Österreichs Außenwirtschaft in ruhigerem Fahrwasser   

erstellt am
30  04. 10

Wien (oen) - Die österreichische Leistungsbilanz schloss im Jahr 2009 trotz schwerer Einbrüche im Außenhandel mit +6,3 Mrd Euro. Dienstleistungssexporte – insbesondere der Reiseverkehr – stützten Österreichs Außenwirtschaft. Im Sog der Krise zeigten sich die wichtigsten Absatzmärkte schwer beeinträchtigt. Vor allem heimische Maschinen- und Fahrzeugexporteure kämpften mit der schwachen Konjunktur. Das Leistungsbilanzplus verschaffte Österreich 2009 erneut Handlungsspielraum an den Kapitalmärkten und erlaubte den Abbau der Auslandsverschuldung im Ausmaß von 4 Mrd Euro.

„Das ökonomische Sturmtief der vergangenen zwei Jahre brachte die Weltwirtschaft und damit auch Österreich beinahe in schwere Seenot“, eröffnete Gouverneur Nowotny die Pressekonferenz zur Zahlungsbilanz des Jahres 2009 in der Oesterreichischen Nationalbank. „Die Kosten der nun abklingenden Krise in Form höherer Arbeitslosigkeit, verlorenem Wachstum und öffentlicher Verschuldung werden uns noch einige Zeit begleiten“, so Nowotny weiter.

Österreichs Außenwirtschaft hat sich trotz schwerer Einbußen im Güter- und Dienstleistungsverkehr dennoch erfreulich gut geschlagen und 2009 einen Leistungsbilanzüberschuss von 6,3 Mrd Euro oder 2,3% des BIP erreicht. Dieses Ergebnis drückt vor allem die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft aus. „Made in Austria erfreut sich auch in Krisenzeiten großer Beliebtheit“ ergänzte Direktor Ittner. Dennoch fielen Exporte und Importe gemeinsam auf rund 262 Mrd Euro und damit unter 100% des BIP.

Wesentliche Stütze der heimischen Außenwirtschaft war erneut der Reiseverkehr mit einem Einnahmenüberschuss von 6,2 Mrd Euro. „Österreich ist eben auch in schweren Zeiten immer eine Reise wert“, erklärte Direktor Ittner. 90 Mio Auslandsnächtigungen bedeuteten gegenüber 2008 nur ein geringes Minus von 3,3%. Die Einnahmen büßten mit 5,2% jedoch etwas mehr ein. Dies ist nicht zuletzt auf die deutlichen Preisnachlässe der heimischen Hotellerie zurückzuführen, um für knapp kalkulierende Gäste attraktiv zu bleiben. Es überrascht nicht, dass vor allem Gäste aus krisengeschüttelten Ländern wie Spanien (-13%), Irland (-20%) oder Island (-42%) ausblieben. Zu hoch war 2009 auch für Amerikaner die Hürde des ungünstigen US-Dollar-Kurses: Auf Ihr Konto gingen nur 1,1 Mio Nächtigungen in Österreich, so wenig wie zuletzt 1981. Erfreulich ist dagegen der wachsende Wohlstand Chinas, dessen Touristen 42 Mio Euro in die Kassen heimischer Gastbetriebe spülten und Österreich in den letzten Jahren als Reiseziel zunehmend schätzen lernten. Nahezu unverändert zeigte sich die Reiselust der Österreicher, die 7,7 Mrd Euro im Ausland ausgaben.

Der Tourismus ist jedoch längst nicht mehr der einzige Erfolgsfaktor der Außenwirtschaft: Die übrigen Dienstleistungen steuerten 2009 ein Plus von 5,5 Mrd Euro zum Leistungsbilanzergebnis bei und belegen damit die zunehmende Wandlung Österreichs zu einer wissensbasierten Dienstleistungsgesellschaft. Obwohl traditionelle Leistungen wie der Transport oder das Bauwesen den Exportmarkt weiterhin bestimmen, findet die Dynamik im technisch-innovativen Sektor wie etwa dem Architektur- und Ingenieurswesen sowie der EDV und Telekommunikation statt. Diese Dienstleistungen verloren 2009 durch die Krise mit -6% gegenüber dem Vorjahr auch deutlich weniger als das traditionelle Segment (rund -15%). Vergleichsweise gut konnten sich auch wissensbasierte Dienstleistungen wie die Rechts- und Wirtschaftsberatung, Werbung und Marktforschung halten (-7%). „Der erfolgreiche Dienstleistungshandel hält Österreich auch in Wirtschaftsflauten auf Kurs“, so Direktor Ittner.

Güterein- und -ausfuhren erlitten 2009 einen – seit dem Zweiten Weltkrieg einmaligen – Rückgang von jeweils 20% und beeinflussten die schwache Entwicklung der heimischen Wirtschaftsleistung (-1,8%) maßgeblich. Österreichs wichtigste Absatzmärkte zeigten sich 2009 im Sog der Krise schwer beeinträchtigt. Dies betraf den Euroraum ebenso wie die Region Mittel- und Osteuropa, deren Aufholprozess vorübergehend gestoppt wurde. Österreichs wichtigster Handelspartner Deutschland absorbierte 2009 knapp ein Drittel der heimischen Ausfuhren, gefolgt von Italien (8,4%) und der Schweiz (4,4%). Diese Länder verloren für Österreich jedoch an Bedeutung. Die positive Ausnahme im Außenhandel stellte China dar, das – trotz des geringen Marktanteils von 2,2% deutliche Zuwächse verzeichnete und bereits auf Rang 11 der wichtigsten Exportziele Österreichs vorrückte.

Rauer Wind schlug im Jahr 2009 vor allem Maschinen- und Fahrzeugexporteuren entgegen. Diese verloren gegenüber 2008 fast ein Viertel ihrer Ausfuhren. Hart getroffen wurde der Handel mit bearbeiteten Waren wie Eisen-, Stahl- und Metallprodukten, die als Industrievorleistungen dienen.

Österreich blieb im Jahr 2009 dank des Leistungsbilanzüberschusses weiterhin Kapitalexporteur. Die heimische Volkswirtschaft konnte ihre Auslandsverpflichtungen daher um 4 Mrd Euro reduzieren. Verglichen mit den Vorjahren sind die Kapitalströme jedoch massiv eingebrochen. „Bei schlechtem Wetter bleibt man lieber zu Hause“ charakterisierte Direktor Ittner das Verhalten österreichischer Investoren, die ausländische Märkte aus Vorsichtsgründen eher mieden und die finanzielle Verflechtung Österreichs mit dem Ausland dadurch verringerten. Auch die Finanzierung mittels Wertpapieren im Ausland insbesondere in Form von Geldmarktpapieren der Banken und des öffentlichen Sektors wurde deutlich zurückgenommen. Äußerst vorsichtig zeigten sich die Banken darüber hinaus bei Veranlagungen im internationalen Kredit- und Einlagengeschäft, das – nach einem Forderungsaufbau von fast 30 Mrd Euro im Jahr 2008 – nun um 20 Mrd Euro reduziert wurde.
     
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