Poolvermarktung: Bauern erwarten Nachzahlungen für Weizen
Wien (bmlfuw/aiz) - Österreichs Getreidemarkt aus der Ernte 2009 löst sich allmählich
auf, und jene Bauern, die ihr Getreide über die Poolvermarktung der Lagerhäuser vermarktet haben, können
sich nach ersten Berechnungen von Landwirtschaftskammer-Experten Hoffnung auf Nachzahlungen für Weizen machen.
Der heimische Kassamarkt für Weizen zeigte sich zuletzt zwar unbeeindruckt von den Kursgewinnen des europäischen
Weizenfutures an der Euronext in Paris, doch zog diese Woche an der Wiener Produktenbörse wie erwartet die
Notierung für Industriemais spürbar an und konnte sich auch die Rapsnotierung von hohem Niveau ausgehend
neuerlich befestigen.
Laut den Kammerexperten sei etwa die Premiumweizen-Ernte 2009 schon bis zu drei Viertel durchgehandelt und seien
die Erlöse recht zufriedenstellend. Daraus lasse sich für die Landwirte eine Forderung von zumindest
EUR 10,- pro t Nachzahlung auf den Premiumweizen ableiten, heißt es noch inoffiziell. Die jüngste Befestigung
der Terminmärkte machte der heimische Kassamarkt allerdings nicht mit. Am Donnerstag dieser Woche schloss
der Mai-Terminkurs des europäischen Weizenfutures an der Euronext bei EUR 128,75 pro t, der für die Bewertung
der neuen Ernte ausschlaggebende November-Futures notierte sogar bei EUR 135,25. Heimischer Premiumweizen dagegen
blieb diese Woche unverändert bei EUR 124,- bis 129,- pro t und damit wieder unter dem Pariser Weizenfutures,
Qualitätsweizen gab sogar um EUR 1,- auf EUR 118,- bis 120,- pro t nach.
Das Geschäft mit Premium- und Qualitätsweizen plätschert im Inland dünn dahin, während
an Mahl- und Futterweizen praktisch nichts mehr vorhanden sein soll. Zuletzt, so hört man, sollen bessere
Weizenqualitäten auch ins südliche EU-Ausland abgesetzt worden sein und auch der Druck aus Deutschland
wegen der Exporterfolge in Drittländer und zögerlicher Abgabebereitschaft der Lagerhalter wieder abgenommen
haben.
EU exportiert 2009/10 dank Euro-Abschwächung schwunghaft
Die europäischen Weizennotierungen profitieren trotz der für 2010 neuerlich höher angesetzten Ernteerwartung
von den über Erwarten guten Exportzahlen. Zuletzt half den europäischen Exporteuren dabei auch die Abschwächung
des Euro gegenüber dem US-Dollar. So legen die französischen Drittlandsexporte an Weichweizen weiter
zu. Frankreich könnte in der Kampagne 2009/10 rund 9,2 Mio. t Weichweizen in Drittländer exportieren,
erwartet das französische Agraramt France Agri Mer in seiner Aprilschätzung. Das sind 400.000 t mehr
als noch im März erwartet. Das Gleiche gilt übrigens für deutschen Weizen. Das französische
Agraramt spricht vom "französisch-deutschen Paar", das die EU-Exportbilanz verbessert. In Frankreich
könnten sich dadurch in der Saison 2009/10 Endbestände von Weichweizen von 3,5 Mio. t ergeben. Sie wären
deutlich kleiner als bisher erwartet, blieben aber dennoch höher als im Sommer 2009 mit 3 Mio. t. Die Weizenausfuhren
der EU in der laufenden Saison 2009/10 halten sich auf hohem Niveau, erläuterte auch die Europäische
Kommission am Donnerstag im Verwaltungsausschuss in Brüssel. In den ersten beiden Aprilwochen wurden in Brüssel
Ausfuhrlizenzen für 700.000 t Weizen nachgefragt, davon 155.000 t in Deutschland. Die Kommission beobachtet,
dass Nordafrika sowie der Nahe und Mittlere Osten Weizengeschäfte abschließen, an denen sich europäische
Händler neben ihren Wettbewerbern aus Russland, Kanada, USA und Kasachstan beteiligen können.
Saudi-Arabien kaufte 550.000 t Weizen mit Eiweißgehalten von 12,5 bis 14%. Ein geringer Anteil von 55.000
t kommt aus Deutschland. Der Löwenanteil stammt dagegen aus Kasachstan. Das zentralasiatische Land verdrängt
damit die USA als Lieferland. Der Irak deckte sich mit 500.000 t Weizen ohne europäische Beteiligung ein.
Einen Einkaufstender über 100.000 t hat der Irak noch offen.
2010 zwar neuerlich größere Weizenernte - Exportaussichten wachsen aber auch
Zwar schätzt die jüngste Ausgabe der französischen Marktanalyse "Strategie Grains" die
kommende Weichweizenernte 2010 in der EU mit 134,2 Mio. t um 3% größer als die von 2009 und auch um
100.000 t größer als noch in der Märzprognose, doch scheinen gleichzeitig verbesserte gute Exportaussichten
für 2010/11 die momentane leichte Preisbefestigung nicht stoppen zu können. Nordafrika könnte ab
Sommer wieder einen höheren Importbedarf haben. In Marokko wird etwa eine Getreideernte von lediglich 6 Mio.
t erwartet, im Vergleich zu 10 Mio. t im Vorjahr. Im Verwaltungsausschuss in Brüssel verwiesen die Marktbeobachter
auch auf die verspätete Frühjahrssaat in der Ukraine. Die gesamte Schwarzmeerregion einschließlich
Russland könnte 2010/11 weniger Exportpotenzial zusammenbringen als zuletzt, heißt es in diversen Marktkommentaren.
Russlands Getreideernte dürfte laut dem US-Agrarministerium USDA heuer um 2,3 Mio. t auf 94,7 Mio. t sinken,
davon die von Weizen um 3 Mio. t auf 59 Mio. t. Möglicherweise ergeben sich für EU-Weizen 2010/11 neue
Chancen. In den meisten EU-Ländern sei das Wetter günstig für die Getreidebestände, berichtet
die Kommission. Dagegen zeichnet sich in vielen nordafrikanischen Ländern ab, dass 2010 keine neuerliche Rekordernte
ansteht. Die guten Erträge des Vorjahres hatten dazu geführt, dass der Importbedarf aus der Region kleiner
war als üblich.
Übrigens schätzt Strategie Grains die gesamte Getreideernte der EU 2010 trotz der Mengenzuwächse
beim Weizen und auch bei Mais mit 291 Mio. t kleiner ein als 2009 mit 292,5 Mio. t. Der Grund liegt darin, dass
eine massive Zurückhaltung der europäischen Landwirte beim Gerstenanbau das Plus bei den anderen Kulturen
mehr als aufwiegt.
Österreich: Maispreis zog an
Den erwarteten Preissprung nach oben gab diese Woche die Wiener Kassamarktnotierung für Industriemais wieder.
Nach EUR 116,- bis 118,- pro t notiert der Industriemais nun um EUR 6,50 pro t höher als in der Vorwoche.
Zuletzt war ja zu hören, dass kaufwillige Verarbeiter zu den börsenotierten Preisen nicht zu Ware gekommen
wären. Da auch kein Futterweizen mehr am Markt sei, soll Mais nun auch wieder für die Mischfutterindustrie
interessanter geworden sein.
Raps neuerlich befestigt - Gerstenpreis von Intervention geprägt
Neuerlich befestigt hat sich diese Woche auch die Wiener Rapsnotierung auf EUR 275,- bis 285,- pro t, während
Futtergerste zu unveränderten, vom Interventionspreis abgeleiteten Preisen gehandelt wurde. Nicht interventionsfähige
Gerste wird dagegen zurzeit nur mit deutlichen Preisabschlägen akzeptiert. Meist wechseln dabei bei der Anlieferung
an die Intervention gestoßene Gerstenpartien dann gleich an Ort und Stelle den Besitzer um Preise unter EUR
90,- pro t.
Der Gerstenmarkt ist EU-weit von einem Überangebot und der letztmaligen Möglichkeit geprägt, Gerste
zu einem Garantiepreis an die öffentliche Lagerhaltung zu verkaufen: Laut der Kommissionsstatistik entfallen
von 4,87 Mio. t Interventionsandienung bis 11.04. ganze 4,63 Mio. t auf Gerste. In Österreich sind es 26.618
t. Zwischen dem 05. und 11.04. wurden in der EU gut 200.000 t Getreide der Intervention angeboten, davon die Hälfte
in Finnland.
Finnland darf nun 140.000 t Gerste aus der Intervention nach Estland umlagern. Der Transport zum Hafen in Estland
soll aus dem EU-Haushalt bezuschusst werden. Dies sieht die EU-Kommission vor, die einen entsprechenden Verordnungsentwurf
mit den EU-Mitgliedstaaten im Verwaltungsausschuss am Donnerstag in Brüssel diskutierte. Lagerraum stellten
EU-Mitgliedstaaten schon wiederholt anderen EU-Ländern zur Verfügung. Nur gegen die geplante Transportkostenbeihilfe
könnte es im Verwaltungsausschuss Widerstand geben. Eine Abstimmung ist am 29.04. geplant. |