"Pflegedschungel roden"
Wien (sk) - "Die Zukunft der Pflege ist gekennzeichnet durch die steigende Zahl der Pflegebedürftigen,
einen massiven gesellschaftlichen Wandel mit geänderten Familienstrukturen, einem veränderten Arbeitsmarkt
und veränderter geografischer Mobilität. Daher ist es notwendig, das gesamte Pflegewesen generell auf
eine neue gesetzliche Basis zu stellen", betonte der Präsident des Pensionistenverbands Österreich
(PVÖ) Karl Blecha am 27.05. in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Präsidenten des Arbeiter-Samariter-Bundes
Franz Schnabl. Um das Pflegesystem an die Herausforderungen der Zukunft anzupassen, brauche es eine Lösung
der Finanzierungsproblematik sowie Reformen bei der Ausbildung von Pflegekräften, der Administration und Verbesserungen
beim Pflegegeld und der Einstufung.
"Um die Finanzierung des Pflegesystems nachhaltig zu sichern, braucht es dringend die Einführung des
Pflegefonds und wir brauchen den Pflegefonds jetzt", so Blecha, der weiter ausführte, dass er den Pflegefonds
lieber als "Generationenfonds" bezeichnen würde, da "Jung und Alt davon profitieren würden".
Pflegeversicherungen oder private, kapitalgedeckte Pflegevorsorgen, "die im Sturm der Finanzkrise wie dünne
Stäbchen gebrochen sind", lehnt der Pensionistenverband entschieden ab.
Pflege schafft 20.000 neue Arbeitsplätze
In einer Zeit, in der ständig von der Schaffung neuer Arbeitsplätze gesprochen werde, müsse
man dem steigenden Bedarf an Pflegepersonal besondere Bedeutung zukommen lassen. "Die Pflege schafft 20.000
neue Arbeitsplätze", so Blecha, der sich für eine attraktivere Ausbildung und Bezahlung von Betreuungs-
und Pflegepersonal aussprach, beispielsweise durch Pflege-Master- und Bachelor-Lehrgänge und neue Karrieremöglichkeiten.
Pflegeberufe bräuchten dringend ein attraktiveres Image, da sonst ein eklatanter Pflegemangel drohe. Weiters
sprach sich der PVÖ-Präsident für mehr Unterstützung von pflegenden Angehörigen aus, beispielsweise
durch einen Rechtsanspruch auf Pflegekarenz und Ausbildungsangebote. Der PVÖ-Präsident lobte die bisherigen
von Sozialminister Rudolf Hundstorfer umgesetzten Maßnahmen, die "spürbare Verbesserungen für
pflegende Angehörige" gebracht hätten.
Pflegegeld wirksam einsetzen
Der PVÖ-Präsident sprach sich für eine Reform und Verbesserungen beim Pflegegeld aus. Er
sei "durchaus offen" für eine Diskussion darüber, auch Sachleistungen anzubieten. Als "deutliche
Verbesserung" im Prozess der Pflegegeldeinstufung bezeichnete Blecha das von Sozialminister Rudolf Hundstorfer
eingeführte Modellprojekt, in dem neben Ärzten auch das pflegende Personal Mitsprache bei der Einstufung
des Pflegebedürftigen erhält. Weiters sei es wichtig, so der PVÖ-Präsident, mehr Prävention
und Aufklärungsarbeit zu leisten, wie beispielsweise durch das PVÖ-Aktiv-Programm "Lang Leben Lernen",
und den Einsatz neuer Medien und Technologien zu forcieren. Es sei ebenso dringend notwendig, die Zusammenarbeit
zwischen den einzelnen Pflegeanbietern, stationären Einrichtungen, Betroffenenvertretern, Bund, Ländern
und Gemeinden zu verbessern und somit den "Pflegedschungel in Österreich zu roden". |