Wien (oen) - Die österreichische Leistungsbilanz schloss
im Jahr 2009 trotz schwerer Einbrüche im Außenhandel mit +6,3 Mrd Euro. Dienstleistungssexporte – insbesondere
der Reiseverkehr – stützten Österreichs Außenwirtschaft. Im Sog der Krise zeigten sich die wichtigsten
Absatzmärkte schwer beeinträchtigt. Vor allem heimische Maschinen- und Fahrzeugexporteure kämpften
mit der schwachen Konjunktur. Das Leistungsbilanzplus verschaffte Österreich 2009 erneut Handlungsspielraum
an den Kapitalmärkten und erlaubte den Abbau der Auslandsverschuldung im Ausmaß von 4 Mrd Euro.
„Das ökonomische Sturmtief der vergangenen zwei Jahre brachte die Weltwirtschaft und damit auch Österreich
beinahe in schwere Seenot“, eröffnete Gouverneur Nowotny die Pressekonferenz zur Zahlungsbilanz des Jahres
2009 in der Oesterreichischen Nationalbank. „Die Kosten der nun abklingenden Krise in Form höherer Arbeitslosigkeit,
verlorenem Wachstum und öffentlicher Verschuldung werden uns noch einige Zeit begleiten“, so Nowotny weiter.
Österreichs Außenwirtschaft hat sich trotz schwerer Einbußen im Güter- und Dienstleistungsverkehr
dennoch erfreulich gut geschlagen und 2009 einen Leistungsbilanzüberschuss von 6,3 Mrd Euro oder 2,3% des
BIP erreicht. Dieses Ergebnis drückt vor allem die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft aus.
„Made in Austria erfreut sich auch in Krisenzeiten großer Beliebtheit“ ergänzte Direktor Ittner. Dennoch
fielen Exporte und Importe gemeinsam auf rund 262 Mrd Euro und damit unter 100% des BIP.
Wesentliche Stütze der heimischen Außenwirtschaft war erneut der Reiseverkehr mit einem Einnahmenüberschuss
von 6,2 Mrd Euro. „Österreich ist eben auch in schweren Zeiten immer eine Reise wert“, erklärte Direktor
Ittner. 90 Mio Auslandsnächtigungen bedeuteten gegenüber 2008 nur ein geringes Minus von 3,3%. Die Einnahmen
büßten mit 5,2% jedoch etwas mehr ein. Dies ist nicht zuletzt auf die deutlichen Preisnachlässe
der heimischen Hotellerie zurückzuführen, um für knapp kalkulierende Gäste attraktiv zu bleiben.
Es überrascht nicht, dass vor allem Gäste aus krisengeschüttelten Ländern wie Spanien (-13%),
Irland (-20%) oder Island (-42%) ausblieben. Zu hoch war 2009 auch für Amerikaner die Hürde des ungünstigen
US-Dollar-Kurses: Auf Ihr Konto gingen nur 1,1 Mio Nächtigungen in Österreich, so wenig wie zuletzt 1981.
Erfreulich ist dagegen der wachsende Wohlstand Chinas, dessen Touristen 42 Mio Euro in die Kassen heimischer Gastbetriebe
spülten und Österreich in den letzten Jahren als Reiseziel zunehmend schätzen lernten. Nahezu unverändert
zeigte sich die Reiselust der Österreicher, die 7,7 Mrd Euro im Ausland ausgaben.
Der Tourismus ist jedoch längst nicht mehr der einzige Erfolgsfaktor der Außenwirtschaft: Die übrigen
Dienstleistungen steuerten 2009 ein Plus von 5,5 Mrd Euro zum Leistungsbilanzergebnis bei und belegen damit die
zunehmende Wandlung Österreichs zu einer wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaft. Obwohl traditionelle
Leistungen wie der Transport oder das Bauwesen den Exportmarkt weiterhin bestimmen, findet die Dynamik im technisch-innovativen
Sektor wie etwa dem Architektur- und Ingenieurswesen sowie der EDV und Telekommunikation statt. Diese Dienstleistungen
verloren 2009 durch die Krise mit -6% gegenüber dem Vorjahr auch deutlich weniger als das traditionelle Segment
(rund -15%). Vergleichsweise gut konnten sich auch wissensbasierte Dienstleistungen wie die Rechts- und Wirtschaftsberatung,
Werbung und Marktforschung halten (-7%). „Der erfolgreiche Dienstleistungshandel hält Österreich auch
in Wirtschaftsflauten auf Kurs“, so Direktor Ittner.
Güterein- und -ausfuhren erlitten 2009 einen – seit dem Zweiten Weltkrieg einmaligen – Rückgang von jeweils
20% und beeinflussten die schwache Entwicklung der heimischen Wirtschaftsleistung (-1,8%) maßgeblich. Österreichs
wichtigste Absatzmärkte zeigten sich 2009 im Sog der Krise schwer beeinträchtigt. Dies betraf den Euroraum
ebenso wie die Region Mittel- und Osteuropa, deren Aufholprozess vorübergehend gestoppt wurde. Österreichs
wichtigster Handelspartner Deutschland absorbierte 2009 knapp ein Drittel der heimischen Ausfuhren, gefolgt von
Italien (8,4%) und der Schweiz (4,4%). Diese Länder verloren für Österreich jedoch an Bedeutung.
Die positive Ausnahme im Außenhandel stellte China dar, das – trotz des geringen Marktanteils von 2,2%
deutliche Zuwächse verzeichnete und bereits auf Rang 11 der wichtigsten Exportziele Österreichs vorrückte.
Rauer Wind schlug im Jahr 2009 vor allem Maschinen- und Fahrzeugexporteuren entgegen. Diese verloren gegenüber
2008 fast ein Viertel ihrer Ausfuhren. Hart getroffen wurde der Handel mit bearbeiteten Waren wie Eisen-, Stahl-
und Metallprodukten, die als Industrievorleistungen dienen.
Österreich blieb im Jahr 2009 dank des Leistungsbilanzüberschusses weiterhin Kapitalexporteur. Die heimische
Volkswirtschaft konnte ihre Auslandsverpflichtungen daher um 4 Mrd Euro reduzieren. Verglichen mit den Vorjahren
sind die Kapitalströme jedoch massiv eingebrochen. „Bei schlechtem Wetter bleibt man lieber zu Hause“ charakterisierte
Direktor Ittner das Verhalten österreichischer Investoren, die ausländische Märkte aus Vorsichtsgründen
eher mieden und die finanzielle Verflechtung Österreichs mit dem Ausland dadurch verringerten. Auch die Finanzierung
mittels Wertpapieren im Ausland insbesondere in Form von Geldmarktpapieren der Banken und des öffentlichen
Sektors wurde deutlich zurückgenommen. Äußerst vorsichtig zeigten sich die Banken darüber
hinaus bei Veranlagungen im internationalen Kredit- und Einlagengeschäft, das – nach einem Forderungsaufbau
von fast 30 Mrd Euro im Jahr 2008 – nun um 20 Mrd Euro reduziert wurde. |