat, die sich dem Thema Zugangsbeschränkungen widmete.
Die Zahl der Absolventinnen und Absolventen solle sich positiv entwickeln können - nicht die Qualität
durch Phänomene der Massenuniversität negativ. Karl wies darauf hin, dass der freie Hochschulzugang zu
keiner sichtbaren Verbesserung der sozialen Struktur der Studierenden an den Unis geführt habe. Dass faire
Zugangsregelungen zu einer besseren Integration sozial schwacher und bildungsferner Schichten führen, zeige
das Erfolgsmodell der Fachhochschulen, bei denen es Aufnahmeverfahren gebe.
Beatrix Karl wies in diesem Zusammenhang darauf hin, die 100 Millionen Euro pro Jahr, die Finanzminister Josef
Pröll aus der Ökologisierung des Steuersystems ab 2011 zur Verfügung stellen will, auch für
den Ausbau von Fachhochschulstudienplätzen zu verwenden, die in der Wirtschaft besonders nachgefragt werden.
Zudem seien mit den Mitteln die Einrichtung von Exzellenzclustern und die Förderung von universitären
Gründerzentren geplant. Zusätzlich zu diesen 100 Millionen seien kürzlich 34 Millionen Euro für
die Verbesserung der Lehr- und Studienbedingungen und weitere 34 Millionen Euro für die Verbesserung der Forschungsinfrastruktur
an den Universitäten investiert worden.
Mit der Quotenregelung wollen wir Gesundheitsversorgung in Österreich sichern Karl sprach auch die spezielle
Situation der Medizinischen Universitäten an. "Mit einem Zugangsverfahren kann ich den Studierenden eine
bessere Qualität und stärkere forschungsgeleitete Lehre bieten als in einem Massenstudium." Die
Ministerin verwies auch darauf, dass der Numerus Clausus in Deutschland nicht ersatzlos abgeschafft, sondern durch
ein neues Aufnahmeverfahren ersetzt werde. Die Quotenregelung in Österreich sei gerechtfertigt, da großteils
die deutschen Medizinabsolventen wieder in ihre Heimat zurückgehen würden und in Österreich dann
zu wenige Ärzte vorhanden seien. "Mit der Quotenregelung wollen wir die Gesundheitsversorgung in Österreich
sicherstellen." Ihr, Karl, sei jeder deutsche Studierende willkommen, der aufgrund der guten Universitäten
nach Österreich komme. "Wenn diese jungen Menschen aber nur kommen, weil sie keinen Studienplatz im eigenen
Land erhalten, dann haben wir ein Problem. Wir haben nicht die Kapazitäten, das alles aufzufangen", so
die Ministerin.
Es stelle sich die Frage, was man bereits in Bezug auf die Studienwahlentscheidung verbessern könne. Und hier
müsse man bereits in der Schule ansetzen. "60 Prozent der Studienanfänger gehen in nur zehn Prozent
der Studien. Wir müssen die angehenden Studierenden daher besser informieren, welches umfangreiche Studienangebot
wir haben." Gerade im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich benötige man Studierende. Die Massenfächer
seien heillos überlaufen.
Karl appellierte abschließend an die Bundesräte, gemeinsam daran zu arbeiten, die Qualität und
die Rahmenbedingungen an den österreichischen Hochschulen zu verbessern, "damit wir auch dem internationalen
Wettbewerb standhalten können und unsere Universitäten international in der Topliga führen und die
beste Qualität unseren Universitäten zur Verfügung stellen können". |