Bank Austria Konjunkturindikator stoppt Aufwärtstrend im März
– Industriestimmung verbessert, Verbraucher vorsichtiger
Wien (ba) - Die Erholung der österreichischen Wirtschaft setzt sich fort und gewinnt mehr und mehr
an Tragfähigkeit. „Der noch etwas stotternde Konjunkturmotor beginnt stabiler und runder zu laufen. Damit
verringert sich das Risiko, dass er unvermittelt wieder abstirbt. Aber die Drehzahl nimmt vorläufig nicht
weiter zu. Dieses Bild vermittelt der aktuelle Bank Austria Konjunkturindikator, der aktuell auf einen Wert von
1,0 zurückgefallen ist, nach 1,1 im Vormonat“, meint der Chefökonom der Bank Austria Stefan Bruckbauer.
Der Aufwärtstrend des Indikators, der fast ein Jahr angehalten hat, ist nun zumindest unterbrochen. Das Tempo
der Erholung verharrt auf moderatem Niveau.
Allerdings befindet sich die Stimmung in der Industrie noch ungebrochen im Aufwind. In ganz Europa wird das Geschäftsumfeld
derzeit noch etwas günstiger eingeschätzt als vor wenigen Wochen. Der mit dem österreichischen Außenhandel
gewichtete, europäische Vertrauensindikator verbesserte sich jüngst sogar erheblich stärker, da
gerade in den österreichischen Hauptmärkten angesichts einer günstigen Auftragsentwicklung besonders
zuversichtlich nach vorne geblickt wird. In diesem verbesserten europäischen Umfeld sehen auch die heimischen
Industrieunternehmen die zukünftige Entwicklung abermals etwas rosiger. Die Stimmung in Österreich hinkt
allerdings geringfügig dem gesamteuropäischen Niveau hinterher.
Das Verbrauchervertrauen, das sich in den vergangenen Monaten überraschend stark aufgehellt hat, zeigt sich
nun jedoch erstmals seit langer Zeit nicht mehr verbessert. „Während der Aufwind in der Industrie anhält,
hat sich die Stimmung unter den Konsumenten aufgrund der angespannten Situation am Arbeitsmarkt und der Erwartung
von neuen steuerlichen Belastungen etwas eingetrübt. Ein Zeichen, das unsere Annahme unterstreicht, dass der
Konsum und die inländische Nachfrage insgesamt im laufenden Jahr keine entscheidenden Impulse für die
österreichische Wirtschaft setzen werden“, meint Bruckbauer.
Anzeichen für anhaltende Stabilisierung am Arbeitsmarkt
Tatsächlich wird die schwache heimische Nachfrage nach Einschätzung der Ökonomen der Bank
Austria das Tempo der laufenden Erholung bremsen. „Trotz der verbesserten Stimmung im Unternehmenssektor sind die
Investitionsaussichten angesichts der weiterhin unzureichenden Kapazitätsauslastung zurückhaltend und
der Konsum leidet unter den gedämpften Job- und Einkommensperspektiven der privaten Haushalte. Dennoch ist
es gerade der private Konsum, der mit seiner stabilen Entwicklung entscheidend dazu beiträgt, dass die Erholung
an Nachhaltigkeit gewinnt“, meint Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Denn der stärkste konjunkturelle
Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg hat den österreichischen Arbeitsmarkt überraschend wenig gezeichnet.
Der übliche verzögerte starke Anstieg der Arbeitslosigkeit ist bisher nicht eingetreten. Seit dem Höchstwert
von 7,5 Prozent im September 2009 ist die saisonbereinigte Arbeitslosenquote bis März auf 7 Prozent zurückgegangen
und liegt damit auf Vorjahresniveau. Die Wiedereingliederung der hohen Zahl an Schulungsteilnehmern steht allerdings
an und da die Kapazitätsauslastung der Unternehmen stark unterdurchschnittlich geblieben ist, stellt sich
weiterhin die Frage, ob viele Unternehmen letztendlich nicht doch noch ihr Personal kräftig anpassen müssen.
Ganz auszuschließen ist dieses Szenario nicht, vor allem wenn der weltwirtschaftliche Aufschwung sich als
deutlich schwächer als allgemein erwartet herausstellen sollte. „Insgesamt überwiegen derzeit die Anzeichen
einer anhaltenden Stabilisierung am Arbeitsmarkt. Wir sehen die Entwicklung im Jahr 2010 daher günstiger als
bisher und erwarten keinen Anstieg der Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt“, meint Pudschedl.
Kein Inflationsgespenst im Keller
Trotz des relativ kräftigen Anstiegs der Teuerung im März auf geschätzte 1,3 Prozent im
Jahresvergleich, nach nur 0,9 Prozent im Vormonat, erwarten die Ökonomen der Bank Austria die Inflation im
Jahresdurchschnitt 2010 unverändert bei 1,2 Prozent. Die jüngste Aufwärtsbewegung der Teuerung ist
ausschließlich eine Folge der Ölpreis- und Wechselkurstrends und daher nicht als Beginn einer allgemeinen
Periode mit beschleunigten Preisanstiegen zu verstehen. Dazu ist die gesamtwirtschaftliche Nachfrage bei wenig
ausgelasteten Produktionskapazitäten zu schwach. Auch das stabile, teils sogar rückläufige, Geldmengenwachstum
lässt keine Rückschlüsse auf einen starken Inflationsanstieg in den kommenden Monaten zu.
Quo vadis Erholung?
Der Bank Austria Konjunkturindikator tendierte nach dem kontinuierlichen Anstieg in den vergangenen Monaten
im März nur noch seitwärts. Die positiven Konjunktursignale haben in den vergangenen Wochen zugenommen,
so dass die aktuelle Entwicklung des Indikators mit Sicherheit nicht vom baldigen Ende der laufenden Erholung der
heimischen Wirtschaft kündet. Es bleibt zwar noch abzuwarten, ob es sich hierbei um eine nur kurzfristige
Unterbrechung des Aufwärtstrends handelt, oder ob das Tempo der Erholung bereits seinen vorläufigen Höhepunkt
erreicht hat. „Aufgrund der weiteren Verbesserung der Stimmung auf Unternehmensseite und der anhaltenden Stabilisierung
am Arbeitsmarkt sind wir zuversichtlich, dass sich die Erholung in den kommenden Monaten robust fortsetzt. Eine
noch schwungvollere Wirtschaftsentwicklung ist nach unserer Ansicht vorläufig jedoch nicht zu erwarten, zumal
der noch jungen Konjunkturerholung durch den jüngst gestiegenen Ölpreis auch angebotsseitig neue Gefahr
droht“, meint Bruckbauer. Die Bank Austria Ökonomen erwarten weiterhin einen moderaten BIP-Anstieg um 1,3
Prozent im Jahr 2010 und 1,4 Prozent 2011. |