Kommission macht Engpässe bei KMU-Finanzierung zur Chefsache   

erstellt am
06  05. 10

Brüssel (ec.europa) - Die Daten der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank zeigen, dass die Bestimmungen für Bankkredite nach wie vor sehr streng sind, die Nettonachfrage der Unternehmen nach Darlehen zurückging und nahezu 20 % der Anträge von KMU auf Bankkredite abgelehnt wurden. Auf dem KMU-Finanzforum 2010, das heute in Brüssel stattfindet, wird nun der Schwerpunkt auf neue Strategien für einen besseren Zugang der KMU zu Finanzierungsmitteln gelegt. Zur Verbesserung der schwierigen finanziellen Situation der KMU hat Vizepräsident Antonio Tajani, Kommissionsmitglied für Industrie und Unternehmen, gemeinsam mit dem für die Bereiche Binnenmarkt und Dienstleistungen zuständigen Kommissar Michel Barnier vorgeschlagen, das KMU-Finanzforum zu einem hochrangigen Dialog zwischen den Finanzinstituten und den KMU aufzuwerten. Es soll Marktentwicklungen überwachen und konkrete Maßnahmen für einen besseren Zugang der KMU zu Finanzierungsmitteln und zu den Finanzmärkten empfehlen.

Antonio Tajani, Vizepräsident der Europäischen Kommission, sagte dazu: „Eine meiner höchsten Prioritäten ist die Unterstützung neuer Strategien für einen besseren Zugang zu Finanzierungsmitteln, damit die kleinen und mittleren Unternehmen aus der Rezession herausfinden und von intelligentem Wachstum profitieren können. Wir sollten nicht vergessen, dass die KMU das Rückgrat der europäischen Wirtschaft und der Beschäftigungsmotor Europas sind. In schweren Zeiten sind wir mehr denn je darauf angewiesen, dass sie die europäische Wirtschaft in Schwung zu bringen.“

Kommissar Barnier äußerte sich wie folgt: „Mir ist durchaus bewusst, wie schwierig es für KMU sein kann, sich die Mittel zu verschaffen, die sie für ein erfolgreiches Wirtschaften brauchen. Es geht mir darum, dass die KMU wieder in den Mittelpunkt des Binnenmarkts gerückt werden. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Kapitalmärkte für KMU attraktiv bleiben müssen. Eine Verbesserung würde darin bestehen, die Bedingungen für den Zugang zur Börse an die Größe des emittierenden Unternehmens anzupassen. Allerdings dürfen dabei keine Abstriche beim Anlegerschutz gemacht werden. Und wir müssen das Interesse der Anleger für kleinere Emittenten wecken.“

Beim letzten wirtschaftlichen Abschwung gingen sowohl das Kreditangebot als auch die Kreditnachfrage durch die Firmen zurück. Für die Wachstumsperspektiven Europas ist es unabdingbar, dass bei den Kreditströmen für die Firmen sobald wie möglich wieder Normalität einkehrt. Aus der Untersuchung der Europäischen Zentralbank (EZB) über die Darlehensvergabe (April 2010) geht hervor, dass die Bestimmungen für Bankkredite nach wie vor sehr streng sind. 83 % der Banken haben ihre Kreditvergabebedingungen für KMU nicht geändert. Die meisten Banken gehen davon aus, dass sie auch 2010 ihre strengen Bedingungen beibehalten. Doch durch derartige Kreditkonditionen – nahezu 20 % der Kreditanträge der KMU werden abgelehnt – wird das Wachstum oder sogar das Überleben der kleinen europäischen Unternehmen gefährdet. Änderungen bei den Eigenkapitalanforderungen und anderen Bankenbestimmungen machen das Finanzsystem zwar sicherer, doch sollten ihre Auswirkungen auf die Kreditvergabe insgesamt sorgfältig überdacht werden, ohne dabei aus den Augen zu verlieren, dass die Stabilität des Finanzsystems erhalten bleiben muss.

Außerdem haben die bereits geschwächten Risikokapitalmärkte weiter unter der Rezession gelitten. Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds sollten in der Lage sein, über Risikokapitalfonds, die groß genug sind, um Größen- oder Verbundvorteile zu erzielen, in innovative Firmen zu investieren. Deshalb muss ein effizienter europäischer Risikokapitalmarkt Wirklichkeit werden, der mehr Investitionen in innovative Firmen mit hohem Wachstumspotenzial ermöglicht.

Darüber hinaus müssen Maßnahmen ergriffen werden, die mittleren Unternehmen den Börsengang erleichtern. Allzu häufig werden diese Unternehmen von den Investoren nicht wahrgenommen. Derzeit konzentriert sich die Investitionstätigkeit – und damit die Liquidität – auf große Aktienvolumen, was zu Lasten der kleineren Unternehmen mit Kapitalbedarf geht. Daher vertritt die Kommission die Auffassung, dass die Aufmerksamkeit der Anleger stärker auf kleinere Unternehmen gelenkt werden muss.

Gemäß dem Grundsatz „Vorfahrt für KMU“ (Think small first) überprüft die Kommission die Anwendung mehrerer Richtlinien mit Vorschriften für die Wertpapiermärkte, die Auflagen für Emittenten enthalten (etwa die Transparenzrichtlinie mit Offenlegungspflichten börsennotierter Unternehmen oder die Marktmissbrauchsrichtlinie). Eben diese Thematik wird auch auf einer Konferenz über die Anwendung der Transparenzrichtlinie behandelt, die am 11. Juni 2010 stattfindet.

Auf dem KMU-Finanzforum 2010 werden der Zugang zu Darlehen und Kapital in Europa auf den Prüfstand gestellt und Strategien für einen besseren Zugang der KMU zu Finanzierungsmitteln untersucht. Als Folgemaßnahme zu diesem KMU-Forum wird ein hochrangiger Dialog zwischen Vertretern von Finanzinstituten und KMU ins Leben gerufen, der die Marktentwicklungen überwachen und Empfehlungen für einen besseren Zugang zu Finanzierungsmitteln geben soll.
     
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