Debatte um Arbeitzeiten in der Metallindustrie  

erstellt am
14  04. 10

 Wimmer und Proyer: Drohungen keine gute Basis für Verhandlungen
Mehr als 700 TeilnehmerInnen bei Betriebsrätekonferenz legen Strategie für weitere Verhandlungen in Metallindustrie fest
Wien (ögb) - Verwundert zeigten sich die TeilnehmerInnen der Betriebsrätekonferenz in Vösendorf über die von der Wirtschaftsseite offen ausgesprochenen Drohungen mit weiteren Kündigungen in der Metallindustrie, falls ihre Forderungen nicht umgesetzt werden. "Drohungen sind sicher keine gute Grundlage für ergebnisorientierte Verhandlungen. Nicht wir haben die Verhandlungen abgebrochen sondern die Arbeitgeber. Wir lassen uns sicher nicht mit Erpressungen eine Lösung diktieren, das entspricht auch nicht der bisherigen Gesprächkultur in dieser Branche", erklären der Vorsitzende der Produktionsgewerkschaft Pro-GE Rainer Wimmer und der stv. Bundesgeschäftsführer der GPA-djp, Karl Proyer im Rahmen der heutigen Betriebsrätekonferenz.

Eine klare Absage erteilte der Vorsitzende der Pro-GE auch allen Wünschen, mit Spitzenrepräsentanten der Sozialpartner die Verhandlungen für die Metallindustrie zu führen. "Da kann ich nur viel Erfolg bei der Suche nach Verhandlungspartnern wünschen, da wird sich niemand finden", erklärt Wimmer.

In einem einstimmig beschlossenen Positionspapier steckten die BetriebsrätInnen der Metallindustrie die weitere Vorgehensweise nach den von den Arbeitgebern einseitig aufgekündigten Verhandlungen zur Arbeitszeitgestaltung ab. Darin wird ein klares Bekenntnis zu weiteren Verhandlungen über eine Neugestaltung der erweiterten Bandbreite in der Arbeitszeit abgelegt, allerdings müssten die Vor- und Nachteile einer neuen Regelung fair auf alle verteilt werden.
"Arbeitgeberforderungen nach Streichung von Zeit- und Überstundenzuschlägen sind reine Einsparmodelle, denen keinerlei Nutzen für die ArbeitnehmerInnen gegenüberstehen", wird die Position klar abgesteckt. In Wirklichkeit ist eine Diskussion über die faire Verteilung der Arbeit durch Verkürzung der Normalarbeitszeit und der Verringerung der regelmäßigen Überstunden höchst an der Zeit.

"Auch wenn die Arbeitgeber nun die Gespräche abgebrochen haben werden wir das Thema Arbeitszeitgestaltung in den kommenden Monaten bis hin zur Herbstlohnrunde auf unsere Agenda setzen und mit den Beschäftigten intensiv diskutieren. Eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit wird nur dann eine Chance auf Realisierung haben, wenn auch die Beschäftigten einen Nutzen draus ziehen. Für ein Lohn- und Gehaltskürzungsprogramm werden wir auch in Zukunft sicher nicht zur Verfügung stehen", stellen Wimmer und Proyer klar.

 

Beyrer: Arbeitszeit-Flexibilisierung sichert Arbeitsplätze
Bedauern über Vorgehen der Gewerkschaft: Zusagen werden nicht eingehalten - Wiederaufnahme von Verhandlungen möglich - Arbeitszeitverkürzung ist Irrweg
Wien (pdi) - Als "bedauerlich, standortpolitisch schädlich und damit eine massive Gefährdung von Arbeitsplätzen" bezeichnete der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) das Vorgehen der Arbeitnehmervertreter im Rahmen der Gespräche zur Flexibilisierung der Arbeitszeit. "Die Arbeitgeberseite hat ihren Teil der Abmachung im Rahmen der KV-Verhandlungen erfüllt", so Beyrer mit Verweis etwa auf die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns oder der Überstundenzuschläge für Teilzeitbeschäftigte. Der Stil, seitens der Arbeitnehmervertreter Lösungen ständig mit neuen Forderungen wie zuletzt einer Arbeitszeitverkürzung zu junktimieren, könne nicht zum Erfolg führen. "Das Gedächtnis der Gewerkschaft scheint immer kürzer zu werden und die Einhaltung von Vereinbartem in den Hintergrund zu rücken", sagte der IV-Generalsekretär.

Beyrer betonte, das Anliegen der Arbeitgeber, mit erhöhter Arbeitszeitflexibilisierung zur Standortsicherung in Österreich beizutragen, "ist unverändert groß". Der IV-Generalsekretär verwies auf eine aktuelle Umfrage - Antworten von mehr als 40 Unternehmen mit mehr als 35.000 Beschäftigten - die im Wesentlichen bestätigt habe, "dass vor allem die Verlängerung der Durchrechnungszeiträume zu einer Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit und Arbeitsplatzsicherheit der Stamm-Mitarbeiter führen würde. Die Minusstunden bei Unterauslastung würden den Druck zu Beschäftigtenabbau reduzieren. Mit den bisherigen kollektivvertraglichen Flexibilisierungsmaßnahmen für Arbeiter finden nur 21 Prozent der Betriebe das Auslangen. Durch die Blockadehaltung der Gewerkschaften sei die vereinbarte zeitliche Frist für eine Einigung mit Ende März 2010 ergebnislos verstrichen. "Eine Wiederaufnahme von Verhandlungen ist dann wieder jederzeit möglich, wenn die beschäftigungspolitisch nicht verantwortbare Arbeitszeitverkürzung und weitere standortpolitisch kontraproduktive Gegenforderungen beiseite gelassen werden".

Ein "Irrweg" sei jedenfalls die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung, die von der Gewerkschaft neuerdings mit weiteren Flexibilisierungsschritten junktimiert werde. "Der Ruf nach Arbeitszeitverkürzung beruht auf der naiven Annahme, dass damit Arbeit einfach auf mehr Arbeitskräfte verteilt wird. Das mag in einzelnen Unternehmenseinheiten freilich spezifisch funktionieren und wird dort von uns auch mitgetragen, flächendeckend ist aber das genaue Gegenteil der Fall", sagte der IV-Generalsekretär. Man wisse aus einer Reihe von Studien "sowie dem abschreckenden Beispiel Frankreich", dass eine Arbeitszeitverkürzung kein wirksamer Beitrag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sei, sondern im Gegenteil Jobs vernichte.

 

Welser erteilt Wünschen nach Arbeitszeitverkürzung eine klare Absage
Die Ankündigung der Gewerkschaften, über Arbeitszeitgestaltung mit einer Arbeitszeitverkürzung jederzeit verhandeln zu wollen, ist keine Überraschung
Wien (pwk) -"Nach Lage der Tatsachen verstehe ich nicht, wieso von einem Abbruch der Arbeitszeitgespräche durch die Arbeitgeberseite gesprochen wird", wundert sich Wolf-gang Welser, Obmann der Bundessparte Industrie in der Wirtschaftskammer Österreich. "Die Arbeitgeber haben nach Ablauf der im Herbst 2009 vereinbarten Verhandlungsfrist fest gestellt, dass die Gewerkschaften in der Frage Arbeitszeitflexibilisierung dem Arbeitgeber-Modell in keiner Weise näher getreten sind, sondern immer mehr Gegenforderungen aufgestellt haben, insbesondere eine Arbeitszeitverkürzung. Eine solche ist angesichts der herrschenden Arbeitskostensituation für den Industriestandort existenzbedrohend und daher für uns nicht akzeptabel." Dem gemäß habe man sich entschieden, die Gespräche nicht weiter fortzusetzen.

Die Arbeitgeberseite habe in den Gesprächen oftmals darauf hingewiesen, dass auf Grund der bislang um ein Viertel reduzierten Auftragslage, die noch dazu deutlich weniger vorhersehbar sei als vor der Krise, eine verbesserte Flexibilisierung zur besseren Absicherung von Beschäftigung notwendig sei. Die Betriebe seien zur Reaktion auf die veränderten Auftragsverhältnisse gezwungen; nachdem nun auch vor der Krise vorhandene Zeitguthaben und Resturlaube wegen der bisherigen Krisenüberbrückung oftmals aufgebraucht seien, gelte es, eine Stärkung der Konkurrenzfähigkeit und die Überbrückung von Beschäftigungsengpässen unter einen Hut zu bringen.

"In Deutschland hat man Arbeitszeiten verlängert und betriebliche Kurzarbeitsmöglichkeiten mit minimalem Lohnausgleich vereinbart. Wir können nicht das Gegenteil tun und die Arbeitnehmerschaft glauben machen, dass Arbeitszeitverkürzung Beschäftigungsprobleme löst", stellt Welser klar. "Erfahrungen aus dem In- und Ausland zeigen, dass Arbeitszeitverkürzung die Konkurrenzfähigkeit verschlechtert und damit die Beschäftigungssituation nachhaltig erschwert." Die Kostensituation müsse für die Betriebe erleichtert und nicht belastet werden. "Wir stehen für weitere Gespräche zur Arbeitszeitgestaltung natürlich zur Verfügung, jedoch nur, wenn sie positive Signale für die Konkurrenzfähigkeit der Betriebe und damit für die Beschäftigung mit sich bringen", so Welser.
     

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