Brüssel (ec.europa) - Die Daten der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank
zeigen, dass die Bestimmungen für Bankkredite nach wie vor sehr streng sind, die Nettonachfrage der Unternehmen
nach Darlehen zurückging und nahezu 20 % der Anträge von KMU auf Bankkredite abgelehnt wurden. Auf dem
KMU-Finanzforum 2010, das heute in Brüssel stattfindet, wird nun der Schwerpunkt auf neue Strategien für
einen besseren Zugang der KMU zu Finanzierungsmitteln gelegt. Zur Verbesserung der schwierigen finanziellen Situation
der KMU hat Vizepräsident Antonio Tajani, Kommissionsmitglied für Industrie und Unternehmen, gemeinsam
mit dem für die Bereiche Binnenmarkt und Dienstleistungen zuständigen Kommissar Michel Barnier vorgeschlagen,
das KMU-Finanzforum zu einem hochrangigen Dialog zwischen den Finanzinstituten und den KMU aufzuwerten. Es soll
Marktentwicklungen überwachen und konkrete Maßnahmen für einen besseren Zugang der KMU zu Finanzierungsmitteln
und zu den Finanzmärkten empfehlen.
Antonio Tajani, Vizepräsident der Europäischen Kommission, sagte dazu: „Eine meiner höchsten Prioritäten
ist die Unterstützung neuer Strategien für einen besseren Zugang zu Finanzierungsmitteln, damit die kleinen
und mittleren Unternehmen aus der Rezession herausfinden und von intelligentem Wachstum profitieren können.
Wir sollten nicht vergessen, dass die KMU das Rückgrat der europäischen Wirtschaft und der Beschäftigungsmotor
Europas sind. In schweren Zeiten sind wir mehr denn je darauf angewiesen, dass sie die europäische Wirtschaft
in Schwung zu bringen.“
Kommissar Barnier äußerte sich wie folgt: „Mir ist durchaus bewusst, wie schwierig es für KMU sein
kann, sich die Mittel zu verschaffen, die sie für ein erfolgreiches Wirtschaften brauchen. Es geht mir darum,
dass die KMU wieder in den Mittelpunkt des Binnenmarkts gerückt werden. Ich bin der festen Überzeugung,
dass die Kapitalmärkte für KMU attraktiv bleiben müssen. Eine Verbesserung würde darin bestehen,
die Bedingungen für den Zugang zur Börse an die Größe des emittierenden Unternehmens anzupassen.
Allerdings dürfen dabei keine Abstriche beim Anlegerschutz gemacht werden. Und wir müssen das Interesse
der Anleger für kleinere Emittenten wecken.“
Beim letzten wirtschaftlichen Abschwung gingen sowohl das Kreditangebot als auch die Kreditnachfrage durch die
Firmen zurück. Für die Wachstumsperspektiven Europas ist es unabdingbar, dass bei den Kreditströmen
für die Firmen sobald wie möglich wieder Normalität einkehrt. Aus der Untersuchung der Europäischen
Zentralbank (EZB) über die Darlehensvergabe (April 2010) geht hervor, dass die Bestimmungen für Bankkredite
nach wie vor sehr streng sind. 83 % der Banken haben ihre Kreditvergabebedingungen für KMU nicht geändert.
Die meisten Banken gehen davon aus, dass sie auch 2010 ihre strengen Bedingungen beibehalten. Doch durch derartige
Kreditkonditionen – nahezu 20 % der Kreditanträge der KMU werden abgelehnt – wird das Wachstum oder sogar
das Überleben der kleinen europäischen Unternehmen gefährdet. Änderungen bei den Eigenkapitalanforderungen
und anderen Bankenbestimmungen machen das Finanzsystem zwar sicherer, doch sollten ihre Auswirkungen auf die Kreditvergabe
insgesamt sorgfältig überdacht werden, ohne dabei aus den Augen zu verlieren, dass die Stabilität
des Finanzsystems erhalten bleiben muss.
Außerdem haben die bereits geschwächten Risikokapitalmärkte weiter unter der Rezession gelitten.
Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds sollten in der Lage sein, über Risikokapitalfonds, die groß
genug sind, um Größen- oder Verbundvorteile zu erzielen, in innovative Firmen zu investieren. Deshalb
muss ein effizienter europäischer Risikokapitalmarkt Wirklichkeit werden, der mehr Investitionen in innovative
Firmen mit hohem Wachstumspotenzial ermöglicht.
Darüber hinaus müssen Maßnahmen ergriffen werden, die mittleren Unternehmen den Börsengang
erleichtern. Allzu häufig werden diese Unternehmen von den Investoren nicht wahrgenommen. Derzeit konzentriert
sich die Investitionstätigkeit – und damit die Liquidität – auf große Aktienvolumen, was zu Lasten
der kleineren Unternehmen mit Kapitalbedarf geht. Daher vertritt die Kommission die Auffassung, dass die Aufmerksamkeit
der Anleger stärker auf kleinere Unternehmen gelenkt werden muss.
Gemäß dem Grundsatz „Vorfahrt für KMU“ (Think small first) überprüft die Kommission die
Anwendung mehrerer Richtlinien mit Vorschriften für die Wertpapiermärkte, die Auflagen für Emittenten
enthalten (etwa die Transparenzrichtlinie mit Offenlegungspflichten börsennotierter Unternehmen oder die Marktmissbrauchsrichtlinie).
Eben diese Thematik wird auch auf einer Konferenz über die Anwendung der Transparenzrichtlinie behandelt,
die am 11. Juni 2010 stattfindet.
Auf dem KMU-Finanzforum 2010 werden der Zugang zu Darlehen und Kapital in Europa auf den Prüfstand gestellt
und Strategien für einen besseren Zugang der KMU zu Finanzierungsmitteln untersucht. Als Folgemaßnahme
zu diesem KMU-Forum wird ein hochrangiger Dialog zwischen Vertretern von Finanzinstituten und KMU ins Leben gerufen,
der die Marktentwicklungen überwachen und Empfehlungen für einen besseren Zugang zu Finanzierungsmitteln
geben soll. |