Aktuelle Aussprache im Ausschuss für Konsumentenschutz
Wien (pk) - Der vertragslose Zustand zwischen der Ärztekammer und der gewerblichen Sozialversicherung
(SVA) war am 02.06. auch Thema im Ausschuss für Konsumentenschutz. Im Rahmen einer aktuellen Aussprache betonte
Gesundheitsminister Alois Stöger, der Konsumentenschutz im Zusammenhang mit Gesundheitsleistungen verlange
von den Sozialversicherungsträgern, dass sie die Bedürfnisse ihrer Versicherten wahrnehmen. Er sah nun
die Sozialpartner aufgerufen, eine Verhandlungslösung zu finden und meinte, sollte dies nicht gelingen, dann
werde die Politik eingreifen.
Im Einzelnen meinte er, auf eine Frage des Abgeordneten Rupert Doppler (F) eingehend, wenn es zu keiner vernünftigen
Einigung auf Sozialpartnerebene komme, dann werde er laut über staatlich verbindliche Schlichtungen nachdenken.
Sollte die SVA ihren Versicherten keinen kollektiven Schutz bieten, dann erfülle sie ihre zentrale Aufgabe
als Krankenversicherungsanstalt nicht mehr. In diesem Fall müsse man Überlegungen anstellen, ob diese
Aufgabe nicht auch von regionalen Kassen übernommen werden könne, fügte Stöger an.
Von den Abgeordneten Wolfgang Pirklhuber (G), Harald Jannach (F) und Johann Maier (S) wurde im Rahmen der Aussprache
auch auf die Notwendigkeit eines Gütesiegels für Lebensmittelprodukte hingewiesen. Stöger bekräftigte
seinen Wunsch nach einem Gütezeichengesetz, das auch Lebensmittel beinhaltet, und meinte überdies, zentraler
Aspekt eines Gütesiegels müsse dabei auch der Hinweis auf Gentechnikfreiheit sein. Dem Abgeordneten Johann
Maier gegenüber gab der Minister zu bedenken, die AMA könne keine durchgehende Gentechnikfreiheit bei
ihren Produkten garantieren, die Darstellung der AMA, sie würde nur gentechnikfreie Lebensmittel anbieten,
sei nicht korrekt.
Was das ebenfalls vom Abgeordneten Maier zur Sprache gebrachte Klebefleisch betrifft, stellte Stöger fest,
Lebensmittel, die nicht sicher sind, dürfen nicht auf den Markt kommen. Klebefleisch habe eine lange Tradition
und sei nicht gesundheitsgefährdend. Die Konsumenten sollten allerdings wissen, was sie kaufen, unterstrich
Stöger und trat für eine entsprechende Aufklärung der Bevölkerung ein.
Zu der von der Abgeordneten Gertrude Aubauer (V) aufgeworfenen Problematik der Arzneimittelfälschungen bemerkte
Stöger, Österreich habe eine klare Kette von überprüften Betrieben, die Medikamente ausgeben.
Wer seine Arzneimittel aus Apotheken und ärztlichen Hausapotheken bezieht, sei vor Fälschungen sicher.
Wer hingegen Medikamente aus anderen Quellen kauft, begibt sich in größte Gefahr, warnte Stöger
und plädierte für eine verstärkte Information.
Ausschuss fordert Standards für Natur- und Biokosmetik
Breiter Konsens bestand hinsichtlich der Notwendigkeit von einheitlichen gesetzlichen Bestimmungen für
Natur- und Biokosmetik. Grundlage eines einstimmigen Beschlusses des Ausschusses war ein Entschließungsantrag
der Regierungsparteien, in dem die Abgeordneten Johann Maier (S) und Gabriele Tamandl (V) vor Täuschungen
bei kosmetischen Produkten warnten. Ausländische Cremen und Shampoos, die mit der Bezeichnung "bio"
werben, seien oft wahre Chemiebomben und würden zu allergischen Reaktionen führen, warnte Maier, der
vor allem das Fehlen von einheitlichen gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich Zusammensetzung und Definition beklagte.
In der einstimmig beschlossenen S-V-Initiative fordert der Ausschuss nun die Schaffung eines verlässlichen
staatlichen Gütezeichens für "Naturkosmetik" und "Biokosmetik" und appelliert zudem
an den Gesundheitsminister, auf europäischer Ebene für die Einführung einheitlicher Qualitätsstandards
einzutreten.
Abgeordnete drängen auf Verschärfung der EU-Spielzeugrichtlinie
Mit ihrer Forderung nach einer Verschärfung der EU-Spielzeugrichtlinie brachten die Abgeordneten ihre Kritik
an den bestehenden Bestimmungen der Union zum Ausdruck. Ausgangspunkt des einstimmigen Beschlusses war auch hier
eine gemeinsame Initiative der Abgeordneten Johann Maier (S) und Gabriele Tamandl(V), in der auf die Gesundheitsgefährdung
durch in Spielzeug enthaltene krebserregende, erbgutverändernde und fortpflanzungsgefährdende Stoffe
(CMR) hingewiesen wird.
Abgeordneter Johann Maier (S) erinnerte daran, dass sich Österreich und Deutschland mit ihrer Kritik an der
Richtlinie nicht durchsetzen konnten und überstimmt wurden. Es sei daher wichtig, der Regierung durch diesen
einstimmigen Beschluss Rückenwind zu geben, um die Richtlinie in der EU neuerlich in Frage zu stellen. Österreich
beharre jedenfalls auf seiner Forderung nach einer unabhängigen Prüfung als Voraussetzung für die
Vergabe des CE-Siegels sowie auf einer Verschärfung in Bezug auf CMR. Klar war für Maier dabei, dass
diese Substanzen in Spielzeug nicht enthalten sein dürfen.
Gentechnik-Anträge der Opposition vertagt
Vertagt wurde ein Paket von Anträgen, die alle das Thema Gentechnik zum Inhalt hatten. Es waren dies Forderungen
des Abgeordneten Norbert Hofer (F) betreffend klare Kennzeichnung von Nahrungsmitteln mit gentechnisch veränderten
Zutaten (964/A(E)) und GVO-freie Fütterung als Kriterium für das AMA-Gütesiegel ( 466/A(E)), eine
Initiative des Abgeordneten Wolfgang Pirklhuber (G) auf Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel von Tieren,
die mit gentechnisch veränderten Futtermittel ernährt wurden ( 579/A E)) sowie ein weiterer Vorstoß
des Abgeordneten Norbert Hofer (F) betreffend Kennzeichnungspflicht für Fleisch, Milchprodukte und Eier von
Tieren, die mit GVO gefüttert wurden ( 232/A(E)).
In der Debatte untermauerten die Abgeordneten Wolfgang Pirklhuber (G), Sigisbert Dolinschek (B) und Harald Jannach
(F) die Anliegen der Entschließungsanträge, wobei Pirklhuber die Forderungen mit den Worten auf den
Punkt brachte, die Konsumenten würden gentechnisch veränderte Produkte ablehnen, sie sollten deshalb
durch entsprechende Kennzeichnung Wahlfreiheit haben.
Die Abgeordneten Karl Donabauer (V) und Johann Maier (S) zeigten Verständnis für die Anliegen der Opposition,
verwiesen aber auf einen bereits eingebrachten Fünf-Parteien-Antrag, der diese Problematik behandelt. Klar
waren sich die beiden Sprecher der Regierungsparteien auch darüber, dass die Lösung nur in einer EU-weiten
Regelung liegen könne. |