Wien (bmi) - Im Bundeskriminalamt arbeitet seit heuer ein Team mit vier Kernermittlern Fälle von
Langzeitvermissten neu auf. Ziel der "Zielfahndung Opfer-Einheit", wie sie auch genannt wird, ist es,
neue Ansätze in alten Fällen zu finden.
Der erste Fall, dem sich das Team widmet, beschäftigt sich mit Julia Kührer, die 2006 als 16-jährige
spurlos von ihrem Heimatort in Niederösterreich verschwunden ist.
Die Vorgangsweise der Cold-Case-Ermittler folgt konzentrischen Kreisen.
- Sie beginnen mit dem Ermittlungsakt und – wenn es einen gibt – dem Tatort und Angaben zur Person.
- Im zweiten Schritt werden das Umfeld des Opfers sowie die sichtbaren Motive beleuchtet. Das kann Familie, Beziehungen
und Freunde betreffen.
- Der dritte Schritt betrifft die nicht im ersten Moment sichtbaren Motive - zum Beispiel heimliche Liebschaften
- Im vierten Schritt werden allfällige Hypothesen und Theorien überprüft, neue aufgestellt und
wiederum überprüft.
Die Idee hinter der Cold-Case-Einheit ist leicht erklärt: Beamte, die sich bisher mit einem Fall noch nicht
beschäftigt haben, gehen mit neuen Fragestellungen und teilweise unorthodoxen Ermittlungsmethoden an den Akt
heran. Dabei ist es wichtig mögliche Lücken und Ungereimtheiten im Akt zu entdecken: "Warum wurde
dieser Hypothese nicht mehr nachgegangen?" oder "Gibt es im Akt noch einen Hinweis, der intensiver verfolgt
werden könnte?" stehen im Zentrum der Fragen. Für die Cold-Case-Ermittler ist auch die erneute Befragung
von Zeugen und Hinweisgebern von besonderer Bedeutung.
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