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Entwurf und Entäußerung - Aneignung und Entfremdung |
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Sonderausstellung mi mit Werken von Katharina Heinrich im Gironcoli Museum von 8. Mai bis 20.
Juni 2010 Herbertstein (gironcoli museum) - Von Hand gefertigte Flechtwerke, die eine Vielzahl von variablen Körperformen hervorbringen, sind Modellierungen von strenger Gesetzmäßigkeit. Ihr Entstehungsprozess erinnert an die ursprüngliche Bedeutung von Entwerfen, womit man im Hochmittelalter die Kreation eines textilen Bildmotivs beschrieb. Im Laufe der Jahrhunderte wurde der Wurf des Schussfadens durch die aufgespannten Kettfäden beim Weben zum Inbegriff einer Tätigkeit, die künstlerische Vorstellungen mit präzisen Gestaltungsmethoden verbindet. Entsprechend bezeichnet Katharina Heinrich ihr Flechten als einen "bildhauerischen Akt" - als ein bewusstes Handeln also, das sich im Zuge des Gestaltens jedoch der immergleichen Verschränkung von horizontalen und vertikalen Bändern in "gegengleichem Rhythmus" unterwirft. Im Vollzug dieser Tätigkeit selbst Ursprung/Referenzpunkt eines Koordinatensystems und Werkzeug des kontinuierlichen Arbeitsprozesses, entwirft die Künstlerin sowohl Körper als auch Raum. Die amorphen Ausprägungen der lose einander überkreuzenden Linien widersetzen sich einer eindeutigen Kategorisierung. Erst in der Positionierung der Werkstücke, in ihrer Relation zum Umraum und zum Betrachter, erschließt sich uns das Wesen der jeweiligen Arbeiten. Das Ineinanderschlingen von biegsamen Bändern über eigens konstruierte Hohlformen schafft Gebilde, die vor allem auch das Nicht-Sichtbare umschließen und damit kenntlich machen. Wie eine Haut mutieren diese Entwürfe zu kommunizierenden Trägern sinnlicher Reize, die durch ihre Oberflächentextur, Farb- und Formgebung das Dasein des Zwischenraums verdeutlichen - ja, sich seiner bemächtigen. Im Besonderen kennzeichnen die in sich zusammengesunkenen sowie frei schwebenden Flechtwerke die nicht phänomenale Wirklichkeit. Konstruierte Faltenwürfe und Leerräume erheben den wechselvollen Bezug vom Inneren zum Äußeren zum Thema, das von Katharina Heinrich in radikal anmutender Stringenz stets aufs Neue verhandelt wird. In Videoarbeiten gelangt der geflochtene Raum-Körperentwurf zur bewegten Entäußerung. Dabei wird nicht allein auf den tatsächlichen Entstehungsprozess, auf die Verbindung zwischen der Produzentin und ihrem Produkt verwiesen. Vielmehr ist der Verdinglichung der künstlerischen Idee ebenso ihre Verselbständigung immanent. Denn ihre Entäußerung initiiert auch ihre Loslösung aus dem subjektiven Beziehungsgeflecht, das bis dahin zwischen der Künstlerin und ihrem Werk von Bedeutung gewesen sein mag. So gewinnt der Entwurf im Moment seiner plastischen Manifestation an Eigenständigkeit, wird zur allgemeineren Betrachtung und/oder Handhabe freigegeben. Wie in der Videoperformance dokumentiert, kann sich der entäußerte Entwurf nun - wenn auch in loser Verbindung mit seinem Ursprung/seinem Referenzpunkt - gegen diesen richten. Wie Entwurf und Entäußerung, sind daher Aneignung und Entfremdung wesentliche Parameter in Katharina Heinrichs künstlerischer Auseinandersetzung. Katharina Heinrich ist am 12. November 2010 mit einer weiteren Einzelausstellung in der Galerie Kunsthaus Mürz vertreten. |
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Informationen: http://www.gironcoli-museum.com | ||
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