EU-Vorhabensbericht über Landwirtschaft und Umwelt
Wien (pk) - In einem Bericht an den Nationalrat präsentiert Landwirtschaftsminister Nikolaus
Berlakovich die Jahresvorschau 2010 auf der Grundlage des Legislativ- und Arbeitsprogramms der Europäischen
Kommission sowie des 18-Monatsprogramms des Rates. Der Sektor Landwirtschaft sieht sich demnach vor allem mit der
Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2013 konfrontiert, der Gegenstand einer Kommissionsmitteilung in
diesem Jahr sein wird. Besonderes Augenmerk wird dabei der Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen, in
erster Linie des Wassers, geschenkt werden, dies vor allem auch, wie der Bericht zu bedenken gibt, angesichts der
strategischen Bedeutung des Wassers für die landwirtschaftliche Produktion und in Hinblick auf den Klimawandel.
Österreich plädiert bei der Reform für eine Agrarpolitik, die den Herausforderungen des Klimawandels,
der Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln und der zunehmenden Preisvolatilität bei landwirtschaftlichen
Produkten Rechnung trägt, gleichzeitig aber auch den Anforderungen der Gesellschaft in Hinblick auf diverse
öffentliche Serviceleistungen der Landwirtschaft wie Umwelt-, Tier- und Landschaftsschutz gerecht werden kann.
Priorität wird auch der Lage auf dem Milchmarkt zukommen. Ziel der Kommission ist dabei vor allem ein reibungsloses
Auslaufen der Milchquotenregelung sowie die Erarbeitung mittel- und langfristiger Perspektiven für den Milchsektor.
In der Forstwirtschaft kündigt der Bericht eine Verordnung über die Verpflichtungen von Marktteilnehmern
an, die Holz und Holzerzeugnisse in Verkehr bringen. Dabei wird es vor allem darum gehen, Maßnahmen gegen
den illegalen Holzeinschlag zu erarbeiten. Österreich unterstützt diese Schritte und begrüßt
insbesondere den gemeinsamen Standpunkt des Rates, der die österreichischen Forderungen nach praktikablen
Lösungen berücksichtigt, die zusätzliche Belastungen für Kleinwaldbesitzer vermeiden und zu
keiner grundlegenden Benachteiligung des Werkstoffes Holz gegen über anderen Werkstoffen führen.
"Roadmap" für CO2-Reduktion bis 2050
Beim Kapitel Umwelt nimmt der Klimaschutz breiten Raum ein. Der Bericht erinnert an die Bereitschaft der EU, bis
2020 ihre Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 30 % zu reduzieren, unter der Voraussetzung dass andere
Industriestaaten vergleichbare Verpflichtungen eingehen und auch weiter fortgeschrittene Entwicklungsländer
angemessene Beiträge leisten. Die Kommission kündigt in diesem Zusammenhang eine Analyse darüber
an, welche Maßnahmen erforderlich wären, um über die bereits bestehende Reduktionsverpflichtung
von 20 % hinauszugehen und welche Auswirkungen ein Schritt zu 30 % hätte. Vor dem Hintergrund der Reduktionsziele
der Industrieländer in einer Größenordnung von 80 bis 95 % bis 2050 wird sich die Kommission auch
mit langfristigen Szenarien auseinandersetzen und eine "Roadmap" für ein Wirtschaften mit geringem
CO2-Ausstoß erstellen.
GVO: Österreich hofft auf Selbstbestimmungsrecht
Was die Politik der EU in Sachen Gentechnik betrifft, erwartet Österreich; wie der Bericht betont, mit großer
Spannung die Vorschläge der Kommission zur Verankerung des Selbstbestimmungsrechtes hinsichtlich des Anbaus
von gentechnisch veränderten Organismen (GVO), die bereits für Juni 2010 angekündigt wurden. Sollten
die darin enthaltenen Regelungen im Sinne Österreichs sein und die Möglichkeit vorsehen, national über
den Anbau von GVOs entscheiden zu können, ohne dadurch das bestehende europäische Zulassungssystem zu
verändern, wäre dies nach den Worten des Berichts ein großer Erfolg für die langjährige
Lobbying-Arbeit Österreichs auf allen Ebenen.
Kernenergie für Österreich keine Option
Bei der Nuklearenergie rechnet der Bericht mit der Vorlage eines EU-Dokuments, in dem Atomkraft als kohlenstofffrei
und wirtschaftlichste Energiequelle bezeichnet wird. Auch geht der Bericht von Prognosen seitens der Kommission
aus, denen zufolge der Rückgang der Kernenergie hauptsächlich durch Kohlekraft ersetzt und somit erheblich
zur Nicht-Erreichung des Kyoto-Ziels beitragen würde. Dies sei aus österreichischer Sicht eine irreführende
Darstellung, heißt es. Österreich werde jedenfalls der Kommission seine Bedenken mitteilen und versuchen,
den Text in seinem Sinn zu beeinflussen. |