Bei den Patenten ist Niederösterreich krisenresistent   

erstellt am
19  04. 10

St. Polten (nöwpd) - In seiner soeben vorgelegten Jahresbilanz 2009 bescheinigt das Österreichische Patentamt dem Bundesland Niederösterreich und seiner Wirtschaft, dass die hier gestiegene Zahl von bewilligten Patenten ein Signal gegen den allgemeinen Trend ist. Unter den 143 neuen Patentzugängen im Land machte der NÖ Wirtschaftspressedienst nicht nur High-Tech-Firmen jeder Größenordnung, wie die EVN oder mit sogar zwei Patenten Sanitär-Wimberger im Mostviertel, aus, sondern auch Unternehmen, die auf den ersten Blick nur kleine Brötchen mit verstecktem Potential backen, wie eines in Sankt Pölten, das sich eine "Hilfsvorrichtung zum Anbringen von saugfähigen Einlagen in Hosen" patentieren ließ

Während die Anmeldungen einer Erfindung im letzten Jahr infolge der Finanzkrise in der ganzen Welt zurückgegangen sind, sind sie in Österreich mit 3.485 gegenüber 3.488 des Vorjahres praktisch gleich geblieben. "Österreichs innovative Kraft ist so stark, dass es sie trotz Krise behaupten kann", stellte der Präsident des Österreichischen Patentamtes, Friedrich Rödler, bei der Präsentation der Bilanz 2009 fest.

Das im Bundesländer-Ranking bei den erteilten Patenten an 4. Stelle liegende Niederösterreich ist in dieser Spitzengruppe mit Oberösterreich, Wien und Steiermark das einzige Bundesland, das entgegen dem allgemeinen Trend in Europa und der übrigen Welt die Zahl der Patente erhöhen konnte, und zwar um 22 oder 18 Prozent auf 143. Zusammen mit 72 registrierten Gebrauchsmustern kam Niederösterreich auf 215 Erfindungen, was ihm ebenfalls den 4. Platz nach Oberösterreich, Steiermark und Wien bescherte.

Platz 1 unter den innovativsten Unternehmen Österreichs ging mit 60 Erfindungen abermals an den Weltmarktführer in Sachen Verbrennungsmotore, Mess- und Prüftechnik AVL List in Graz. An 2. Stelle liegt die erstmals gemeinsam gewertete Gruppe der Technischen Universitäten, die von der TU Graz angeführt wird.

TU Graz-Rektor, Univ.-Prof. Hans Sünkel, sieht in der Patententwicklung ein enormes Wachstumspotential, das ein Hochlohnland wie Österreich im Interesse der Sicherung seiner eigenen Zukunft unbedingt nützen müsse. "Daher wollen wir noch deutlicher in Erscheinung treten und noch viel mehr Gas geben", betonte er. Er setzt auf die Zusage der Politik, ein Drittel des neu geplanten Ökosteueraufkommens für Zwecke der Wissenschaft, Forschung und des Wissenstransfers zur Verfügung zu stellen.

Die Programmansage der Chinesen, die innovativste Nation der Welt werden zu wollen, münzt Patentamtspräsident Rödler als Appell an das eigene Land um: "Wir haben nur eine Chance. Nur durch Innovation werden wir weiter kommen." Den derzeitigen High-Tech-Anteil hält er für "noch etwas zu wenig, wie etwa in der Nanotechnologie." Außerdem komme nicht einmal jede zweite Anmeldung wirklich ans Ziel. Zu oft stelle sich nämlich heraus, dass schon vorher jemand da gewesen ist, der sich dieselbe Sache hat patentieren lassen. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe leiden darunter, wenn sie nur deshalb Geld in den Sand setzen, weil sie es unterlassen haben, sich vorher beim Patentamt zu erkundigen. "Daher sollte jeder, der eine Erfindung machen und anmelden will, nicht die Mühe scheuen, uns vorher zu fragen", so Rödler.

Im Gegensatz zu den Erfindungsanmeldungen hat die Wirtschaftskrise bei den nationalen Markenanmeldungen einen Rückgang von mehr als acht Prozent bewirkt. Am Beispiel der Handelskette Spar, die als einsamer Spitzenreiter im Markenranking die Zahl ihrer registrierten Marken binnen Jahresfrist auf 99 fast verdoppelt hat, weist das Patentamt darauf hin, "dass gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten eine starke Markenpositionierung eine deutlich bessere Ausgangsposition für den Wettbewerb bedeutet." Rödler: "Marken sind immense Vermögenswerte. Der Anteil des Markenwerts am gesamten Unternehmenswert macht im Durchschnitt schon mehr als zwei Drittel aus."
 
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