Fekter in Sarajewo: Interkultureller Dialog ist Voraussetzung für innere Sicherheit   

erstellt am
29  04. 10

Sarajewo (bmi) - "Ich freue mich sehr, dass die heutige Konferenz in einem Land stattfindet, das in den vergangenen Jahren bereits eindrucksvoll bewiesen hat, wie Interkultureller Dialog aussehen kann und welche positive Rolle Religionsgemeinschaften bei der Herstellung des sozialen Friedens in der Bevölkerung spielen können", erklärte Innenministerin Dr. Maria Fekter anlässlich der Eröffnung der Konferenz "Interkultureller Dialog und innere Sicherheit" in Sarajewo.

"Nicht zuletzt gilt die Brücke von Mostar weltweit als Symbol für die Verbindung von Christentum und Islam, von Katholiken und Orthodoxen", so die Ministerin weiter. "Gerade in Hinblick auf die innere Sicherheit in einem Land ist dieser interkulturelle Dialog als Beitrag zum sozialen Frieden entscheidend."

An der, von Bosnien und Herzegowina und Österreich gemeinsam organisierten, Konferenz nahmen Innenminister und Experten der Westbalkanstaaten und aus dem "Forum Salzburg" sowie hochrangige Vertreter von UN, EU, OSZE und IOM teil. Im Anschluss an vier Diskussionspanels wurden die wesentlichen Eckpunkte zum Thema "Interkultureller Dialog und innere Sicherheit" in einer gemeinsamen Ministererklärung festgehalten.

Für beide Veranstaltungsländer ist der Interkulturelle Dialog aufgrund unterschiedlicher Gegebenheiten bereits seit langer Zeit ein Thema: In Österreich hinsichtlich der sogenannten "Gastarbeiter", die nach dem 2. Weltkrieg geholt wurden, und der starken Zuwanderungswellen nach dem Jugoslawienkrieg, und in Bosnien-Herzegowina in Hinblick auf die multiethnische Zusammensetzung. Auch andere Staaten, insbesondere mit kolonialer Vergangenheit wie etwa Frankreich oder Großbritannien, haben die Bedeutung des interkulturellen Dialogs erkannt und setzen entsprechende interkulturelle Maßnahmen. Durch die immer stärkere internationale Vernetzung müssten sich zukünftig aber auch jene Länder, die bisher aufgrund ihrer geographischen Lage oder Historie noch keine Notwenigkeit eines vertieften Interkulturellen Dialogs gesehen haben, dieser Problematik stellen, erklärte Fekter weiter.

"Auch wenn sich nationalen Situationen aufgrund der historisch gewachsenen Struktur der multiethnischen Zusammensetzung unterscheiden, gibt es einige gemeinsame Eckpunkte für einen funktionierenden Interkulturellen Dialog: Ausreichende Kenntnis der Sprache des Landes für die gegenseitige Verständigung, eine von allen anerkannte Wertebasis und ähnlich gute Entwicklungsmöglichkeiten für alle. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, ist der Weg zum sozialen Frieden geebnet und wesentliche Anreize für Kriminalität, Extremismus, Radikalisierung und damit letztlich für Terrorismus fallen weg", so die Innenministerin, die in Österreich für die Arbeiten zum Interkulturellen Dialog verantwortlich ist.

Gemeinsam mit Vertretern von Religionsgemeinschaften und aus Wissenschaft und Wirtschaft wurde daher die Bedeutung gemeinsamer europäischer Werte und des interkulturellen Dialogs im Alltag diskutiert. "Entscheidend ist, dass sich die Bevölkerung sprachlich und inhaltlich versteht. Das setzt neben den Sprachkenntnissen eine gewisse Bildung und regelmäßige interkulturelle Kontakte voraus. Darüber hinaus muss es verbindende allgemein akzeptierte Werte geben. Dazu zählt aus meiner Sicht Respekt vor dem Gesetz, Achtung der Demokratie und Ihrer Institutionen und die Einhaltung der Menschenrechte sowie insbesondere die Gleichberechtigung von Mann und Frau", erläuterte die Innenministerin.

Auch den Religionsgemeinschaften käme eine wesentliche Rolle als Brückenbauer des interkulturellen Dialogs zu. So sollten sich die Verantwortungsträger vor allem auf den Kern der jeweiligen Lehre besinnen, der bei allen großen Religionen das Verbindende mit anderen Religionen suche. Darüber hinaus sollten religiöse Entscheidungsträger darauf hinwirken, dass Religionen nicht für politische Zwecke missbraucht würden. Daneben sei aber natürlich auch der Staat gefragt: Er müsse den Dialog mit den "verbindenden", moderaten Vertretern aller Religionen suchen und fördern, die Religionsfreiheit als individuelles Recht schützen und jeglichen fundamentalen Druck auf die Gesellschaft unterbinden. Es darf keinen Missbrauch von Religionen auf dem Rücken der Menschenrechte geben. "Wie sensibel der Umgang mit Religionen – und insbesondere mit dem Islam – durch den Staat ist, zeigen unter anderem die öffentlichen Diskussionen etwa über Kopftuch- oder, ganz aktuell, Burkaverbote in öffentlichen Einrichtungen. Hier geht es um Werte und Würde. Es bedarf daher einerseits einer sachlich fundierten Debatte auf europäischer Ebene unter Einbeziehung von Wissenschaft und Zivilgesellschaft und andererseits vor allem auch eine entsprechend objektive, untendenziöse Kommunikation aller Beteiligten. Denn eines darf nicht vergessen werden: Es gibt, etwa in Bosnien-Herzegowina, starke Elemente eines europäischen Islams, der eine Bereicherung für unser gemeinsames Europa ist. Diesen gilt es zu fördern", so die Innenministerin abschließend.
     
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