St. Pölten (nöwpd) - Aus Tschechien kommt eine Nachricht, die auch für Niederösterreich
einiges an Brisanz birgt: Die führenden Regionalpolitiker aus Süd- und Westböhmen haben beschlossen,
insgesamt 177 Projekte, die mit Hilfe von Fördermitteln der Europäischen Union verwirklicht werden sollen,
vorerst auf Eis zu legen. Darunter sind auch Vorhaben, die für das Obere Waldviertel große Bedeutung
haben, wie der Ausbau des alten Militärflugplatzes Budweis zu einem internationalen Airport, die Verbreiterung
der Straßenverbindung Gmünd-Budweis auf Schnellstraßen-Niveau sowie die durchgehende Vollelektrifizierung
des Franz-Josefs-Bahn bis Prag.
Grund für den abrupten Investitionsstopp: Bei der Verteilung des 680 Millionen Euro schweren Förderkuchens,
den die EU Süd- und Westböhmen zum Ausbau der Infrastruktur bis 2012 zur Verfügung stellt, ist es
zu massiven Unregelmäßigkeiten gekommen. Der Direktor des mit der Auszahlung der Gelder beauftragten
Regionalrates Südwest wurde von der Polizei verhaftet. Die Vorwürfe lauten auf Begünstigung und
Amtsmissbrauch, auch Korruption steht im Raum.
Auf Anweisung des tschechischen Finanzministeriums haben daraufhin die beiden Vorsitzenden des Regionalrates Südwest,
die Kreishauptfrau von Pilsen Mileda Emmerova und ihr Stellvertreter Jiri Zimola, Kreishauptmann von Budweis, veranlasst,
die Auszahlung jeglicher EU-Mittel bei 177 Projekten einzustellen und die Vorhaben erneut einer Prüfung zu
unterziehen. Verärgert sind jetzt vor allem jene Projektwerber, deren Anträge bereits bewilligt worden
sind und die - in Hoffnung auf den reichen EU-Geldsegen - Baumaßnahmen ohne ausreichende Eigenmittel vorfinanziert
haben. Mehr als 200 Gemeinden sowie weitere Organisationen in Süd- und Westböhmen sind von der Malaise
betroffen. |