Bericht des Fachhochschulrats 2008 liegt dem Nationalrat vor
Wien (pk) - Zwar sei der österreichische Fachhochschulsektor noch relativ jung, doch habe er
sich in den letzten 15 Jahren sehr dynamisch entwickelt, heißt es im Bericht des Fachhochschulrats, der nun
dem Parlament vorliegt.
Fakten zu Bildungsangebot und –nachfrage im FH-Sektor
Im Studienjahr 2008/09 wurden laut Bericht 276 FH-Studiengänge von 20 Erhaltern (19 juristische Personen des
privaten Rechts und eine juristische Person des öffentlichen Rechts)angeboten. Zu diesem Zeitpunkt war die
Umstellung auf die neue europäische Studienarchitektur bereits weitgehend abgeschlossen, sodass 97,5 % des
gesamten Studienspektrums in Form von Bachelor- und Masterstudiengängen angeboten werden konnten. Im Studienjahr
2008/09 führte man damit nur noch 7 Diplomstudiengänge durch.
Was die Zahl der angebotenen Aufnahmeplätze betrifft, so konnte ein Zuwachs um 1.019 Plätze verzeichnet
werden, sodass sich das Gesamtangebot an Aufnahmeplätzen im FH-Sektor auf insgesamt 12.056 erhöhte. Die
Zahl der angebotenen Gesamtstudienplätze lag 2008/09 bei 34.092. 31.376 dieser Plätze wurden vom Bund
gefördert, womit man die im "Fachhochschul-Entwicklungs- und Finanzierungsplan III" für 2008
angepeilte Planungsgröße für das Jahr 2008 sogar leicht übertraf.
Aufgrund weiterer Umstellungen auf das neue Studiensystem nahm der Fachhochschulrat (FHR) 2008 20 Erst-Akkreditierungen
von FH-Studiengängen vor. Im Studienjahr 2008/09 hielt man damit bei einer Zahl von 346 akkreditierten FH-Studiengängen,
von denen bereits 276 der neuen Studienarchitektur entsprachen. Für die Studienjahre 2009/10 wurden außerdem
weitere 47 Masterstudiengänge akkreditiert.
150 der derzeit 276 angebotenen FH-Studiengänge wurden 2008/09 in Vollzeitform, 60 berufsbegleitend, 61 sowohl
in Vollzeitform als auch berufsbegleitend und 5 zielgruppenspezifisch angeboten. Der Anteil der berufsbegleitend
studierbaren FH-Studiengänge konnte damit gegenüber dem Vorjahr leicht erhöht werden und liegt nun
bei 45,7 %. 33,1 % der Studierenden nehmen ein solches berufsbegleitendes Studienangebot bereits in Anspruch.
Bis zum Meldestichtag (15.11.2008) studierten 33.527 Personen (18.169 männlichen und 15.358 weiblichen Geschlechts)
an FH-Studiengängen und Fachhochschulen. Der Anteil weiblicher Studierender stieg im Zeitraum zwischen 1994/95
und 2008/09 von 24,7 % auf 45,8 %, doch sind Frauen in den FH-Masterstudiengängen noch immer unterrepräsentiert
(37,1 %).
Zwischen 1997 und 2008 schlossen außerdem 36.241 Studierende ein FH-Studium ab. Von den 7.334 AbsolventInnen
(57,1 % männlichen und 42,9 % weiblichen Geschlechts) im Jahr 2008 brachten 38 % ein Bachelor-, 8,6 % ein
Master- und 53,5 % ein Diplomstudium zum Abschluss. Der Anteil der AbsolventInnen von FH-Bachelorstudiengängen,
die nach ihrem Abschluss einen FH-Masterstudiengang absolvierten, lag im Berichtszeitraum bei 68,4 %. Diese Übertrittsrate
liegt bei Männern aber weiterhin höher (74,6 %) als bei Frauen (57,9 %).
Berechnet man die Dropout-Rate im FH-Sektor (für die ausschließlich "geschlossene AnfängerInnen-Jahrgänge
berücksichtigt werden), so ergibt sich ein Wert von 22,4 %. Überdurchschnittliche Werte erhält man
u. a. in der Fächergruppe "Technik, Ingenieurwissenschaften" (27,4 %) und bei den berufsbegleitenden
Teilen von Vollzeit- und berufsbegleitenden Studien.
Der Abschluss eines FH-Master- oder Diplomstudiengangs berechtigt zu einem facheinschlägigen Doktoratsstudium
an einer Universität. Im Wintersemester 2008/09 nahmen 639 FH-AbsolventInnen (71,2 % Männer und 28,8
% Frauen) diese Möglichkeit in Anspruch. Der Großteil (44,6 %) wählte ein Doktoratsstudium der
Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.
Die Nachfrage übersteigt das bestehende Bildungsangebot des Fachhochschulsektors nach wie vor deutlich. So
entfielen im Studienjahr 2008/09 durchschnittlich 2,8 BewerberInnen auf einen Aufnahmeplatz. Während aber
das Verhältnis Bewerbungen pro Aufnahmeplatz bei der Fächergruppe "Technik, Ingenieurwissenschaften"
einen unterdurchschnittlichen Wert (1,8) aufweist, liegt die Gruppe der "Gesundheitswissenschaften" mit
8,2 weit über dem Durchschnitt. Insgesamt kommen auf einen Aufnahmeplatz in einem Bachelorstudium mehr BewerberInnen
als auf einen Aufnahmeplatz in einem Masterstudiengang. Der Überhang an BewerberInnen im Verhältnis zu
den zur Verfügung stehenden Aufnahmeplätzen ist vor allem in den Vollzeit-Studiengängen und den
in Vollzeitform organisierten Teilen von gemischt geführten Studiengängen größer als bei den
berufsbegleitenden Angeboten.
Die AbgängerInnen von Berufsbildenden Höheren Schulen bildeten im Berichtszeitraum mit 44,2 % erneut
die größte Gruppe unter den Aufgenommenen, wenngleich sich ihr Anteil in den vergangenen Jahren kontinuierlich
verringerte. Die zweitgrößte Gruppe der Aufgenommenen stellten im Studienjahr 2008/09 die AHS-MaturantInnen
(31,3 %). 11,8 % der Zugelassenen fanden ihren Zugang zum FH-Sektor über den zweiten Bildungsweg. Die Zahl
der Aufgenommenen mit ausländischer Reifeprüfung schrumpfte um 0,3 % und liegt nun bei 8,3 %.
Den größten Anteil an den FH-StudienanfängerInnen hielt wie in den Jahren zuvor Wien (28,8 %).
Dahinter folgen Niederösterreich (20,2 %), die Steiermark (12,6 %) und Oberösterreich (12,2 %). Die übrigen
Bundesländer blieben zum Teil deutlich unter der 10 %-Marke. Ein weitgehend deckungsgleiches Bild ergibt sich,
betrachtet man die Entwicklung der Studierendenzahlen in den Bundesländern.
Der Blick auf die Personalstruktur enthüllt, dass im gesamten Fachhochschulbereich im Studienjahr 2007/08
13.289 Lehrende tätig waren, von denen 76,5 % dieser Lehrtätigkeit nur nebenberuflich nachgingen.
Neues Ausbildungsfeld Gesundheits- und Krankenpflege
Mit den im April 2008 rechtswirksam gewordenen Änderungen des Gesundheits- und Krankenpflegegesetzes
wurden die Rahmenbedingungen für den Start von FH-Bachelorstudiengängen im Bereich der allgemeinen Gesundheits-
und Krankenpflege geschaffen. Auf Initiative des BMWF und BMG konzipierte die FH Campus Wien in Zusammenarbeit
und Abstimmung mit der Universität Wien 2008 ein solches Bachelorstudium. Der Studiengang ist, wie der Bericht
ausführt, als Pilotprojekt konzipiert und daher auf 50 Studienplätze beschränkt.
Aktivitäten auf dem Gebiet der Forschung
Im Bericht des FHR hält man fest, dass der Fokus der Fachhochschulen auf der anwendungsbezogenen Forschung
und Entwicklung liege. Es ist daher Ziel des eigens für den FH-Sektor konzipierten Förderprogramms FHplus,
Förderimpulse für den Aufbau von F&E-Kompetenzen an den Fachhochschulen zu setzen. Bei der dritten
Ausschreibung im Februar 2008 wurden 17 von 49 eingereichten Projekten zur Förderung empfohlen, wobei das
Fördervolumen des Bundes bei 6,8 Mio. € liegt.
Mit den so genannten "Josef Ressel Zentren" wurde 2008 außerdem ein weiterer Schwerpunkt auf den
Auf- und Ausbau von bestehenden F&E-Schwerpunkten an den fachhochschulischen Einrichtungen gesetzt. Im Rahmen
der Ausschreibung im Februar 2008 kamen sechs Projekte zur Einreichung, wovon drei zu Förderung empfohlen
wurden. Die genehmigte Bundesförderung für die zweijährige Pilotphase der Josef Ressel-Zentren beträgt
rund 0,8 Mio. €.
Zur Tätigkeit des Fachhochschulrates 2008
Der Fachhochschulrat, der als Behörde für die Akkreditierung von FH-Studiengängen verantwortlich
zeichnet, stellte im Jahr 2008 insgesamt 24 FH-Studiengängen einen Bescheid über die Erst-Akkreditierung
aus. Von diesen 24 Studiengängen nahmen im Studienjahr 2008/09 bereits 20 den Betrieb auf. In 12 dieser Fälle
handelt es sich um thematisch neue Studiengänge, der Rest entfällt auf solche, die aus der Überführung
eines bestehenden FH-Diplomstudienganges in die neue Studienarchitektur hervorgegangen sind. Einen Bescheid über
die Verlängerung der Akkreditierung stellte man 2008 nur noch einem Diplomstudium aus.
Der Fachhochschulrat führte 2008 außerdem 4 institutionelle und 12 studiengangsbezogene Evaluierungen
durch, wie der Bericht vermerkt.
Auf Basis der gesetzlichen Bestimmungen kommt es dem FHR auch zu, die Bezeichnung "Fachhochschule" zu
verleihen. Bis zum Jahresende 2008 wurde 12 von insgesamt 20 Erhaltern die Berechtigung zum Führen dieser
Bezeichnung zugesprochen. 4 der verbleibenden 8 Erhalter erfüllen die hierzu erforderlichen gesetzlichen Voraussetzungen
nicht, die restlichen 4 stellten keinen diesbezüglichen Antrag.
Ein Forschungsprojekt des FHR zur "Stärkung der Learning-Outcome-Orientierung bei der Curriculumsentwicklung
und Akkreditierung im österreichischen FH-Sektor" startete mit Herbst 2008.
Neben diesen Aufgaben befasst sich der FHR mit der Erfassung von Daten des FH-Sektors und der Forcierung der internationalen
Zusammenarbeit in der Qualitätssicherung im tertiären Sektor. Der Fachhochschulrat trat 2008 außerdem
zu 7 Vollversammlungen zusammen. |