Bozen (lpa) - Mit Andris Piebalgs, dem für die Entwicklungszusammenarbeit zuständigen EU-Kommissar,
ist Landeshauptmann Luis Durnwalder am 14.04. in Brüssel zusammengetroffen. Piebalgs hat sich in erster Linie
über die Südtiroler Entwicklungszusammenarbeit informiert und zugesagt, 2011 an einem entsprechenden
Kongress teilzunehmen. Gespräche gab’s heute zudem über die Zukunft der EU-Agrarpolitik.
Wiedersehen bei Kongress in Bozen: LH Durnwalder und EU-Kommissar Piebalgs heute in BrüsselWiedersehen bei
Kongress in Bozen: LH Durnwalder und EU-Kommissar Piebalgs heute in Brüssel
Der Landeshauptmann schilderte heute dem lettischen EU-Kommissar ausgiebig die von Südtirol im Rahmen seiner
Entwicklungszusammenarbeit verfolgten Strategien. "Wir als kleines Land fördern auch nur kleine, überschaubare
Projekte, in deren Umsetzung wir die Bevölkerung vor Ort einbeziehen", so Durnwalder. Übergeordnetes
Ziel sei, Hilfe zur Selbsthilfe zu bieten, eine Ansicht, die auch EU-Kommissar Piebalgs teilt.
Der Landeshauptmann führte weiters aus, dass man versuche, den Transfer von Know How zu organisieren. "Dafür
nutzen wir mehrere Schienen, indem wir etwa unsere Fachleute in die Partnerländer entsenden, damit diese vor
Ort ihr Wissen weitergeben können", so Durnwalder. Die zweite Schiene sei jene, Jungakademikern aus Entwicklungsländern
die Chance zu geben, an der Uni in Bozen zu studieren oder Praktika an anderen Südtiroler Forschungseinrichtungen
zu absolvieren.
Welche Strategien Südtirol in der Entwicklungszusammenarbeit verfolgt, welche Erfolge sie zeitigt und wie
sie in das internationale Bild passt, soll im kommenden Jahr bei einem groß aufzuziehenden Kongress in Bozen
eruiert werden, zu dem der Landeshauptmann heute auch den EU-Kommissar eingeladen hat. Piebalgs, der Südtirol
bereits von einem Besuch im vergangenen Sommer kennt (damals war er noch Energie-Kommissar), hat heute zugesagt,
beim Kongress dabei zu sein.
Getroffen hat sich Durnwalder heute auch mit Paolo De Castro, dem Vorsitzenden des Ausschusses für Landwirtschaft
und ländliche Entwicklung im Europäischen Parlament. De Castro informierte den Landeshauptmann über
die künftige Agrarpolitik und betonte, dass man möglichst lange am bisherigen Finanzgerüst festhalten
wolle. "Dieses soll nicht mit dem Ende des laufenden Planungszeitraums, also 2013, auslaufen, sondern erst
2015 ersetzt werden", so Durnwalder.
Auch die Abschaffung der Milchquoten waren erneut Thema, wobei De Castro angeregt hat, nach Strategien zu suchen,
mit denen eine Überproduktion auf staatlicher oder regionaler Ebene vermieden werden könne. "De
Castro hat als Beispiel ein Belohnungs- und Bestrafungssystem angeführt", so der Landeshauptmann, dem
heute zudem wenig Hoffnung auf einen Ausbau der Weinmarktordnung gemacht wurde. "Diese ist laut De Castro
ausgeschöpft, während im Obst- und Gemüsebereich durchaus noch Potential für weitere Maßnahmen
zu erkennen sei", so Durnwalder.
Wie der Vorsitzende des Ausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung im Europäischen
Parlament dem Landeshauptmann gegenüber betonte, werde wohl auch das Fördersystem für benachteiligte
Gebiete auf neue Beine gestellt. So solle es künftig eine "Flat Rate"-Förderung für alle
geben, zu der ein Bonus für die Umsetzung von Umweltmaßnahmen und für benachteiligte Gebiete kommen
solle. |