Sarajewo (bmi) - "Ich freue mich sehr, dass die heutige Konferenz in einem Land stattfindet, das in
den vergangenen Jahren bereits eindrucksvoll bewiesen hat, wie Interkultureller Dialog aussehen kann und welche
positive Rolle Religionsgemeinschaften bei der Herstellung des sozialen Friedens in der Bevölkerung spielen
können", erklärte Innenministerin Dr. Maria Fekter anlässlich der Eröffnung der Konferenz
"Interkultureller Dialog und innere Sicherheit" in Sarajewo.
"Nicht zuletzt gilt die Brücke von Mostar weltweit als Symbol für die Verbindung von Christentum
und Islam, von Katholiken und Orthodoxen", so die Ministerin weiter. "Gerade in Hinblick auf die innere
Sicherheit in einem Land ist dieser interkulturelle Dialog als Beitrag zum sozialen Frieden entscheidend."
An der, von Bosnien und Herzegowina und Österreich gemeinsam organisierten, Konferenz nahmen Innenminister
und Experten der Westbalkanstaaten und aus dem "Forum Salzburg" sowie hochrangige Vertreter von UN, EU,
OSZE und IOM teil. Im Anschluss an vier Diskussionspanels wurden die wesentlichen Eckpunkte zum Thema "Interkultureller
Dialog und innere Sicherheit" in einer gemeinsamen Ministererklärung festgehalten.
Für beide Veranstaltungsländer ist der Interkulturelle Dialog aufgrund unterschiedlicher Gegebenheiten
bereits seit langer Zeit ein Thema: In Österreich hinsichtlich der sogenannten "Gastarbeiter", die
nach dem 2. Weltkrieg geholt wurden, und der starken Zuwanderungswellen nach dem Jugoslawienkrieg, und in Bosnien-Herzegowina
in Hinblick auf die multiethnische Zusammensetzung. Auch andere Staaten, insbesondere mit kolonialer Vergangenheit
wie etwa Frankreich oder Großbritannien, haben die Bedeutung des interkulturellen Dialogs erkannt und setzen
entsprechende interkulturelle Maßnahmen. Durch die immer stärkere internationale Vernetzung müssten
sich zukünftig aber auch jene Länder, die bisher aufgrund ihrer geographischen Lage oder Historie noch
keine Notwenigkeit eines vertieften Interkulturellen Dialogs gesehen haben, dieser Problematik stellen, erklärte
Fekter weiter.
"Auch wenn sich nationalen Situationen aufgrund der historisch gewachsenen Struktur der multiethnischen Zusammensetzung
unterscheiden, gibt es einige gemeinsame Eckpunkte für einen funktionierenden Interkulturellen Dialog: Ausreichende
Kenntnis der Sprache des Landes für die gegenseitige Verständigung, eine von allen anerkannte Wertebasis
und ähnlich gute Entwicklungsmöglichkeiten für alle. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, ist
der Weg zum sozialen Frieden geebnet und wesentliche Anreize für Kriminalität, Extremismus, Radikalisierung
und damit letztlich für Terrorismus fallen weg", so die Innenministerin, die in Österreich für
die Arbeiten zum Interkulturellen Dialog verantwortlich ist.
Gemeinsam mit Vertretern von Religionsgemeinschaften und aus Wissenschaft und Wirtschaft wurde daher die Bedeutung
gemeinsamer europäischer Werte und des interkulturellen Dialogs im Alltag diskutiert. "Entscheidend ist,
dass sich die Bevölkerung sprachlich und inhaltlich versteht. Das setzt neben den Sprachkenntnissen eine gewisse
Bildung und regelmäßige interkulturelle Kontakte voraus. Darüber hinaus muss es verbindende allgemein
akzeptierte Werte geben. Dazu zählt aus meiner Sicht Respekt vor dem Gesetz, Achtung der Demokratie und Ihrer
Institutionen und die Einhaltung der Menschenrechte sowie insbesondere die Gleichberechtigung von Mann und Frau",
erläuterte die Innenministerin.
Auch den Religionsgemeinschaften käme eine wesentliche Rolle als Brückenbauer des interkulturellen Dialogs
zu. So sollten sich die Verantwortungsträger vor allem auf den Kern der jeweiligen Lehre besinnen, der bei
allen großen Religionen das Verbindende mit anderen Religionen suche. Darüber hinaus sollten religiöse
Entscheidungsträger darauf hinwirken, dass Religionen nicht für politische Zwecke missbraucht würden.
Daneben sei aber natürlich auch der Staat gefragt: Er müsse den Dialog mit den "verbindenden",
moderaten Vertretern aller Religionen suchen und fördern, die Religionsfreiheit als individuelles Recht schützen
und jeglichen fundamentalen Druck auf die Gesellschaft unterbinden. Es darf keinen Missbrauch von Religionen auf
dem Rücken der Menschenrechte geben. "Wie sensibel der Umgang mit Religionen – und insbesondere mit dem
Islam – durch den Staat ist, zeigen unter anderem die öffentlichen Diskussionen etwa über Kopftuch- oder,
ganz aktuell, Burkaverbote in öffentlichen Einrichtungen. Hier geht es um Werte und Würde. Es bedarf
daher einerseits einer sachlich fundierten Debatte auf europäischer Ebene unter Einbeziehung von Wissenschaft
und Zivilgesellschaft und andererseits vor allem auch eine entsprechend objektive, untendenziöse Kommunikation
aller Beteiligten. Denn eines darf nicht vergessen werden: Es gibt, etwa in Bosnien-Herzegowina, starke Elemente
eines europäischen Islams, der eine Bereicherung für unser gemeinsames Europa ist. Diesen gilt es zu
fördern", so die Innenministerin abschließend. |