Neue Zukunfts-Chancen für Grünlandnutzung   

erstellt am
28  04. 10

OÖ. Bioraffinerie - Zusatzchancen für Grünlandnutzung Perspektiven für die Landwirtschaft
Linz (lk) - In der österreichischen Landwirtschaft zeichnet sich - genauso wie in vielen vergleichbaren europäischen Ländern - ein deutlicher Strukturwandel ab. Dieser ist unter anderem durch einen Rückgang der Viehwirtschaft und der Milchproduktion gekennzeichnet. Somit wird die Verwertung von Gras und Dauergrünland in Zukunft nicht mehr nur über den Rindermagen erfolgen können.

Die Bundesanstalt für Alpenländische Landwirtschaft (BAL) in Gumpenstein schätzt, dass österreichweit mittelfristig 750.000 Tonnen Trockenmasse pro Jahr an Grünlandbiomasse verfügbar sein werden. Das entspricht etwa 70.000 bis 80.000 Hektar Wiesenfläche und einem Hektar-Energieertrag von rund 30.000 kWh.

Hoffnungsträger für flächendeckende Grünlandwirtschaft
"Das Gras der Wiesen ist ein Rohstoff für die Naturstoffchemie. Diese zusätzliche Grünlandnutzung kann verhindern, dass künftig viele Landesteile verwalden, weil sie keine Rinderhaltung mehr haben", sagt Agrar-Landesrat Dr. Josef Stockinger.

Die OÖ. Bioraffinierie bietet hier eine neue Perspektive. Wiesengras und Grünland bekommen eine zweite Chance. Gras wird zum wertvollen Rohstoff als Alternative zur bisherigen Erdöl-Chemie. Das Pilotprojekt in Utzenaich wird auch zeigen, wie sich die Rentabilität für bestehende Biogasanlagen auswirkt.

Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, Wiesengras in Biogasanlagen zu verwerten. Derzeitige Wirtschaftlichkeits-berechnungen zeigen jedoch, dass Biogas aus Gras sich ohne öffentliche Zuschüsse wirtschaftlich nicht rechnet.

Mit dem Projekt OÖ. Bioraffinerie in Utzenaich sollen nun Möglichkeiten aufgezeigt werden, Produkte aus Grassilage zu erzeugen und in einem zweiten produktionstechnischen Schritt die Herstellung von Biogas in der Gesamtrechnung rentabler zu machen. Die bisher angestellten Berechnungen gehen davon aus, dass die Erlöse für Milchsäure und Aminosäuren aus Grassilage - vorgeschalten vor einer herkömmlichen Biogas-Anlage - die Biogasproduktion letztlich wirtschaftlich darstellen lassen.

Agrarischer Hoffnungsträger: Einstieg in Naturstoff-Chemie + Biogasnutzung
Die Idee der OÖ. Bioraffinerie wurde seit Jahren als Leuchtturmprojekt im Rahmen des Impulsprogramms Nachhaltig Wirtschaften aufgenommen und die erforderlichen Prozesstechniken in der Programmlinie Fabrik der Zukunft entwickelt. Nun wird diese Technologie erstmals im produktionsrelevanten Maßstab umgesetzt. Aus dem Rohstoff Gras werden neben dem Energieträger Biogas auch die Wertstoffe Milchsäure und Aminosäuren abgetrennt und zu marktfähigen Qualitäten veredelt.

Demonstrationsanlage in Utzenaich als Entscheidungs-Grundlage
Am Standort der Biogasanlage Utzenaich in Oberösterreich wurde eine Demonstrationsanlage für die Abpressung von Grassaft (bis zu 4 Tonnen Silage/h) mit angeschlossener Saftaufbereitung zur Abtrennung und Aufbereitung von Milchsäure und Aminosäuren errichtet. Der feste Presskuchen wird unmittelbar als Substrat für den Biogasprozess in der bestehenden Anlage "Ökoenergie-Utzenaich GmbH" vom Bauer und Betreiber Josef Höckner eingesetzt.

Ziel des Projektes ist es, die industrielle Tauglichkeit der Idee OÖ. Bioraffinerie unter Beweis zu stellen. Dies bedeutet, dass am Ende des Projektes die Ausbeuten und Qualitäten der abgetrennten Produkte einerseits und die Standzeiten (Membrane, Harze, etc.) und Prozessparameter für die optimierte Prozessverschaltung andererseits vorliegen. Diese Ergebnisse sind durch längere Betriebszeiträume abzusichern. In der Anlage Utzenaich werden nur industrietaugliche Maschinen und Apparate verwendet, um ein späteres Scale-up auf eine Produktionsanlage einfach zu ermöglichen. Die eingesetzten Technologien haben aber in unterschiedlicher Größe bereits Industriestandard. Daher sind auch die Durchsatzzahlen der einzelnen Technologieschritte daran angepasst.
     
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