Nahmärkte und Inlandsnachfrage retteten die Fremdenverkehrsbilanz
Wien (pk) - Die österreichische Tourismuswirtschaft konnte sich den Auswirkungen der Finanzmarkt-
und Wirtschaftskrise zwar nicht entziehen, die Rückgänge fielen jedoch im Vergleich zu anderen wichtigen
Tourismusländern relativ gering aus. Mit diesen Worten bringt der Tourismusbericht 2009 die aktuelle Lage
auf den Punkt und stellt dem heimischen Fremdenverkehr das Zeugnis der Krisenfestigkeit aus.
Während das Jahr 2008 noch kräftige Umsatzzuwächse von 6,1 % verzeichnen konnte, musste im Rezessionsjahr
2009 ein Rückgang von 3,5 % hingenommen werden. Die Nächtigungsnachfrage sank hingegen bloß um
1,9 %, was für den Bericht den Schluss nahelegt, dass nunmehr im Urlaub mehr gespart wird. Ein Indikator für
das geänderte Ausgabeverhalten der Österreich-Gäste ist auch die Nachfrageverschiebung zwischen
den einzelnen Unterkunftsarten. Während in Hotels und ähnlichen Betrieben im Jahr 2009 um 2,8 % weniger
Nächtigungen registriert wurden, verbuchten die gewerblichen und privaten Ferienhäuser und -wohnungen
mit Selbstversorgungseinrichtungen eine Zunahme um 0,7 %.
Einbruch bei der Auslandsnachfrage
Im Winterhalbjahr 2008/2009 wurde die heimische Tourismuswirtschaft von der Rezession erfasst, wobei der Einbruch
in erster Linie durch eine Verschlechterung der Auslandsnachfrage zustande kam. So konnte, wie der Bericht vorrechnet,
in der ersten Hälfte der Wintersaison bei den Übernachtungen ausländischer Gäste noch ein Plus
von 5,4 % verzeichnet werden, während in der zweiten Hälfte der Wintersaison ein deutlicher Rückgang
von 6,3 % in Kauf genommen werden musste. Die Nachfrage der inländischen Gäste zog in den ersten drei
Wintermonaten ebenfalls noch stark an (+4,5 %) und stagnierte dann in der zweiten Winterhälfte. Im Laufe des
Jahres 2009 – insbesondere ab Herbst – verbesserte sich die Situation allmählich, wobei vor allem von der
Inlandsnachfrage stabilisierende Wirkungen ausgingen. Insgesamt konnte damit bei den Inländernächtigungen
im Jahresdurchschnitt ein Wachstum von 1,7 % verzeichnet werden, wogegen die Nächtigungsnachfrage bei ausländischen
Gästen um 3,2 % abnahm.
Krise führt zu Rückgang im Städtetourismus
Der Bericht weist überdies auf deutliche Unterschiede in der Entwicklung von städtischem und
ländlichem Raum hin. So sank die Zahl der Übernachtungen in den Bundesländerhauptstädten um
3,4 %, während die Nachfrage im ländlichen Raum nur um 1,8 % abnahm. Diesen kräftigen Rückgang
im Städtetourismus führt der Bericht vor allem auf den Umstand zurück, dass Städtereisen zu
den Mehrfachurlauben zählen, die in Rezessionszeiten eher gestrichen oder gekürzt werden. Dazu kommt
noch, dass sich der Konjunkturabschwung und der damit verbundene Einbruch bei den Geschäftsreisen verstärkt
auf den Städtetourismus ausgewirkt hat.
Österreich profitiert in der Krise von seiner Nahmarktstärke
In Summe waren die Folgen der Rezession für den österreichischen Tourismus aber deutlich milder als in
den Konkurrenzländern bzw. den Ferndestinationen. Der Bericht begründet dieses relativ "günstige"
Abschneiden mit der Nahmarktstärke Österreichs. Demnach werden Destinationen, die nahe an bevölkerungsreichen
Herkunftsmärkten mit hoher Reiseintensität liegen, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weniger stark
von globalen Nachfrageeinbrüchen erfasst als Fern- und Flugdestinationen. Bei hoher Unsicherheit über
die zukünftige Einkommens- und Beschäftigungssituation tendieren die Touristen eher dazu, nahe gelegene,
mit dem Auto leicht erreichbare Urlaubsziele anzusteuern. Der Bericht sieht aber auch in der hochwertigen Qualität
des österreichischen Angebots einen wichtigen Wettbewerbsvorteil.
Eine Analyse der Nächtigungsentwicklung zeigt nun, dass die Nächtigungen der Österreicher und der
benachbarten Herkunftsmärkte (Bayern, Schweiz, Tschechien, Slowakei, Italien und Slowenien) Zuwächse
von 1,6 % erzielten, während die Nachfrage der anderen Herkunftsmärkte um 4,5 % zurückging. Im Einzelnen
wiesen von den nicht an Österreich grenzenden Quellmärkten nur Frankreich und das deutsche Bundesland
Baden-Württemberg ein leichtes Plus auf (jeweils 0,3 %). Starke Nächtigungsrückgänge waren
hingegen vor allem bei Gästen aus Großbritannien, Schweden, Russland, Kroatien, den USA, Nordrhein-Westfalen
und Rumänien zu verbuchen.
Österreichs Tourismuswirtschaft gewinnt weiter an Marktanteilen
Der relative Erfolg der österreichischen Tourismuswirtschaft kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass es gelang,
Marktanteile gegenüber der ausländischen Konkurrenz zu gewinnen und damit die langfristigen Verluste
allmählich zu reduzieren. So konnte Österreich seinen Exportmarktanteil – gemessen an den nominellen
Tourismusexporten der EU-15 – im Jahr 2009 um weitere 0,5 Prozentpunkte auf 6,7 % erhöhen, nachdem schon 2008
ein Zugewinn in ähnlicher Größenordnung erwirtschaftet wurde. Seit dem Tiefpunkt im Jahr 2000 verbesserte
Österreich damit seinen Marktanteil um 1,3 Prozentpunkte. In einer globalen Betrachtung von 38 Ländern
gehört Österreich hinter China, der Türkei und Australien – ebenso wie die Schweiz – 2009 zu den
Ländern mit den stärksten Marktanteilsgewinnen. |