Nowotny: "Wir befinden uns am Anfang vom Ende der Wirtschaftskrise"   

erstellt am
28  04. 10

In einem Vortag an der renommierten Princeton University analysierte Gouverneur Univ. Prof. Dr. Nowotny die bisherigen Erkenntnisse der aktuellen Weltwirtschaftskrise
Princeton (oenb) - Das vielleicht beeindruckendste Element dieser Krise war mit Sicherheit die rasante Geschwindigkeit, mit der der wirtschaftliche Einbruch die Europäische Union bzw. Zentral-, Süd- und Südosteuropa (CESEE) erfasst hat, hielt Gouverneur Nowotny eingangs fest. Die mutig und rasch gesetzten Maßnahmen, sowohl auf der fiskalpolitischen als auch auf der geldpolitischen Seite, haben diese Geschwindigkeit abgebremst und zu einer wesentlichen Stabilisierung beigetragen. Dennoch sehen wir gegenwärtig nicht auf die Krise zurück. Wir befinden uns auch noch nicht an deren Ende. Vielmehr handelt es sich um den Anfang vom Ende der Krise, so Dr. Nowotny weiter.

Die aktuellen Konjunkturdaten zeigen zwar eine wirtschaftliche Erholung an, jedoch ist das Bild ein sehr unterschiedliches. Während für die USA, Japan bzw. Asien eine rapidere Rückkehr auf den Wachstumspfad angezeigt ist, erholt sich der Euroraum etwas moderater. Das Wachstum wird jedoch nicht ausreichen, um eine Erholung auf dem Arbeitsmarkt herbeizuführen, führte Gouverneur Nowotny weiter aus. Eine wesentliche Erkenntnis dieser Wirtschaftskrise ist aber auch die Tatsache, dass die wirtschafts­politischen Akteure aus den Erfahrungen der Krise der 20er und 30er Jahre gelernt haben.

Zum ersten Mal in der Geschichte, betonte Nowotny, haben Zentralbanken ihre Geldpolitik global koordiniert. Wenngleich die unterschiedlichen Maßnahmen, aber auch die unterschiedlichen Reaktionsgeschwindigkeiten – beispielsweise im Falle der Federal Reserve und der Europäischen Zentralbank (EZB) – den jeweiligen Strukturen der Finanzmärkte zuzuordnen sind. Weiters aber haben die Notenbanken auch Instrumente außerhalb des regulären Werkzeugkastens eingesetzt, um zusätzliche geldpolitische Stimuli im Umfeld historisch niedriger Zinssätze zu setzen.

Mittlerweile hat die EZB, so Gouverneur Nowotny weiter, bereits mit einer behutsamen Exit-Strategie begonnen: Der Ausstieg aus der Vergabe von längerfristigen Krediten an den Bankensektor hat bereits begonnen, kurzfristige Kredite stehen aber weiterhin zur Verfügung. Jedoch würde eine zu frühe Erhöhung der Leitzinssätze das zarte Konjunkturpflänzchen abwürgen. Zudem gebe es derzeit weder Inflations- noch Deflationsrisiken, so Nowotny.

Zurückkommend auf die Erfahrungen aus der heißen Phase der Wirtschaftskrise bemerkte Gouverneur Nowotny, dass sich erfreulicher Weise – nicht zuletzt dank der „Vienna Initiative“ – all jene Alarmnachrichten und öffentlichen Beunruhigungen in Sachen CESEE-Region als falsch erwiesen haben.

Auch am Beispiel der raschen und koordinierten Hilfe zur Selbsthilfe für Griechenland ist, so Gouverneur Nowotny am Ende seines Vortrags, ersichtlich geworden wie reibungslos und zielsicher die aktuelle Wirtschaftspolitik die anstehenden Probleme einer Lösung zuführe. Eben genau die Erkenntnis der positiven Wirkung dieser inter- und supranationalen Zusammenarbeit sei eine der augenfälligsten Erfahrungen dieser jüngsten Wirtschaftskrise, so Gouverneur Nowotny abschließend.
 
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