Wien auf dem Weg zur Ganztagsschule   

erstellt am
06  04. 10

Zwei neue Volksschulen und auch drei AHS-Standorte ab Herbst Ganztagsschulen
Wien (rk) - Anfang Februar haben sich die WienerInnen bei der Volksbefragung mit einer Zustimmung von 77 Prozent für die Schaffung eines flächendeckenden Ganztagsschulangebots ausgesprochen. Im Rahmen des wöchentlichen Pressegesprächs von Bürgermeister Dr. Michael Häupl präsentierten Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch und Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl heute den Fahrplan für die Umsetzung.

"Für die Politik bedeutet dieses Ergebnis einen klaren Auftrag. Und so haben wir vom ersten Tag nach der Volksbefragung alles daran gesetzt, das Projekt einer flächendeckende Ganztagsschule auf Schiene zu bekommen", betonen Oxonitsch und Brandsteidl. "Schon jetzt sind in Wien fast 8.000 Kinder in Ganztagsvolks- und Hauptschulen - damit ist die Wahlfreiheit in Wien bereits jetzt besser gegeben als in jedem anderen Bundesland."

Konkret besuchen im Bereich der Wiener Pflichtschule derzeit 7.805 Kinder insgesamt 27 "echte" Ganztagsschulen mit verschränkten Unterrichts- und Freizeiteinheiten. Nach Schularten unterteilt gehen 6.590 Kinder in eine der 23 Ganztags-Volksschulen und 1.215 Kinder in eine der vier Ganztags-Hauptschulen. Die positiven Effekte von Ganztagsschulen sind vielfach belegt: So wurde bereits bei der PISA-Studie eine "allgemein leistungssteigernde Wirkung von Unterrichts- und Lernstunden in der Schule" nachgewiesen und auch die OECD weist darauf hin, dass "dass Leistungen und Kompetenzen der SchülerInnen steigen, wenn sie mehr Lernzeit in der Schule verbringen."

Ausbau im Volksschulbereich
"Wir nehmen jetzt im Pflichtschulbereich rasch die Umsetzung des verstärkten Angebots an Ganztagsschulen in Angriff", betont Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch. "Noch heuer gehen weitere Standorte in Betrieb: Die Volksschulen am Bildungscampus am Nordbahnhofgelände und in der Vereinsgasse 29 werden ab dem Schuljahr 2010/11 ganztägig geführt." Weitere Ganztags- Volksschulen sollen an den Campus-Standorten am Hauptbahnhofgelände und am Donaufeld Nord entstehen." Darüber hinaus überprüft derzeit eine Expertengruppe mögliche Standorte in ganz Wien, die künftig als Ganztagsschulen geführt werden können. "Viele Schulen werden wir im Rahmen des laufenden Schulsanierungspaktes umstellen können", so Oxonitsch.

"Ziel ist, in den nächsten sieben Jahren die Standorte im Pflichtschulbereich zu verdoppeln und in jedem Bezirk jeweils mindestens eine ganztägige Schulform anzubieten", betont Oxonitsch. "Eltern sollen aber nach wie vor die Möglichkeit haben, sich für eine halbtägig geführte Schule zu entscheiden."

Eine Verbesserung gibt es nun auch bei der Betreuung in den Semester- und Osterferien: Auf Initiative von Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch wird es ab dem kommenden Schuljahr für SchülerInnen von ganztägig geführten Volksschulen sowie für BesucherInnen von Lern- und Freizeitklubs in den Semester- und Osterferien Betreuung an Schulstandorten geben. Schon bisher wurden Kinder dieser Schulen in den Horten der Stadt Wien mitbetreut, künftig werden sie von - den ihnen vertrauten - BetreuerInnen an Schulstandorten betreut. "Damit haben wir jetzt für diese Wiener SchülerInnen ein besseres Betreuungsnetz für Ferienzeiten während des Unterrichtsjahres", betont Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch. "Das Angebot ist ein wichtiger Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie."

AHS goes Ganztagsschule
Doch nicht nur im Wiener Pflichtschulbereich soll es künftig Ganztagsschulen geben: "Die hohe Zustimmung bei der Volksbefragung für die Schaffung eines Ganztagsschulangebots ist nicht nur als Auftrag für die Pflichtschulen zu sehen", betont Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl. "Denn Wiener Eltern sind aus der Volksschule bereits jetzt ein hoch qualitatives ganztägiges Betreuungsniveau gewohnt. Also ist es nicht einzusehen, dass sie dieses in der Sekundarstufe 1 nur in den Hauptschulen, aber nicht in der AHS bekommen. Mein Ziel ist daher, dass auch die AHSen step by step Ganztagsschulen werden", so Brandsteidl.

Der Startschuss für diese Initiative wird bereits im kommenden Herbst fallen: Mit dem Schuljahr 2010/11 starten insgesamt 3 AHS-Standorte mit Ganztagsklassen. Konkret sind dies die

* AHS Diefenbachgasse 19, 1150 Wien
* AHS Geblergasse 56-58, 1170 Wien
* AHS Billrothstraße 26-30, 1190 Wien.

Das Motto der Ganztagsklassen in der AHS lautet "Lernen und Freizeit als eine Einheit": "So verbinden sich in der neuen flexiblen Form der ganztägigen Betreuung die Anforderungen der Schule mit den Möglichkeiten der Freizeitpädagogik", betont Brandsteidl. Das Modell der Ganztagesklasse soll in der 1. und 2. Klasse angeboten werden. Parallel bleibt das Angebot der "normalen" Nachmittagsbetreuung bestehen.

Oxonitsch und Brandsteidl zeigen sich überzeugt, dass das Ganztagsangebot an AHS-Standorten zu einer Erhöhung der Zufriedenheit von Eltern und SchülerInnen führen wird: "Dies ist ein wichtiger erster Schritt. Wir sind uns sicher, dass sich dieses Modell derart bewährt, dass in Zukunft Ganztagsschule auch in der AHS zum Standard wird."

Kernelemente der Ganztagsschule
In der Ganztagsschule besteht die Anwesenheitspflicht in der Zeit von 8 bis 15.30 Uhr, wobei sich im Tagesablauf Lern- und Freizeitphasen abwechseln. Nach 15.30 Uhr kann ein Zusatzprogramm für jene SchülerInnen angeboten werden, die auf Grund der Berufstätigkeit der Eltern eine längere Betreuung benötigen.

Der Lehrplan für die jeweilige Schulstufe bleibt in der Ganztagsschule bestehen, es steht aber mehr Zeit für vertiefendes Lernen, für Sport, für Musik und Kreativität, für Projekt- und Gruppenunterricht und alle Formen der modernen Pädagogik zur Verfügung.

Auch der soziale Status der Eltern fällt in ganztägigen Schulen kaum ins Gewicht: In der Ganztagsschule spielt es keine Rolle, ob das Kind zu Hause ein eigenes Zimmer oder einen Computer hat. Das belegt auch eine Studie der "Johannes Kepler Universität Linz" zu "Ungleichheit im österreichischen Bildungswesen", die feststellt, dass "eine Ganztagesstruktur das Leistungsniveau insgesamt hebt." Durch die tägliche Lernzeit ist schließlich gesichert, dass die Hausübungen bereits erledigt sind, wenn die Kinder nach Hause kommen, wodurch mehr gemeinsame Zeit für die Familie bleibt.
     
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