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Rabenhoftheater zeigt Wiener Märchenposse "Häuserl am Oasch" |
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Wien (rk) - Es gibt Wien-Bilder, die sind verwertbar und es gibt untergründige, zähe Wien-Bilder,
die sich einer solchen Verwertung entziehen: Mit seinem schrägen Singspiel "Das Häuserl am Oasch",
welches Mittwoch Abend seine lauthals bejubelte Uraufführung im Rabenhoftheater feierte, erinnert Ernst Molden
(Stück und Komposition) an zweiteres mit aller Ernsthaftigkeit, die einem heute noch zur Verfügung steht. Der stadtnahe Wienerwald, die Höhenstraßen-Territories von Wien, das jetzt wieder frühlingshaft ergrünte Buchenreich zwischen Krapfenwaldbad, Beethovengang, Dreimarkstein und Hameau ist so ein Topos, den es zwar gibt, der aber in den letzten Jahrzehnten etwas aus der Mode geraten ist. Wild herumlaufende Hunde, "gackerlgelbe" Mountainbiker haben ihm ebenso den Garaus bereitet, wie ein Naturverständnis, das lieber mit Biodiversitätszahlen argumentiert, als mit Sagen, Märchen und einem Schuss geheimnisvoller Heurigen-Romantik verführt. Molden, in dessen Familienchronik diese seltsame Wienerwald-Verehrung eingeschrieben ist - in der Autobiographie seines Onkels Fritz Molden ("Fepolinski und Waschlapski auf dem berstenden Stern.") findet sich viel Zitables zu diesem Thema, wie auch in Ernst Moldens Guerilla-Roman "Doktor Paranoiski" (2001) -, verlockt mit seinem Stück zu zweiterem. Vollste Unterstützung findet er hierbei bei seinem kongenialen Regisseur, Rabenhof-Direktor Thomas Gratzer, bei der fünfköpfigen Schauspielertruppe (Ingrid Lang, Michou Friesz, Markus Kofler, Heribert Sasse, Gerald Votava), wie auch in der Band Moldens, darunter der bekannte Akkordeonspieler Walther Soyka, die im Schattenspiel dem "großen Wald" ihre Reverenz erweisen. Um Moldens Geschichte, die von verwunschenen, 739 Jahre alten Waldmenschen, (Unter)Döblinger Lebensweisen und einem Hunde tötenden "Phantom" handelt, in Szene zu setzen, holt Gratzer gleichsam Richard Teschners Holzschnitt-Theaterkunst aus den Vitrinen des Theatermuseums und haucht ihr neue Aktualität ein. Seltsam schaurig gibt sich das Wald-Bühnenbild, als phantomartige Silhouette ist Molden zu sehen, den Schauspielern selbst wird mit Heurigentisch, Straßenlampe und einer Bank viel Platz zum Herumgehen, Singen und Tanzen geboten. Gleich ob Sasse als verwunschener, grantelnder Hugo Krotil oder Michou Friesz als reaktionäre Lueger- und Ferdinand von Saar-Verehrerin: Die gesamte, auch gut geschminkte Crew - Votava als Banker, der drei Monate im Wald alleine vegetiert, merkt man die Spuren eines solchen Aufenthaltes ebenso glaubhaft an wie die 739 Jahre bei Heribert Sasse - überzeugt. Auch wenn das Lied von den "oild'n Baam" am Ende ölig ins Ohr tropft und einige Passagen an Neil Youngs elegische Vertonung von Jim Jarmusch Western "Dead Man" erinnern, verwertbare Musical-Hoffnungen will das "Häuserl am Oasch" nicht erwecken. Dafür ist das Märchenformat letztendlich zu ernst gemeint, will eher Ferdinand Raimund nicken, denn irgendeinen Musical-Scout aus dem Lyod Webber-Universum applaudieren sehen. Aus dem "Leonard Cohen Wiens" (Falter-Zitat) ist mit dessen neuem Stück ein neuer, schräger Gegenwart-Raimund der Wiener "urban legends" geworden. |
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Informationen: http://www.rabenhof.at | ||
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