Zugunglück im Vinschgau: Opfer stammen aus Südtirol   

erstellt am
13  04. 10

Landesregierung will betroffenen Familien helfen
Bozen (lpa) - Die neun Menschen, die beim Zugunglück am 12.04. im Vinschgau ums Leben gekommen sind, stammen allesamt aus dem Vinschgau. Dies hat Landeshauptmann Luis Durnwalder im Rahmen einer Pressekonferenz am späten Nachmittag bekanntgegeben, an der auch Verkehrsminister Altero Matteoli teilgenommen hat. Auch die Verletzten sind fast durchwegs Südtiroler, lediglich zwei Verletzte stammen aus dem Ausland.

Neun Todesopfer, allesamt aus Südtirol, hat das heutige Zugunglück gefordertNeun Todesopfer, allesamt aus Südtirol, hat das heutige Zugunglück gefordert

Durnwalder berief sich auf der Pressekonferenz auf die nach wie vor vorläufige Opferbilanz des Zugunglücks zwischen Kastelbell und Latsch. Demnach sind neun Todesopfer – viele davon junge Menschen – sowie 28 Verletzte zu beklagen, darunter sieben schwer Verletzte. „Wir können derzeit noch nicht mit Sicherheit ausschließen, ob unter den Waggons noch Opfer liegen, weil die Waggons noch nicht beiseite geschafft werden konnten“, so der Landeshauptmann.

Durnwalder sprach noch einmal allen Angehörigen der Opfer das Beileid aus: sein persönliches, das der Landesregierung sowie jenes des ganzen Landes. „Wir trauern mit den Familien und wünschen allen Verletzten alles Beste und eine rasche Genesung“, so der Landeshauptmann.

Beeindruckt zeigte sich Durnwalder vom Solidaritätsbeweis von Seiten des Ministers Matteoli sowie des italienischen Eisenbahnchefs Mauro Moretti, die beide eigens in den Vinschgau gekommen waren, um sich ein Bild der Lage zu machen. Matteoli betonte, wie verschwindend gering die Wahrscheinlichkeit eines solchen Unglücks sei: „Dass so etwas passiert, war unvorhersehbar“, so der Minister. Eisenbahn-Chef Moretti seinerseits stellte dagegen in Aussicht, dass die Eisenbahngesellschaft das notwendige schwere Gerät – darunter einen Schienenkran – zur Bergung des Unglückszugs zur Verfügung stelle.

Landesgeologe Ludwig Nössing erläuterte heute nach einem Lokalaugenschein den Unfallhergang. So habe sich – wahrscheinlich aufgrund von Wasserinfiltrationen – das lockere Material des Schuttkegels oberhalb der Bahntrasse gelöst und sei mit hoher Geschwindigkeit auf die Schienen niedergegangen. „Wäre der Zug auch nur zehn Sekunden früher an der Unfallstelle vorbei gekommen, wäre nichts passiert, eine Minute später hätte ihn ein Kurzschluss vor der Unfallstelle blockiert“, so Helmuth Moroder, Chef der Betreibergesellschaft der Vinschger Bahn.

Unterstrichen hat Landeshauptmann Durnwalder heute noch einmal, wie gut der Rettungseinsatz funktioniert habe. „Die Koordination hat reibungslos geklappt, die Zeitspanne zwischen Alarmierung und Einsatz war denkbar gering“, so der Landeshauptmann, der noch einmal seinen Dank an alle Einsatzkräfte aussprach.

Gleich mehrere Zeichen der Trauer will die Landesregierung zum tragischen Zugunglück heute im Vinschgau setzen. Dies hat sie bei einer Abendsitzung festgelegt. „Wir wollen die betroffenen Familien unterstützen und eine Trauerfeier abhalten“, sagte Landeshauptmann Luis Durnwalder im Anschluss an die Sitzung. Der öffentliche Nahverkehr wird an der Unfallstelle durch einen Busersatzdienst gewährt.

Landeshauptmann Durnwalder drückte nach der Sitzung nochmals allen betroffenen Familien das Beileid der Landesregierung aus. „Wir haben alles getan, was möglich war“, sagte der Landeshauptmann. Die Landesregierung habe nun vor, mehrere Zeichen der Trauer zu setzen und zu helfen, wo es notwendig sei erklärte Durnwalder.

So will die Landesregierung sofort einschreiten und den Familien finanziell unter die Arme greifen, die durch den Tod eines Familienmitgliedes in Schwierigkeiten gekommen sind. „Jede einzelne Situation wird überprüft, damit wir bei Härtefällen sofort helfen können und die Betroffenen nicht erst auf den Ausgang eventueller Prozesse warten müssen“, erklärte der Landeshauptmann.

In Absprache mit Bischof Karl Golser wurde für den morgigen Dienstag um 19 Uhr in Schlanders eine Trauerfeier anberaumt.

Um die Landestrauer zum Ausdruck zu bringen, würden in den kommenden Tagen alle Fahnen der Landhäuser auf Halbmast gesetzt, kündigte Durnwalder an.

Außerdem wurde angefragt, die Sitzungen des Landtags für diese Woche auszusetzen.

„Die verschieden Landesämter sollen außerdem bis zur Beerdigung der Unglückopfer ihre Veranstaltungen einschränken“, sagte der Landeshauptmann.

Um den öffentlichen Nahverkehr im Vinschgau weiterhin zu garantieren, hat Landeshauptmann Durnwalder bereits zwei Dekrete unterzeichnet. Alle Stunde soll ein Zug von Mals nach Latsch und von Meran nach Kastelbell fahren. Zwischen Kastelbell und Latsch soll ein Autobus verkehren. In der Zeit dazwischen werde es einen Ersatzbus geben, damit die Bürger alle halbe Stunde ein öffentliches Verkehrsmittel benutzen könnten, so der Landeshauptmann.

„Wir werden alles unternehmen, um den Schienenverkehr an der Unglücksstelle schnell wieder aufzunehmen“, unterstrich Durnwalder. In den nächsten Tagen werden laut Landeshauptmann die Wagone weggeräumt und dann wird abgeklärt, welche Arbeiten durchzuführen sind.

Gemeinsam mit Mobilitätslandesrat Thomas Widmann und Gesundheitslandesrat Richard Theiner hat sich der Landeshauptmann vor Ort ein Bild vom Unfall gemacht. Wie der Landeshauptmann berichtete, waren 37 Personen im Unglückszug, der heute Morgen wegen einer Mure entgleist ist. Insgesamt seien neun Tote zu beklagen, so Durnwalder. 29 Personen sind verletzt.
     
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