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Ordnung muß sein! |
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Eine Kulturgeschichte des Messens – 7.5.-3.10.2010 im Innsbrucker Zeughaus Innsbruck (landesmuseen) - Indem wir messen, zählen und rechnen, bringen wir - zum Beispiel in zeitlicher, räumlicher und wirtschaftlicher Hinsicht - Ordnung in unser alltägliches Leben. Heute sind wir es gewohnt, dass in der Regel weitgehend einheitliche Maß- und Währungssysteme zur Verfügung stehen und dass wir uns im Prinzip überall auf die gleiche, funktionierende Zeitmessung verlassen können. Das war nicht immer so. Wie sehr durch Änderungen in diesen Bereichen das tägliche Leben berührt wird, wurde vor acht Jahren (2002) anlässlich der Währungsumstellung vom Schilling auf den Euro deutlich. Nicht nur unterschiedlich lange dauernde Umgewöhnungsphasen, sondern auch die Befürchtung, dass die Preise steigen könnten, haben große Teile der Bevölkerung trotz umfangreicher staatlicher und internationaler Informationsbemühungen verunsichert. In diesem Zusammenhang wird auch verständlich, dass sich im Bereich Alttirols die Umstellung von den althergebrachten, äußerst unterschiedlichen Einheiten von Längen-, Gewichts- und Hohlmaßen zu einer einheitlichen Ordnung, wie sie dem Denken der Aufklärung sowie den verwaltungstechnischen und wirtschaftlichen Interessen Maria Theresias entsprach, sehr langwierig und kompliziert gestaltete. Das von der Herrscherin 1768 eingeführte Wiener Maßsystem setzte sich in Tirol nur schleppend und gegen Widerstände durch. Erst das heute in Verwendung stehende metrische System, das seit 1876 in Österreich Verbindlichkeit besitzt, führte zu einer Einheitlichkeit. Die erste geodätisch korrekte Vermessung Tirols im 18. Jahrhundert durch den gelehrten "Bauernkartographen" Peter Anich aus Oberperfuss wurde von den Tirolern mit Argusaugen beobachtet, da man einerseits aufgrund der Maria-Theresianischen Grundsteuererhebungen allen Vermessern großes Misstrauen entgegenbrachte und andererseits befürchtete, dass das bis dahin kartographisch noch unerschlossene Land durch eine Landkarte plötzlich auch für Feinde leichter zugänglich würde. Peter Anich, der sich mit Naturwissenschaften, insbesondere auch mit Astronomie, beschäftigte, konstruierte unter anderem auch Sonnenuhren an Hauswänden und stellte Taschensonnenuhren her. Die Entwicklung von Uhren, die zunächst mit Naturbeobachtungen in engem Zusammenhang standen, später aber aufgrund technischer Errungenschaften immer präzisere Messungen erlaubten, macht in besonderer Weise das Bedürfnis der Menschen deutlich, Ordnung in den zeitlichen Ablauf des Lebens zu bringen. Bis heute hat gerade das Messen von Zeit immer mehr an Bedeutung gewonnen und spielt in der modernen Gesellschaft, in der sich die Geschwindigkeit in vielen Bereichen ständig erhöht, eine zentrale Rolle. Diese Ausstellung dokumentiert anhand unterschiedlichster Objekte den Prozess der Entwicklung eines einheitlichen Maßsystems in Alttirol und beleuchtet Aspekte einer Kulturgeschichte des Messens und seiner Auswirkungen auf den Alltag der Menschen in dieser Region. |
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Informationen: http://www.tiroler-landesmuseen.at | ||
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