Schwerste Krise seit über 60 Jahren  

erstellt am
04  05. 10

Österreichs Wirtschaft im Jahr 2009
Wien (wifo) - In dem durch die internationale Finanzkrise ausgelösten Konjunktureinbruch schrumpfte die Weltwirtschaft erstmals seit vielen Jahrzehnten. Auch die heimische Wirtschaft konnte sich den negativen Kräften nicht entziehen. International wie in Österreich wurden zahlreiche wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Stützung der Konjunktur gesetzt. Dennoch sank das heimische BIP im Jahr 2009 real um 3,6%. Die Wirtschaftskrise wirkte sich relativ rasch auf den heimischen Arbeitsmarkt aus. Obwohl die negativen Effekte durch die staatliche Finanzierung von Kurzarbeitszeitmodellen gedämpft wurden, stieg die Arbeitslosenquote erheblich, und die Beschäftigung verringerte sich stark.

Erstmals seit über 60 Jahren schrumpfte 2009 die Weltwirtschaftsleistung. In vielen Ländern verringerte sich das BIP in bisher ungekanntem Ausmaß. Im Gegensatz zum wirtschaftspolitischen Attentismus, der in den 1930er-Jahren aus einer Krise auf den Finanzmärkten der USA eine Weltwirtschaftskrise hatte werden lassen, setzten die Wirtschaftsblöcke diesmal eine überaus aktive Geld- und Fiskalpolitik ein, sodass der Einbruch zeitlich begrenzt werden konnte. Im Laufe des Jahres 2009 entfalteten diese Maßnahmen mehr und mehr ihre expansiven Wirkungen, und nach dem Einbruch der Wirtschaft zu Jahresbeginn war in der zweiten Jahreshälfte wieder ein Anstieg der Produktion festzustellen.

Auch die österreichische Wirtschaftspolitik setzte umfangreiche Maßnahmen zur Stabilisierung der Konjunktur. Dennoch sank das heimische BIP 2009 real um 3,6% und damit so stark wie seit über 60 Jahren nicht mehr. Österreichs Wirtschaft schrumpfte im I. Quartal um 2,2% gegenüber der Vorperiode bzw. um 4,9% gegenüber dem Vorjahr. Auch im II. Quartal nahm die Wirtschaftsleistung ab, jedoch verlangsamte sich die Abwärtstendenz saisonbereinigt merklich. Ab der Jahresmitte war im Vorquartalsvergleich wieder ein Wachstum zu beobachten. Im IV. Quartal setzte sich die Erholung etwas abgeschwächt fort (+0,4% gegenüber der Vorperiode, III. Quartal +0,5%). Die Produktion lag jedoch nach wie vor erheblich unter dem Vorjahresniveau.

Der Wert der Warenausfuhr verringerte sich laut Außenhandelsstatistik 2009 um ein Fünftel, wobei der Export in Länder der EU mit 21% etwas stärker einbrach als jener in Drittländer (17%). Gleichzeitig sank auch der Wert der Warenimporte um 18,2%. Dabei spielte jedoch der Verfall der Rohstoffpreise im Vorjahresvergleich eine entscheidende Rolle, die Wareneinfuhrmenge verringerte sich also weniger stark.Die trüben Wirtschaftsaussichten und die ungünstigen Finanzierungsbedingungen hatten auch eine erhebliche Einschränkung der Investitionen zur Folge. Die Investitionen in Ausrüstungsgegenstände wurden 2009 real um 12,1% gedrosselt. Besonders die Anschaffungen von Fahrzeugen gingen zurück (real fast 30%). In Maschinen- und Elektrogeräte wurde 2009 real um 5½% weniger investiert als im Vorjahr.

Ungünstig entwickelte sich 2009 auch die heimische Bauwirtschaft. Die wirtschaftspolitischen Maßnahmen für diesen Bereich waren teils vom Volumen her zu gering, größere Vorhaben konnten teils nicht kurzfristig umgesetzt werden. Deshalb schrumpften die Bauinvestitionen real um gut 6%. Die Wohnbauinvestitionen sanken mit real über 10% deutlich stärker als die übrigen Bauinvestitionen (3%).

Die rasche Verschlechterung auf dem Arbeitsmarkt beeinträchtigte wegen der Arbeitsplatzunsicherheit die Konsumbereitschaft; dennoch erhöhten sich die Konsumausgaben im Krisenjahr 2009 real um 0,4%. Dies leistete einen wichtigen Beitrag zur Dämpfung der negativen Effekte der Krise auf die heimische Wirtschaft. Ermöglicht wurde diese Konsumausweitung durch einen deutlichen Anstieg der realen Arbeitseinkommen, der auf die in das Jahr 2009 vorgezogene Steuerreform, die relativ hohen Lohnabschlüsse aus dem Jahr 2008 und die merkliche Verlangsamung des Preisauftriebs zurückging.

Der Verfall der internationalen Rohstoffpreise und die weit unterdurchschnittliche Kapazitätsauslastung hatten einen kräftigen Rückgang der Inflationsrate zur Folge. Nach +3,2% im Jahr 2008 erhöhte sich das allgemeine Preisniveau 2009 um nur 0,5%. Mitte 2009 war in einigen Monaten sogar ein Rückgang der Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr festzustellen (Juli 0,3%). Der harmonisierte Verbraucherpreisindex für Österreich stieg 2009 ebenfalls um 0,4%, ähnlich schwach wie im Durchschnitt des Euro-Raumes (+0,3%).

Die Beschleunigung des Konjunktureinbruchs Anfang 2009 wirkte sich unmittelbar auf den Arbeitsmarkt aus, die Beschäftigung verringerte sich spürbar. Innerhalb eines Jahres gingen rund 40.000 Stellen verloren (1,4%). Gleichzeitig erhöhte sich die Zahl der registrierten Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt 2009 um rund 48.000 bzw. 22,6% (einschließlich Arbeitslose in Kursmaßnahmen +61.600 bzw. +23,4%). Die Arbeitslosenquote gemäß österreichischer Berechnungsmethode stieg von 5,8% (2008) auf 7,2%, gemäß der EU-weit harmonisierten Berechnungsmethode von 3,8% auf 5,0%. Wien,
     
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