St. Polten (nöwpd) - In seiner soeben vorgelegten Jahresbilanz 2009 bescheinigt das Österreichische
Patentamt dem Bundesland Niederösterreich und seiner Wirtschaft, dass die hier gestiegene Zahl von bewilligten
Patenten ein Signal gegen den allgemeinen Trend ist. Unter den 143 neuen Patentzugängen im Land machte der
NÖ Wirtschaftspressedienst nicht nur High-Tech-Firmen jeder Größenordnung, wie die EVN oder mit
sogar zwei Patenten Sanitär-Wimberger im Mostviertel, aus, sondern auch Unternehmen, die auf den ersten Blick
nur kleine Brötchen mit verstecktem Potential backen, wie eines in Sankt Pölten, das sich eine "Hilfsvorrichtung
zum Anbringen von saugfähigen Einlagen in Hosen" patentieren ließ
Während die Anmeldungen einer Erfindung im letzten Jahr infolge der Finanzkrise in der ganzen Welt zurückgegangen
sind, sind sie in Österreich mit 3.485 gegenüber 3.488 des Vorjahres praktisch gleich geblieben. "Österreichs
innovative Kraft ist so stark, dass es sie trotz Krise behaupten kann", stellte der Präsident des Österreichischen
Patentamtes, Friedrich Rödler, bei der Präsentation der Bilanz 2009 fest.
Das im Bundesländer-Ranking bei den erteilten Patenten an 4. Stelle liegende Niederösterreich ist in
dieser Spitzengruppe mit Oberösterreich, Wien und Steiermark das einzige Bundesland, das entgegen dem allgemeinen
Trend in Europa und der übrigen Welt die Zahl der Patente erhöhen konnte, und zwar um 22 oder 18 Prozent
auf 143. Zusammen mit 72 registrierten Gebrauchsmustern kam Niederösterreich auf 215 Erfindungen, was ihm
ebenfalls den 4. Platz nach Oberösterreich, Steiermark und Wien bescherte.
Platz 1 unter den innovativsten Unternehmen Österreichs ging mit 60 Erfindungen abermals an den Weltmarktführer
in Sachen Verbrennungsmotore, Mess- und Prüftechnik AVL List in Graz. An 2. Stelle liegt die erstmals gemeinsam
gewertete Gruppe der Technischen Universitäten, die von der TU Graz angeführt wird.
TU Graz-Rektor, Univ.-Prof. Hans Sünkel, sieht in der Patententwicklung ein enormes Wachstumspotential, das
ein Hochlohnland wie Österreich im Interesse der Sicherung seiner eigenen Zukunft unbedingt nützen müsse.
"Daher wollen wir noch deutlicher in Erscheinung treten und noch viel mehr Gas geben", betonte er. Er
setzt auf die Zusage der Politik, ein Drittel des neu geplanten Ökosteueraufkommens für Zwecke der Wissenschaft,
Forschung und des Wissenstransfers zur Verfügung zu stellen.
Die Programmansage der Chinesen, die innovativste Nation der Welt werden zu wollen, münzt Patentamtspräsident
Rödler als Appell an das eigene Land um: "Wir haben nur eine Chance. Nur durch Innovation werden wir
weiter kommen." Den derzeitigen High-Tech-Anteil hält er für "noch etwas zu wenig, wie etwa
in der Nanotechnologie." Außerdem komme nicht einmal jede zweite Anmeldung wirklich ans Ziel. Zu oft
stelle sich nämlich heraus, dass schon vorher jemand da gewesen ist, der sich dieselbe Sache hat patentieren
lassen. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe leiden darunter, wenn sie nur deshalb Geld in den Sand setzen, weil
sie es unterlassen haben, sich vorher beim Patentamt zu erkundigen. "Daher sollte jeder, der eine Erfindung
machen und anmelden will, nicht die Mühe scheuen, uns vorher zu fragen", so Rödler.
Im Gegensatz zu den Erfindungsanmeldungen hat die Wirtschaftskrise bei den nationalen Markenanmeldungen einen Rückgang
von mehr als acht Prozent bewirkt. Am Beispiel der Handelskette Spar, die als einsamer Spitzenreiter im Markenranking
die Zahl ihrer registrierten Marken binnen Jahresfrist auf 99 fast verdoppelt hat, weist das Patentamt darauf hin,
"dass gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine starke Markenpositionierung eine deutlich bessere Ausgangsposition
für den Wettbewerb bedeutet." Rödler: "Marken sind immense Vermögenswerte. Der Anteil
des Markenwerts am gesamten Unternehmenswert macht im Durchschnitt schon mehr als zwei Drittel aus." |