Wissenschaftler des Forschungszentrums Wald (BFW) veröffentlichen Biodiversitätsindex
in "Ecological Indicators".
Wien (bfw) - Die Erhaltung der Biodiversität hat für die europäische Umweltpolitik
hohe Priorität. Grundsätzlich ist aber Biodiversität nicht in ihrer Gesamtheit genau messbar. Daher
wurde in der Vergangenheit versucht, anhand von Indikatoren Teilbereiche abzuschätzen. Oftmals weisen aber
diese Indikatoren unterschiedliche Entwicklungen auf. Dies ist dann für die Politikberatung nahezu wertlos.
Daher wurde beispielhaft für die Waldbiodiversität ein Gesamtindex entwickelt, der ähnlich einem
Aktienindex wie ATX oder Dow Jones versucht, den Gesamtbereich im Wald abzubilden.
Österreich ist zur Hälfte von Wald bedeckt, Wälder sind für die Erhaltung der Biodiversität
besonders wichtig. Außerdem: Österreichs Wälder sind im Vergleich zu Ackerland oder Siedlungsgebieten
nicht so stark menschlich beeinflusst. Zum Beispiel sind Flechten an Ökosysteme wie Wälder gebunden,
die lange Erneuerungszyklen haben.
Idealwald hat maximale Punkteanzahl
Der Biodiversitätsindex setzt sich aus 13 Einzelindikatoren zusammen. Zuerst werden die einzelnen
Indikatoren zwischen 0 und 100 bewertet, dann wird jeder Indikator nach seiner Bedeutung gewichtet. Anschließend
werden alle Indikatoren zusammengezählt und die Summe relativ zum Idealwald mit einer maximal Punkteanzahl
von 40.300 gesetzt. Diese ergibt sich aus 13 Indikatoren x 100 Wertpunkte x 31 gewichtete Punkte.
Der Idealwald besteht aus Baumarten, die in der potenziellen natürlichen Vegetation vorkommen, hat mehr als
10 Prozent Totholzanteil am Holzvolumen, verjüngt sich ausschließlich natürlich und Wild verhindert
nicht das Aufkommen der natürlichen Baumarten. Zusätzlich müssen bestimmte Voraussetzungen bei der
Fragmentierung des Waldes, bei Naturwaldreservaten, Generhaltungsbeständen sowie der Saatgutversorgung erfüllt
sein. Fehlt etwas, gibt es dafür Abschläge. Totholz hat die höchste Gewichtung, da von ihm auch
der Nährstoff- und Wasserkreislauf sowie die Bodenentwicklung abhängen, viele holzbewohnende Tiere wie
etwa der Alpenbock kommen ohne Totholz nicht aus.
"Da der Verlust an genetischer Vielfalt eine Bedrohung für die langfristige Bewahrung aller Formen von
Organismen ist, werden auch erstmals genetische Parameter, zum Beispiel Samenbäume und -plantagen, berücksichtigt",
erläutert Projektleiter Thomas Geburek vom BFW.
Berichtspflichten zu Biodiversität
In regelmäßigen Abständen von fünf bis zehn Jahren soll der Biodiversitätsindex
festgestellt werden, aus einer Veränderung lässt sich eine Verbesserung oder Verschlechterung für
Bundesländer ableiten. Österreich hat sich im Rahmen der Konvention zur Biologischen Vielfalt verpflichtet,
regelmäßig Bericht über die Biodiversität zu erstatten.
Die Herleitung dieses Gesamtindex wurde jetzt in der Fachzeitschrift "Ecological Indicators" (Heft
10 (2010), 753 - 761) vorgestellt.
Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Österreichs Wald ist Lebensraum für Pflanzen, die nur hier vorkommen: Das Wald-Sauerklee braucht
den Schatten unter dem Kronendach. Oder der Waldmeister kommt fast nur in Laubwäldern vor, der Steinpilz braucht
die Fichte, um mit ihr eine Symbiose in Form einer Mykorrhiza bilden zu können. Der Schwarzspecht bevorzugt
als Nistbaum die Buche und braucht Bäume für die Nahrungssuche.
Die Gemeine Waldschabe lebt im Humus von Laubwäldern und ernährt sich von Laubstreu. |