Zertifizierungen von Alten- und Pflegeheimen werden fortgesetzt
Wien (bmask) - Anlässlich der heutigen Auftaktveranstaltung für die nächste Runde
der Zertifizierungen nach dem "Nationalen Qualitätszertifikat für Alten- und Pflegeheime in Österreich"
hat Sozialminister Rudolf Hundstorfer auf die Bedeutung der Alten- und Pflegeheime hingewiesen. "Die Rolle
der Alten- und Pflegeheime bei der Betreuung unserer älteren Mitmenschen wird vielfach unterschätzt",
sagte Hundstorfer.
Derzeit leben in Österreich etwa 4 Prozent der Menschen über 65 Jahre in einem Heim. Zieht man jedoch
nicht nur einen bestimmten Stichtag als Berechnungsgrundlage heran, sondern die Anzahl der alten Menschen, die
eine zeitlang in einem Alten- und Pflegeheim zubringen, ergibt dies, dass ca. 20 Prozent der alten Menschen - besonders
der hochaltrigen Menschen über 85 Jahre - die meist letzte Zeit ihres Lebens im Heim verbringen.
"Umso wichtiger ist es, dass sich das Qualitätsverständnis in den Alten- und Pflegeheimen in Österreich
in den letzten Jahren stark geändert hat", erklärte Hundstorfer. "Die Bewohnerinnen und Bewohner
werden zunehmend als Kundinnen und Kunden gesehen, deren gestiegenen Erwartungen an die Dienstleistungsqualität
möglichst entsprochen werden muss", sagte Hundstorfer. Studien belegen zudem, dass ein respektvoller
Umgang, das Eingehen auf individuelle Ansprüche und Erfordernisse und die Wahrung der Autonomie und Selbstbestimmung
auch bei Einschränkungen und Defiziten die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner entscheidend
mitbestimmen.
Genau diese Aspekte stehen beim "Nationalen Qualitätszertifikat für Alten und Pflegeheime in Österreich"
im Mittelpunkt. Das Nationale Qualitätszertifikat ist ein österreichweit einheitliches System zur objektiven
Bewertung der Qualität von Alten- und Pflegeheimen durch unabhängige Zertifiziererinnen und Zertifizierer.
Entwickelt wurde es von einer vom Sozialministerium gemeinsam mit dem Dachverband der Alten- und Pflegeheime Österreichs
eingerichteten Arbeitsgruppe, in der die Bundesländer, der Österreichische Seniorenrat, Pro Senectute
Österreich, das Institut für Bildung im Gesundheitsdienst und Pflegedienstleitungen mitarbeiten. Ziel
der Zertifizierungen ist es, gute Qualität von Alten- und Pflegeheimen sichtbar zu machen und einen Anreiz
für die Weiterentwicklung der Qualität zu geben.
Nach einer Pilotphase, die 2009 mit der Verleihung der Zertifikate an die ersten 14 Häuser abgeschlossen wurde,
starten nun weitere Zertifizierungen.
Bewertet werden in den nächsten beiden Jahren 18 Alten- und Pflegeheime, die - als Voraussetzung für
die Zertifizierung - bereits weitreichende Maßnahmen zur Sicherstellung der größtmöglichen
individuellen Lebensqualität ihrer Bewohnerinnen und Bewohner gesetzt und ein Qualitätsmanagement-System
eingeführt haben.
"Auf diese Weise ist gewährleistet, dass Maßnahmen systematisch und unter Einbeziehung möglichst
aller Beteiligten umgesetzt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Qualität nicht allein von
der Initiative einzelner Führungskräfte oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abhängt", ist
Hundstorfer überzeugt.
Auch im Hinblick auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zahlt es sich aus, verstärkt auf Qualitätsentwicklung
zu setzen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit zur Mitgestaltung, die Kommunikation
wird verbessert, die Abläufe werden optimiert. "Diese Maßnahmen können dazu beitragen, dass
Burnout-Symptome und die Fluktuationsrate sich verringern", so der Arbeits- und Sozialminister.
Die Länder haben zugesagt, sich weiterhin an diesem anspruchsvollen Projekt zu beteiligen. "Sie unterstützen
damit die Bemühungen der Alten- und Pflegeheime und dokumentieren ihr Bestreben, für eine qualitätsorientierte
Begleitung von älteren Menschen zu sorgen", erklärte Hundstorfer.
Die Überleitungsphase 2010 und 2011 soll genutzt werden, um die gesetzliche Verankerung des Nationalen Qualitätszertifikats
vorzubereiten. Die Kosten für die Entwicklung der Grundlagen und die Zertifizierungen tragen Bund und Länder
gemeinsam. |