EU-Kommissar Hahn erläutert die Entwicklung der Donau-Region
Brüssel (ec.europa) - Johannes Hahn, EU-Kommissar für Regionalpolitik, wird nächste
Woche auf einer großen Konferenz in Wien und Bratislava (19. - 21. April) als Abschlussredner die Entwicklung
einer Europäischen Strategie für den Donauraum in den Mittelpunkt stellen. Diese Konferenz ist die dritte
in einer Reihe umfassender Konsultationen zur Ausarbeitung von Plänen für diese Strategie, mit der der
Umweltschutz in der Donau-Region verbessert und ihr enormes Wirtschaftspotenzial ausgeschöpft werden soll.
Die Konferenz wird von der Europäischen Kommission, der Stadt Wien, dem österreichischen Bundesministerium
für europäische und internationale Angelegenheiten, der Stadt Bratislava und dem Regierungsbüro
der slowakischen Republik veranstaltet.
Im Vorfeld der Konferenz erklärte EU-Kommissar Hahn: „Probleme wie Umweltverschmutzung und Überschwemmungen
können nicht allein auf nationaler Ebene bewältigt werden. In der Donau-Region sind wir uns alle darüber
einig, dass wir enger zusammenarbeiten müssen, um gemeinsame Probleme, aber auch Chancen erkennen und gemeinsam
vorgehen zu können. Diese Konferenz ist eine hervorragende Gelegenheit, um über konkrete Projekte zu
sprechen, die bleibende Ergebnisse liefern.“
Angesichts vieler miteinander verflochtener Herausforderungen in der Region soll die Zusammenarbeit in einem makroregionalen
Rahmen zu einer effizienteren Abstimmung führen. Im Mittelpunkt der zweitägigen Konferenz werden die
Themen Umweltschutz, Verkehr und Energie stehen. Darüber hinaus wird sie sich mit der Informationsgesellschaft
und Fragen der Stadtentwicklung befassen. Die Konferenz wird den zahlreichen beteiligten Akteuren ein Forum bieten,
in dessen Rahmen sie integrierte und einheitliche Lösungen für diese Bereiche finden können.
Der Donauraum erstreckt sich von Deutschland im Westen bis zur Ukraine im Osten über 14 Länder, darunter
8 Mitgliedstaaten der EU. Er hat ein enormes wirtschaftliches, ökologisches und soziales Potenzial. Allerdings
bestehen bis heute deutliche wirtschaftliche, gesellschaftliche und strukturelle Unterschiede, die sich in dem
früher geteilten Raum ausgebildet haben. Mit der neuen Strategie soll ein Beitrag zur Überwindung dieses
negativen Erbes geleistet und der Handel erleichtert werden. Sie kann eine maßgebliche Rolle bei der Ausarbeitung
der umfassenderen Strategie „Europa 2020“ spielen, die auf der Tagung des Europäischen Rats im Juni abgeschlossen
wird.
Es werden bereits konkrete Projekte diskutiert, die im Rahmen der Strategie verwirklicht werden sollen. So hat
Österreich eine Reihe von Vorschlägen für Maßnahmen vorgelegt, die darauf abzielen, die Verkehrsinfrastruktur
zu verbessern und umweltverträglicher zu gestalten, neue Navigationstechnologien zu entwickeln sowie die Diversifizierung
der Energieversorgung und die Nutzung erneuerbarer Energieträger, wie z. B. der Wasserkraft, zu fördern.
Auch das Netz der Binnenwasserstraßen muss weiterentwickelt werden, denn die Schifffahrt auf der Donau macht
bisher gerade 10 % des Schiffsverkehrs auf dem Rhein aus.
Die Slowakei schlägt unter anderem vor, einen neuen großen Knotenpunkt für multimodale Verkehrssysteme
einzurichten, der der Tschechischen Republik, Österreich, Ungarn und der Slowakei zugute kommen könnte,
und Maßnahmen auszuarbeiten, mit denen umweltverträgliche Technologien gefördert werden und die
biologische Vielfalt des Raumes geschützt wird. So leben im Donaubecken mehr als 300 Vogelarten, deren Existenz
dringend gegen Bedrohungen durch industrielle und landwirtschaftliche Verschmutzung geschützt werden muss.
Mit der Strategie sind zwar keine zusätzlichen Finanzmittel verbunden, doch es werden im Rahmen von EU-Programmen
bereits beträchtliche Mittel für die Region bereitgestellt. Das Ziel ist nun die effizientere Nutzung
der verfügbaren Mittel – allein 100 Mrd. EUR wurden im Rahmen der Kohäsionspolitik (Europäischer
Fonds für regionale Entwicklung, Kohäsionsfonds, Europäischer Sozialfonds) im Zeitraum 2007-2013
dafür gebunden –, und zu zeigen, wie makroregionale Zusammenarbeit zur Lösung lokaler Probleme beitragen
kann.
Hintergrund
Beteiligt sind die Länder, die derzeit dem Donau-Kooperationsprozess angehören (darunter acht
EU-Mitgliedstaaten): Österreich, Bulgarien, Tschechische Republik, Ungarn, Deutschland, Rumänien, Slowakische
Republik, Slowenien, Kroatien, Serbien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Republik Moldau und Ukraine.
Die nächsten Schritte: Der Konsultationsprozess zur Donau-Strategie dauert bis zum Sommer, wobei weitere Veranstaltungen
in Bulgarien (Mai) und Rumänien (Juni) geplant sind. Ergänzend zu den Konferenzen hat die Europäische
Kommission alle interessierten Parteien dazu eingeladen, sich vom 2. Februar bis zum 12. April 2010 an der öffentlichen
Konsultation im Internet zu beteiligen.
Die Kommission wird bis Dezember 2010 einen Aktionsplan und ein Verwaltungssystem vorschlagen, die von den Mitgliedstaaten
erörtert und voraussichtlich Anfang 2011 genehmigt werden. |