Minister Nikolaus Berlakovich in der Fragestunde des Nationalrats
Wien (pk) - Einen weit gespannten Themenbogen sprachen die Abgeordneten in der Fragestunde mit Landwirtschafts-
und Umweltminister Nikolaus Berlakovich an, mit der die Sitzung des Nationalrats am 21.04. eröffnet wurde.
Abgeordnete Petra BAYR (S): Welche Schritte werden Sie setzen, dem Thema Mehrweg mehr Beachtung zu schenken und
so den KonsumentInnen wieder Wahlfreiheit zwischen Mehrweg- und Einwegflaschen zu geben?
-----------------------------------------------------------------
Abgeordnete Petra BAYR (S) erklärte, sie sei sehr besorgt darüber, dass Österreich weit von seinen
Klimaverpflichtungen entfernt sei, wobei die Verpackung hier eine zusätzliche Belastung darstelle. Bundesminister
Nikolaus BERLAKOVICH antwortete, dass er das Ansinnen der Abgeordneten sehr gut nachvollziehen könne, doch
müsse man sehen, dass sich die Konsumenten vermehrt für Einwegflaschen entschieden.
Dem hielt die Abgeordnete entgegen, der Rückgang beim Kauf von Mehrwegflaschen liege daran, dass die Hersteller
keine Mehrweggebinde mehr anböten. Hier brauche es daher eine entsprechende gesetzliche Regelung. Der Minister
verwies auf die Erstellung einer diesbezüglichen Studie und sicherte eine weitere Überprüfung der
Materie zu. In diese Richtung zielte auch eine Zusatzfrage des Abgeordneten Hermann SCHULTES (V), der auch auf
das Thema Abfallvermeidung zu sprechen kam, zu dem ihm der Minister sodann konkrete Zahlen lieferte. Gerade in
der Abfallwirtschaft erreiche Österreich die Kyoto-Ziele, hielt der Minister fest.
Abgeordneter Stefan MARKOWITZ (B) thematisierte die ökologische Belastung durch Plastiksackerl. Auch hier
betonte der Minister die Notwendigkeit, so viel Abfall wie möglich zu vermeiden. Abgeordnete Christiane BRUNNER
(G) wollte wissen, wie viel Abfall man mehr vermeiden könne, wenn man alle Potentiale nutzen würde. Abgeordneter
Norbert HOFER (F) verwies zudem auf die thermische Abfallverwertung. Diese nannte der Minister einen großen
Aspekt der Thematik, wobei er auf die Fernwärme in Wien verwies. Dies habe beachtliches Potenzial, das man
auch nutzen wolle.
Abgeordneter Peter MAYER (V): Was sind die Ziele und Hauptinhalte der von Ihnen vor kurzem vorgestellten Initiative
"Unternehmen Landwirtschaft 2020"?
-----------------------------------------------------------------
Österreich habe eine sehr junge Landwirtschaft, was bestätige, dass die heimische Politik erfolgreich
war, hielt der MINISTER fest, der zudem auf die führende Rolle der Frauen in der Landwirtschaft verwies. Und
um auch weiterhin erfolgreich zu sein, habe man eine Strategie entwickelt, betonte das Regierungsmitglied. Man
wolle auch in Zukunft eine hochwertige Landwirtschaft, die auch auf dem internationalen Markt kompetitiv sein könne.
Auf eine entsprechende Zusatzanfrage Mayers erläuterte Berlakovich die weiteren politischen Leitlinien. Abgeordneter
Gerhard HUBER (B) thematisierte den Futtermittelmarkt und die Gentechnik. Hier nannte der Minister die heimische
Biospritproduktion als eine der aktuellen Schwerpunkte. Abgeordneter Wolfgang PIRKLHUBER (G) wollte wissen, welche
Maßnahmen der Minister gegen Preisdumping bei den Lebensmitteln setzen wolle. Das Regierungsmitglied antwortete,
man habe die Milchpreiskrise durch geeignete Schritte gemeistert, von diesem Beispiel werde man sich auch in den
anderen Bereichen leiten lassen.
Abgeordneter Harald JANNACH (F) erkundigte sich nach den Offensiven des Landwirtschaftsministeriums, die vom Bundesminister
sodann entsprechend aufgezählt wurden. Auf eine Zusatzfrage des Abgeordneten Gerhard STEIER (S) analysierte
der Minister die Lage des heimischen Grundwassers, dabei besonders auf die ökologischen Aspekte der Materie
hinweisend. Ein weiterer Gegenstand der Debatte war der Landschaftsschutz, aufgeworfen von Abgeordnetem Maximilian
LINDER (o.F.).
Abgeordneter Norbert HOFER (F): Was werden Sie unternehmen, damit die von Vizekanzler Pröll in Eckpunkten
angekündigte Steuerreform nicht eine lupenreine Geldbeschaffungsaktion bleibt, sondern zu einer sinnvollen
ökologischen Steuerreform wird, die Forschung forciert, Arbeitskosten entlastet und die thermische Sanierung
weiter unterstützt?
-----------------------------------------------------------------
Der Abgeordnete zeigte sich besorgt, dass die angekündigte Steuerreform keine positive Auswirkungen auf die
genannten Themenfelder haben werde. Der MINISTER hielt dem entgegen, dass man sich noch am Anfang der Debatte befinde.
Man strebe eine generelle Ökologisierung des heimischen Steuersystems an, von dem die Gesellschaft in mannigfacher
Weise profitieren werde. Die thermische Sanierung stelle dabei einen Schwerpunkt der aktuellen Politik dar, hielt
Berlakovich auf eine Zusatzfrage des Abgeordneten fest.
Abgeordneter Josef AUER (S) vertiefte die Thematik der thermischen Sanierung mit einer weiteren Zusatzfrage. Der
Minister konstatierte, dass bei einer Ökologisierung des Steuersystems auch ein sozialer Schwerpunkt gesetzt
werden solle. Abgeordneter August WÖGINGER (V) wollte sodann wissen, wie die thermische Sanierung weitergeführt
werden soll. Abgeordneter Ernest WINDHOLZ (B) sprach die Energieabgabe an und wollte wissen, ob sich der Minister
für einen Lenkungseffekt dieser Abgabe einsetzen wolle. Der Minister bejahte dies. Abgeordneter Werner KOGLER
(G) fragte, wann der Minister die entsprechenden Vorschläge dem Haus zuleiten werde. Berlakovich erklärte,
man befinde sich eben in der Diskussionsphase, danach werde man die so erarbeiteten Vorschläge den Abgeordneten
vorlegen.
Abgeordnete Christiane BRUNNER (G): Werden Sie das Wildflusssystem des Lech vor Ableitungen für das ÖBB-Kraftwerke
Spullersee schützen?
-----------------------------------------------------------------
Bundesminister BERLAKOVICH sagte, das diesbezügliche Verfahren sei im Laufen. So habe das Land Tirol bereits
einen positiven Bescheid zu diesem Thema erlassen, auch vom BM VIT sei grünes Licht gekommen. Man müsse
hier alle Aspekte der Frage beleuchten, denn jede Seite habe ein Recht darauf, dass ihre Argumente entsprechend
geprüft werden. Brunner wollte in einer Zusatzfrage wissen, wie das Ministerium in wasserrechtlicher Hinsicht
entscheiden werde. Berlakovich verwies auf die vereinbarte Nachdenkpause, welcher er nicht vorgreifen wolle.
Abgeordneter Bernhard THEMESSL (F) erkundigte sich, ob auch die Anrainer und Grundstücksbesitzer entsprechend
in den Diskussionsprozess einbezogen würden. Der Minister sicherte dies zu, zumal dies schon bisher der Fall
gewesen sei. Abgeordneter Elmar MAYER (S) fragte, ob Österreich ohne Ausbau der Wasserkraft seine ehrgeizigen
Ziele erreichen könne. Der Minister bekannte sich zum Ausbau der Wasserkraft, doch dürfe das kein genereller
Freibrief sein. Jedes Projekt müsse sorgsam geprüft werden.
Abgeordneter Erwin HORNEK (V) sprach den Gewässerbewirtschaftungsplan an und wollte erfahren, welche Ziele
dieser beinhalte. Der Minister meinte, es sei gelungen, Ökonomie und Ökologie hier zu vereinen, denn
der Plan komme den Zielen beider Seiten entgegen. Abgeordneter Christoph HAGEN (B) meinte, das in Rede gestellte
Projekt widerspreche dem genannten Plan, weshalb man sich fragen müsse, warum es noch nicht gestoppt wurde.
Der Minister verwies erneut auf die vereinbarte Nachdenkpause.
Abgeordneter Robert LUGAR (B): Wie wollen Sie als Umweltminister verhindern, dass die österreichischen SteuerzahlerInnen
mit über 300 Euro im Jahr zusätzlich belastet werden, und damit das Budgetloch durch eine CO2-Steuer
gestopft werden soll?
-----------------------------------------------------------------
Der MINISTER entgegnete dem Abgeordneten, dass eine Ökologisierung eines Steuersystems nicht die simple Erhöhung
einer einzelnen Steuer meine, sondern dass es um einen zukunftweisenden Umbau des Steuersystems gehe, der natürlich
auch unter dem Gesichtspunkt sozialer Ausgewogenheit erfolgen werde.
Dem hielt der Abgeordnete entgegen, dass man bislang nur von der Erhöhung der in Rede stehenden beiden Steuern
gehört habe. Sei es daher nicht notwendig, weiter als bislang zu denken? Berlakovich erklärte, hier habe
man es mit einer verkürzten Berichterstattung durch die Medien zu tun, denn man plane einen weitaus weiter
reichenden Maßnahmenmix. Abgeordnete Gabriela MOSER (G) zeigte sich besorgt darüber, dass sich die Regierung
nur in Ankündigungen ergehe, ohne konkrete Schritte zu setzen, wie sich gerade bei der thermischen Sanierung
zeige. Berlakovich bekannte sich an dieser Stelle zu einer ökosozialen Marktwirtschaft, die sich als der richtige
Weg zwischen schrankenlosem Kapitalismus und Kommunismus erwiesen habe.
Abgeordnete Susanne WINTER (F) fragte, wie viel Steuergeld für den Emissions-Zertifikatehandel ausgegeben
wurde. Das Regierungsmitglied nannte die entsprechenden Zahlen für sein Ministerium, ergänzte aber, dass
dieser Handel nur zum Teil über sein Haus abgewickelt werde. Abgeordnete Andrea GESSL-RANFTL (S) verwies auf
arbeitsmarktpolitische Aspekte des Klimaschutzes. Berlakovich betonte hier den internationalen Dialog als Voraussetzung
für ein ausgewogenes und akkordiertes Vorgehen aller Beteiligten.
Abgeordneter Kurt GAßNER (S): Inwieweit werden Sie im Zuge einer Neubewertung der landwirtschaftlichen Einheitswerte
die Gelegenheit wahrnehmen, für mehr Steuergerechtigkeit – vor allem innerhalb der Bauernschaft – zu sorgen,
um damit mehr inneragrarische Solidarität zu Gunsten der Grünland- und Bergbauern sicher zu stellen?
-----------------------------------------------------------------
Bundesminister Nikolaus BERLAKOVICH betonte, schon die Pauschalierung der Steuerleistung, die vor allem den kleinen
bäuerlichen Betrieben zugutekommt, sei Ausdruck der Steuergerechtigkeit. Es gehe daher darum, dieses System
der steuerlichen Pauschalierung aufrecht zu erhalten. Dazu komme noch, dass kleine Betriebe, wie der Ressortchef
dem Abgeordneten Franz Eßl (V) gegenüber feststellte, auch durch Freibeträge, die nicht einer Kürzung
unterliegen, gefördert werden.
Mit Nachdruck unterstrich Berlakovich, die Bauern würden keine Steuerflucht betreiben, sondern wie alle anderen
Berufsgruppen von der Steuerpflicht erfasst sein. Viele Bauern würden aber mangels eines entsprechenden Einkommens
keine Einkommenssteuer zahlen. Dem Abgeordneten Wolfgang Spadiut (B) versicherte der Minister, dass in der Debatte
über die Neufestsetzung der Einheitswerte keinesfalls einzelne Gruppen von Bauern gegeneinander ausgespielt
werden. Was die Verschiebung der Neubewertung betrifft, begründete Berlakovich dies auf eine Frage des Abgeordneten
Harald Janach (F) die Neubewertung mit dem hohen Bürokratieaufwand für die Finanzverwaltung.
Abgeordneter Johannes SCHMUCKENSCHLAGER (V): Was sind die wesentlichen Elemente der Energiestrategie für Österreich?
-----------------------------------------------------------------
Berlakovich bezeichnete die Energiestrategie, die unter Beiziehung einer großen Zahl von Fachleuten aus allen
Bereichen ausgearbeitet wurde, als Meilenstein in der Energiepolitik und in der Klimageschichte. Als Schlüsselpunkte
nannte er Energieeinsparung und Energieeffizienz, die Energieversorgungssicherheit, die Steigerung der erneuerbaren
Energien, die Ökologisierung des Steuersystems, neue Formen der Mobilität und die thermische Sanierung.
Den Abgeordneten Rainer Widmann (B), Christiane Brunner (G) und Gerhard Deimek (F) gegenüber präzisierte
der Ressortchef, das Papier enthalte 317 konkrete Maßnahmen, die noch gesetzlich umgesetzt werden müssen.
Die Palette reiche von der Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien bis 2020 auf 34 %, der Anhebung der
Sanierungsrate bei den Gebäuden von einem auf 3 % im selben Zeitraum bis zur Vorgabe von 250.000 Elektroautos
in den nächsten 10 Jahren. Das größte Ausbaupotential bei erneuerbaren Energien sah Berlakovich
bei der Biomasse und bei der Photovoltaik, wobei letztere, wie er auf eine Zusatzfrage des Abgeordneten Josef Auer
(S) zu bedenken gab, noch wettbewerbsfähiger werden müsse. |