|
||
Blinde PC-Nutzer können jetzt Grafiken "sehen" |
erstellt am |
|
Stuttart (lhlk) - Blinde PC-Nutzer können jetzt auch Grafiken und Tabellen "sehen". Möglich
gemacht hat dies das Forschungsprojekt HyperBraille, das heute auf der SightCity (28.-30. April 2010), der größten
deutschen Fachmesse für Blinden- und Sehbehinderten-Hilfsmittel, erstmals das funktionsfähige HyperBraille-Gesamtsystem
- eine Art grafikfähigen Laptop für blinde und sehbehinderte Menschen - vorgeführt hat. Nachdem im letzten Jahr auf der SightCity bereits der Prototyp des Flächendisplays, das im Vergleich zu herkömmlichen Braillezeilen interaktiv, zweidimensional und grafikfähig ist, präsentiert wurde, sind nun auch die zur Ansteuerung notwendige Software sowie die Software-Anpassungen für die gängigen Office und Internet-Programme fertig gestellt. Die Bildschirminformationen des PC (Texte, Grafiken oder aber auch der Bildschirmaufbau) müssen von einer Bildschirmauslese-Software interpretiert und an das Ausgabemedium, wie z.B. eine herkömmliche Braillezeile, weitergegeben werden. Die Braillezeile nimmt diese Informationen auf und gibt sie in der Blindenpunktschrift Braille wieder, die vom Leser mit der Fingerkuppe ertastet werden kann. Dieses Prinzip muss auch auf das HyperBraille-Flächendisplay übertragen werden. Da das Flächendisplay ungleich mehr Informationen verarbeiten kann, als eine Braillezeile, und darüber hinaus interaktiv ist, kann man sich nicht einfach der bisher auf dem Markt erhältlichen Screenreader bedienen. Deshalb wurde im Projekt der "Hyperreader" entwickelt, also die Bildschirmauslesesoftware für das HyperBraille- Flächendisplay. Eine wichtige Aufgabe des Hyperreaders ist dabei die Verwaltung der Informationen auf der Stiftplatte. Die Ausgabefläche wird dabei in mehrere separate Bereiche unterteilt. Jeder dieser Bereiche stellt dem Nutzer unterschiedliche Informationen zur Verfügung. Im Gegensatz zur Braillezeile, die nur eine Textzeile darstellen kann, kann der Nutzer mit Hilfe unterschiedlicher Ansichtsarten auf der Stiftplatte einen strukturierten Überblick in unterschiedlichen Detailgraden über den gesamten Bildschirminhalt bekommen. Anwendungsprogramme wie Word, Excel oder PowerPoint können ebenfalls nicht einfach übernommen werden. Kompliziertere Dialogfelder müssen für ihre Bedienung nach den Anforderungen speziell ausgegeben werden. So bringt z.B. eine Spezialimplementierung des Hyperreaders Ordnung in die Word-Rechtschreibprüfung und bietet die Informationen des Hintergrunds zusammen mit der Fehlerkorrektur in einem Fenster an. Ein zukünftiger Arbeits- bzw. Lernplatz mit HyperBraille benötigt, wie heute auch, einen PC oder Laptop, an den über eine USB-Schnittstelle das HyperBraille-Flächendisplay angeschlossen wird. Diese benötigt lediglich eine weitere Stromzufuhr. Weitere Hilfsmittel sind der Hyperreader und, wenn gewünscht, eine Sprachausgabe zum Vorlesen des auf der Stiftplatte gefühlten Texts oder der Grafik. Die Produkteinführung der HyperBraille-Stiftplatten ist zur SightCity 2011 geplant. Ziel ist es, dass die Kosten für das Flächendisplay bei entsprechenden Stückzahlen in einigen Jahren das 2 bis 2,5-fache einer Braillezeile nicht übersteigen. Über HyperBraille Das Forschungsprojekt HyperBraille entwickelt ein grafikfähiges Braille-Flächendisplay für blinde und sehbehinderte Menschen sowie die zur Ansteuerung und Umsetzung von Text und Grafik notwendige Software. Kontinuierliche Anwendertests und neue Schulungskonzepte sollen sehbehinderte PC-Nutzer an die neuen Möglichkeiten des Umgangs mit dem Computer heranführen. HyperBraille wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert (BMWi). Das Fördervolumen beträgt 4,1 Millionen Euro. Beteiligte Projektpartner sind: Metec AG, F.H. Papenmeier GmbH & Co. KG, IMS Chips, TU Dresden (Institut für Informatik), Universität Potsdam (Institut für Informatik). |
||
Informationen: http://www.hyperbraille.de | ||
zurück |