Verfassungsschutz
Wien (bmi) - In Österreich gibt es keine größeren
Bedrohungen der Sicherheit, aber der islamistische Extremismus und Terrorismus stellt nach wie vor eine Gefahrenquelle
für Europa und auch für Österreich dar. Der Rechtsextremismus bewegt sich auf niedrigem Niveau und
im Bereich des Linksextremismus gibt es einen Anstieg der Gewalttaten. Das geht aus dem Verfassungsschutzbericht
2010 hervor, der am 26.04. von Innenministerin Dr. Maria Fekter und BVT-Direktor Mag. Peter Gridling vorgestellt
wurde.
"Der Verfassungsschutzbericht zeigt, dass wir in Österreich keine größeren Bedrohungen der
Sicherheit haben", sagte Innenministerin Dr. Maria Fekter bei der Vorstellung des Verfassungsschutzberichts
2010 am 26. April 2010 im Innenministerium in Wien. Der vom Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung
(BVT) erstellte Jahresbericht gibt einen Überblick über die wichtigsten Gefahrenquellen und Entwicklungen
in den staatsschutzrelevanten Bereichen wie Terrorismus, Extremismus, illegaler Waffenhandel, Proliferation und
nachrichtendienstliche Tätigkeiten im Jahr 2009.
Terrorismus
"Der islamistisch motivierte Extremismus und Terrorismus stellt nach wie vor eine Gefahrenquelle für
Europa und auch für Österreich dar. Wir können es uns nicht leisten, diesen Gefahrenbereich zu vernachlässigen,
da wir verstärkt Radikalisierungs- und Rekrutierungsaktivitäten in Österreich registrieren. Nach
unseren Erkenntnissen gibt es Hinweise auf Reisebewegungen nach Pakistan, in die pakistanisch-afghanischen Grenzgebiete
und nach Somalia", sagte Fekter und verwies auf die Notwendigkeit des in der Vorwoche im Ministerrat verabschiedeten
Terrorismus-Präventionsgesetz. Die Teilnahme an Terrorcamps und die Ausbildung für terroristische Zwecke
wird damit künftig unter Strafe gestellt. "Radikalisierung und Extremismus haben keinen Platz in unserem
Land. Daher ist das Terrorismus-Präventionsgesetz ein unverzichtbarer Baustein für die Grundwerte unseres
Rechtsstaats", betonte Fekter.
Im Jänner 2009 wurde in Wien ein tschetschenischer Asylwerber ermordet und im Mai 2009 kam es in einem Sikh-Tempel
in Wien zu einem Vorfall, bei dem ein aus Indien angereister Guru getötet und mehrere Personen zum Teil schwer
verletzt wurden. Neben diesen relativ jungen Phänomenen sind alte Konflikte wie beispielsweise der türkisch-kurdische
Konflikt nach wie vor in Österreich präsent.
Rechtsextremismus
Der Rechtsextremismus in Österreich bewegt sich im internationalen Vergleich weiterhin auf niedrigem
Niveau und ist keine akute Gefahr für die demokratische Grundordnung. 2009 wurden 453 rechtsextremistisch
motivierte Straftaten registriert, um zwei mehr als 2008. Es handelte sich im Wesentlichen um Verbaldelikte und
Sachbeschädigungen sowie um postalisch, per SMS oder E-Mail versandte einschlägige Agitationen.
Das BVT und die Landesämter für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) haben einen Aktionsplan
mit regionalen Schwerpunkten erstellt und umgesetzt. "Das hat bereits in kurzer Zeit gute Wirkung gezeigt",
betonte die Innenministerin. "So konnten in letzter Zeit einige Straftaten unmittelbar geklärt und andere
schon im Vorfeld verhindert werden."
Linksextremismus
Die Zahl der linksextremistisch motivierten Straftaten ist von 64 (2008) auf 90 (2009) angestiegen. Der überwiegende
Teil der Anzeigen betraf Schmieraktionen, Klebeaktionen und Vandalismus.
Die linksextreme Szene ist durch ideologische Differenzen und interne Konflikte gekennzeichnet. Konsens gibt es
beim Thema Antifaschismus. "Hier registrieren wir eine Zunahme von Provokationen. Dieser Trend in der linken
Szene birgt ein Konfliktpotenzial und die Gefahr von schweren Straftaten", warnte Fekter.
Militante Tierrechts-Aktivisten
Die polizeilichen und gerichtlichen Maßnahmen gegen militante Tierrechtsgruppen im Jahr 2008 haben dazu geführt,
dass die Zahl der Straftaten militanter Aktivisten stark zurückgegangen ist. Wurden 2008 noch 36 Delikte registriert,
waren es 2009 nur mehr drei, darunter allerdings eine Brandlegung mit ca. 400.000 Euro Schaden. Die militante Tierrechtsszene
richtete ihr besonderes Augenmerk im vergangenen Jahr auf die Anwerbung von Aktivisten und auf die Neugründung
von Organisationen.
Nachrichtendienste und Spionageabwehr
Österreich ist nach wie vor ein bedeutender Einsatzraum für fremde Nachrichtendienste. Die Zahl der in
Österreich stationierten Nachrichtendienstoffiziere bewegt sich auf einem überproportional hohen Niveau.
Bei nachrichtendienstlichen und Spionageaktivitäten geht es nicht nur um die Ausspähung von Geheimnissen,
sondern auch um Einflussausübung und Manipulation von Haltungen und Überzeugungen, um im internationalen
Wettbewerb oder im bilateralen Verhältnis eine vorteilhafte Position zu erlangen.
"Dem BVT kommt im Zusammenhang mit der Aufklärung und Bekämpfung von nachrichtendienstlichen Aktivitäten
eine wichtige Rolle zu", betonte Fekter. "Gegen Österreich gerichtete nachrichtendienstliche Aktivitäten,
Ausspähungs-, Manipulations- und Beeinflussungsversuche von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft
sind rigoros aufzuklären und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln, unabhängig vom Ansehen beteiligter
Personen, abzuwehren und zu bekämpfen."
Proliferation
"Eine wichtige Herausforderung für die internationale Staatengemeinschaft ist, die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen
zu verhindern", sagte die Innenministerin. "Österreich ist als Mitglied des UN-Sicherheitsrats besonders
gefordert, mit gutem Beispiel voranzugehen. Wir nehmen die Verhinderung und Aufklärung von Proliferationsdelikten
sehr ernst." Die österreichische Wirtschaft müsse zudem davor geschützt werden, Opfer von Proliferations-Netzwerken
zu werden. Das BVT hat mit den LVTs ein Programm zur Bewusstseinsbildung in diesem Bereich entwickelt und berät
Unternehmen.
"Mein Ziel ist es, Sicherheit zu gestalten, sozialen Frieden zu erhalten und die Lebensqualität zu erhöhen.
Da haben Terrorismus, Extremismus, Radikalisierung und andere verfassungsfeindliche Phänomene keinen Platz",
betonte Innenministerin Fekter. |