"Frauenbericht 2010"  

erstellt am
28  05. 10

 Wurm: Nach 15 Jahren wieder ein Frauenbericht!
Frauen sind gut ausgebildet, aber schlecht bezahlt
Wien (sk) - "Der letzte große Frauenbericht stammt aus dem Jahr 1995. Der Bericht erschien seit 1975 alle zehn Jahre, 2005 fiel der Bericht unter der damaligen Frauenministerin Rauch-Kallat aus. Die Planung für den jetzigen Bericht gab Ex-Frauenministerin Doris Bures 2007 in Auftrag. Jetzt ist er endlich fertig. Es ist ein wirklich seriöser Bericht darüber, wie die Situation der Frauen aussieht und keine 'Schönfärberei'", zeigte sich SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm über den an 28.05. von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek präsentierten Frauenbericht 2010 sehr erfreut. "Auf den Punkt gebracht zeigt der Bericht: Frauen in Österreich sind gut ausgebildet, aber schlecht bezahlt. Sieben von zehn Frauen sind in Österreich zwar berufstätig, aber sie verdienen deutlich weniger, selbst für die gleiche Arbeit und sie erledigen noch immer zwei Drittel der Hausarbeit und Kinderbetreuung", so Wurm.

Wie der Bericht zeigt, gibt es in allen Branchen in Österreich noch immer einen "Frauenabschlag": Sie bekommen für die gleiche Arbeit um bis zu 18 Prozent weniger Lohn, nur aufgrund ihres Geschlechts. Und in den Führungsetagen liegt der Anteil der Frauen noch immer unter zehn Prozent, obwohl es so viele hoch qualifizierte Frauen wie noch nie gibt. "13,8 Prozent der Frauen verfügen über einen Hochschulabschluss, 1991 waren es nur sechs Prozent", so die SPÖ-Frauensprecherin.

"Großen Nachholbedarf zeigt der Bericht bei den Kinderbetreuungsplätzen für unter Dreijährige. Denn derzeit gibt es nicht einmal für jedes sechste Kind unter 3 Jahren einen Krippenplatz. Damit verfehlen wir die EU-Vorgaben von 33 Prozent weit", so Wurm. Familien- und gesellschaftspolitisch erwünscht seien hohe Frauenbeschäftigung, Armutsvermeidung und mehr Kinder. "Das geht aber nur, wenn es Betreuungsplätze gibt, die auch flexible Öffnungszeiten haben, für die Eltern gut und schnell erreichbar und auch leistbar sind. Deshalb brauchen wir auch mehr Betriebskindergärten. Hier sind neben den Ländern auch die Unternehmen gefordert", erklärte Wurm.

Erstmals Situation von Migrantinnen beleuchtet
Als "sehr positiv" bewertete Wurm, dass erstmals im Bericht auch die Situation von Migrantinnen ins Blickfeld gerückt werde, ihr Anteil liegt bei rund 17 Prozent der weiblichen Bevölkerung in Österreich. Denn dort gab es bisher "viele blinde Flecken". Man wusste über die Lebensrealität von Einwanderinnen bisher wenig Bescheid. Und es zeige sich, dass Migrantinnen neben Alleinerzieherinnen und Pensionistinnen zu den am häufigsten von Armut betroffenen Gruppen gehören. Bei den Migrantinnen liegt die Arbeitslosenquote höher und der durchschnittliche Verdienst niedriger.

"Der Frauenbericht 2010 zeigt, dass es unbedingt notwendig ist, die Situation der Frauen weiter zu verbessern und dass alle Maßnahmen und Forderungen von Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek voll zu unterstützen und umzusetzen sind: Das bedeutet eine faire Verteilung der unbezahlten Arbeit unter Frauen und Männern, die Forcierung des Ausbaus von adäquaten Kinderbetreuungseinrichtungen, die Transparenz der Einkommen und Offenlegung der Gehälter sowie die Erhöhung der Frauenquote in Aufsichtsräten auf 40 Prozent", so die SPÖ-Frauensprecherin abschließend.

 

Schenk: Präsentation ohne Diskussion ist sinn- und wertlos
SPÖ soll nicht mit Rudas als neuer Frauenministerin drohen, sondern Diskussion über Frauenbericht im Ausschuss ermöglichen
Wien (bzö) - "Eine reine Präsentation des Frauenberichts ohne eine ernsthafte Diskussion im parlamentarischen Gleichbehandlungsausschuss ist völlig sinn- und wertlos. Die Situation der Frauen in Österreich wird sich durch eine solche rot-schwarze Gesprächsverweigerung nicht verbessern", sagte die BZÖ-Frauensprecherin Abg. Martina Schenk anlässlich der Präsentation des Frauenberichts.

"Unter großem Getöse wurde im Bundeskanzleramt der aktuelle Frauenbericht vorgestellt. Das Präsentatoren-Trio Frauenministerin Heinisch-Hosek, NR-Präsidentin Prammer und Staatssekretär Ostermayer sieht aber keinen weiteren Diskussionsbedarf, denn die Regierungsparteien wollen den nächsten Gleichbehandlungsausschuss erst nach der Sommerpause abhalten", kritisierte Schenk. In diesem Ausschuss gäbe es nämlich genug zu besprechen, meinte Schenk, die dabei etwa die nicht kleiner werdende Einkommensschere, oder den "Seltenheitswert von Frauen in Führungspositionen" anführte.

"Tatsache ist, dass Österreich bei internationalen Rankings im Bereich der Frauenpolitik immer noch teils verheerend schlecht abschneidet. Gerade deshalb muss dieses Zaudern der Bundesregierung ein Ende finden. Missstände in diesem Bereich müssen daher offen angesprochen und Lösungen gefunden werden", betonte Schenk. "Statt mit SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas als neuer Frauenministerin zu drohen, sollte gerade die SPÖ eine rasche Diskussion über den aktuellen Frauenbericht im Gleichbehandlungsausschuss noch vor der Sommerpause ermöglichen", forderte die BZÖ-Frauensprecherin.

 

 Schwentner: Heinisch-Hosek muss endlich Nationalen Aktionsplan für Gleichstellung starten
Grüne fordern Maßnahmenbündel zur Halbierung der Einkommensunterschiede bis 2013
Wien (grüne) - "15 Jahre mussten die Frauen auf einen Frauenbericht warten, es dürfen nicht weitere 15 vergehen bis sich tatsächlich etwas tut", erklärt die Frauensprecherin der Grünen, Judith Schwentner. Die Ergebnisse des Frauenberichts sind wenig überraschend. "Die Einkommensschere wächst ständig und trotzdem hat es Ministerin Heinisch-Hosek noch immer nicht geschafft, einen Nationalen Aktionsplan zur Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt zu präsentieren. Dabei arbeitet sie schon seit eineinhalb Jahren daran", kritisiert Schwentner. "Es ist daher nicht verwunderlich, dass Österreich im Internationalen Vergleich bei der Gleichstellung von Frauen und Männern in der Arbeitswelt regelmäßig unter den Schlusslichtern rangiert."

Auch bei den Migrantinnen bleibt die Frauenministerin untätig: "Es werden z.B. Deutschkurse gekürzt bzw. immer weniger Geld dafür zur Verfügung gestellt, obwohl Migrantinnen am Arbeitsmarkt stark benachteiligt sind", erläutert Schwentner und fordert: "Es muss endlich Schluss sein mit der reinen Ankündigungspolitik, es wurde schon viel zu viel Zeit vergeudet. Wir fordern daher eine Halbierung der Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen bis 2013. Ein Bündel an Maßnahmen muss umgesetzt werden: angefangen beim gesetzlichen Mindestlohn, beim Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen bis hin zur finanzielle Aufwertung der Jobs in den traditionellen Frauenbranchen", fordert Schwentner.

 

 Ruprecht: Bezahlte und unbezahlte Arbeit fair teilen
Leistbare und flächendeckende Kinder- und Nachmittagsbetreuungseinrichtungen für mehr Einkommensgerechtigkeit
Wien (ögb) - "Höhere Fraueneinkommen bringen allen Vorteile, auch den Männern. Notwendige Maßnahmen, mit denen die Schieflage bei den Einkommen zurechtgerückt werden kann, dürfen daher nicht auf die lange Bank geschoben werden", fordert ÖGB-Bundesfrauenvorsitzende Brigitte Ruprecht. Fairness sei aber nicht nur bei den Einkommen längst überfällig, sondern auch bei den Belastungen, die mit schuld sind, dass Frauen weniger verdienen.

Ruprecht: "Frauen arbeiten häufig weniger oder üben schlechter bezahlte Arbeit aus, weil sie viel Zeit mit unbezahlter Arbeit verbringen, im Haushalt oder bei den Kindern. Weniger und schlechter bezahlte Arbeit hängen sich aber an wie ein Bremsfallschirm. Mit Investitionen in flächendeckende und leistbare Kinderbetreuungs- und Nachmittagseinrichtungen sowie mit der Einführung eines bezahlten Väter-Monat nach der Geburt eines Kindes helfen wir Frauen die Last zu verringern und unbezahlte und bezahlte Arbeit gerecht zu verteilen."

13 Prozent der Frauen unter der Armutsgrenze
Laut aktuellem Frauenbericht leben 13 Prozent der Frauen unter der Armutsgrenze. Die Gewerkschafterin fordert daher die Umsetzung von 1.300 Euro Mindesteinkommen. "Niemand sollte hierzulande mit einer Vollzeitbeschäftigung von Armut betroffen sein. Vor allem in den Niedriglohnbranchen müssen die Einkommen rasch erhöht werden", fordert Ruprecht angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Betroffenen, vor allem unter den Frauen, in den nächsten Jahren weiter stark steigen wird. Derzeit gelten in Österreich 247.000 Menschen als "working poor". Von jenen waren 2008 129.000 Personen ganzjährig vollzeitbeschäftigt.

Mehr Fairness für Frauen würde auch der Wegfall der Anrechnung des PartnerInneneinkommens bei der Notstandshilfe bringen. "Weil das Einkommen des Partners auf die Notstandshilfe angerechnet wird, gehen viele Frauen leer aus. Das bringt die totale Abhängigkeit vom Partner mit sich", betont die Frauenvorsitzende. 2009 haben mehr als 17.000 Personen, darunter 14.000 Frauen, wegen dem Gehalt ihres Partners keine Notstandshilfe beziehen können.
     

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