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MUSA: Neue Schau setzt kräftiges Lebenszeichen zugunsten der Skulptur |
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Wien (musa) - Sie habe "schon Entzugserscheinungen nach den Skulpturen gehabt" erklärte offenherzig
die Künstlerin und bis 2006 auch Professorin für Bildhauerei an der Angewandten, Gerda Fassel, anlässlich
der neuen MUSA-Ausstellung "raum_körper einsatz. Positionen der Skulptur", die am 18.05. vorgestellt
wurde. Insgesamt 42 Künstlerinnen und Künstler versammelt die von Silvie Aigner unter Mithilfe von Johannes
Karel kuratierte Schau, die bis 9. Oktober zu sehen ist. Arbeiten von Fritz Wotruba, Gerda Fassel, Valie Export,
Hans Kupelwieser, Kiki Kogelnik und Alfred Hrdlicka sind ebenso zu sehen, wie eine jüngst erst erworbene Arbeit
des heuer im Februar verstorbenen Bildhauers Bruno Gironcoli. Besonderes Augenmerk legt die Schau auch auf jüngere
Positionen: Markus Redl, ein Schüler von Erwin Wurm, ist mit zwei Steinarbeiten vertreten, wie auch etwa Barbara
Graf mit ihrer "nomadischen Skulptur", die als "anatomische Gewänder" bekannt sind. In
Summe, so der Tenor beim Mediengespräch, sei die aktuelle Schau ein kräftiges Lebenszeichen für
die Aktualität der Skulptur, die kunsthistorisch über lange Zeit die führende Kunstrichtung des
abendländischen Schaffens war. In der Moderne sei "die Skulptur vom Podest gestiegen" (MUSA-Leiter
Berthold Ecker), ob damit auch der Ewigkeitsanspruch völlig verloren gegangen ist, darüber war man sich
Dienstag Vormittag nicht einig. Für Fassel jedenfalls ist genau dieser Anspruch "schon wieder wichtig
geworden", darüber hinaus sei die Skulptur positiv begrenzend: "Alles hinterlässt eine Spur
und was weg ist, ist weg" (Marcus Redl). "Der einzige Vorteil der Postmoderne ist jener, dass alles nebeneinander existieren kann" (Redl): Gemäß dieser These treffen bei "raum_körper einsatz" unterschiedlichste Positionen aufeinander, ohne sich in einem Ranking messen zu müssen. Zentrales Moment ist zwar die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Körper - sehr imposant sei hier Hrdlichkas "großer männlicher torso" im ersten Raum zitiert -, aber nicht in jeder Arbeit ist derselbe anwesend. Sei es in Grafs "anatomischen Gewändern", die als Textilarbeit entworfen, die "zweite Haut" betont, die mit Menschen, aber auch gehängt ohne denselben funktioniert, oder seien es Flora Neuwirths weiße Gummistiefel-Installation, die indirekt an den Menschen erinnern. Auch wenn Stein, Bronze und Holz maßgebliche Materialien der Skulptur sind, so zeigt die Schau auch diverse andere Arbeiten, die auf den Ewigkeitswert der Skulptur zu verzichten scheinen bzw. diesen Gedanken bewusst hintanstellen. Deutlich wird dies etwa bei der Arbeit "Ein schönes Stück Österreich" von Katarina Schmidl aus dem Jahr 2002, in der mithilfe von Trinkhalmen der Torso eines Damengesäßes ironisch gezeigt wird. Medienerweiterungen gibt es auch, etwa bei Judith P. Fischer, die in ihrer Arbeit "Evola Morphing" neben der Skulptur auch die Fotografie mit einbezieht und im stillen Dialog die Verwandlung oder Geburt eines Menschen aus einem Ei erzählt. Ob beabsichtigt oder nicht: Der Hauptraum des MUSA erstrahlt nahezu gänzlich in hellweißer Farbe, auch viele der gezeigten Objekte - darunter etwa Julie Haywards "My personal Rockets" - fügen sich farbmäßig ein, sodass die gesamte Schau ein bisschen in einer Atmosphäre zwischen Himmel und Laboratorium erscheint. Sämtliche Objekte der Skulpturen-Schau sind Bestandteil der Stadt Wien eigenen Kunstsammlung. Laut MUSA-Leiter Berthold Ecker besteht die kommunale Sammlung aus "weit über 20.000 Objekten von 3.000-4.000 Künstlerinnen und Künstlern." Zusätzlich kommen noch um die 2000 Objekte aus dem Bereich "Kunst am Bau" dazu. Kein Wunder also, dass Silvie Aigner bei ihren ersten Sammlungsbesichtigungen überrascht war, wie "vielfältig und umfassend diese kontinuierlich seit der Nachkriegszeit betriebene Sammlung ist." Barrierefrei eingerichtet bietet die aktuelle Ausstellung auch spezielle Führungen für gehörlose und blinde Besucherinnen und Besucher an. Darüber hinaus gibt es jeden Donnerstag um 17.00 Uhr eine öffentliche Führung, am 1.7., 9.9. und 30.9. führen KünstlerInnen und die Kuratorin durch die Schau. Am 17.6. findet die Diskussionsveranstaltung "Neue Fragestellungen an die Skulptur im 21. Jahrhundert" statt (Beginn: 19.00 Uhr), am 23.9. referiert Anne Biber vom Institut für Konservierung und Restaurierung anhand einer Installation von Bruno Gironcoli über die Problemstellungen ihres Aufgabengebietes (Beginn: 19.00 Uhr). Zusätzlich zu Schau liegt auch ein ansprechender Katalog in deutscher und englischer Sprache auf, der detailliert die gezeigten Skulpturen und Arbeiten vorstellt. MUSA-Museum auf Abruf (1., Felderstrasse 6-8): "raum_körper einsatz. Positionen der Skulptur (Laufzeit: 19.5.-9.10.), Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 11.00 bis 18.00 Uhr, Donnerstag: bis 20.00 Uhr, Freier Eintritt, |
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Informationen: http://www.musa.at | ||
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