Innsbruck (universität) - Barbara Kraus vom Institut für Theoretische Physik der Universität
Innsbruck und Florian Schreck vom Innsbrucker Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der
Österreichischen Akademie der Wissenschaften erhalten je einen der diesjährigen START-Preise. Es ist
dies die höchste Auszeichnung für Nachwuchswissenschaftler in Österreich.
Wissenschafts- und Forschungsministerin Beatrix Karl und FWF-Präsident Christoph Kratky gaben heute in Wien
die diesjährigen START-Preisträgerinnen und Preisträger bekannt. Von den sechs ausgewählten
Nachwuchswissenschaftlern stammen zwei Preisträger aus dem erfolgreichen Innsbrucker Quantenphysik-Schwerpunkt:
Barbara Kraus und Florian Schreck.
Auf dem Weg zur Quanteninformation
Die Theoretikerin Barbara Kraus beschäftigt sich mit dem noch jungen Forschungsgebiet der Quanteninformationstheorie,
das die klassische Informationstheorie mit der Quantenphysik vereinen will. Zum Beispiel ermöglicht die Quantenphysik
eine sichere Übertragung von Information. Weiters scheint ein Quantencomputer bestimmte Probleme viel schneller
lösen zu können als ein klassischer Computer. Quantensimulatoren können verwendet werden, um komplexe
Systeme zu simulieren. Barbara Kraus will neue theoretische Methoden für die Beschreibung und Untersuchung
von Vielteilchenquantensystemen entwickeln, um mögliche Anwendungen der Quanteninformationstheorie zu finden,
die Brauchbarkeit der Quantenzustände für bestimmte Anwendungen zu analysieren und neue, experimentell
realisierbare Methoden zur Erzeugung und Manipulation von Quantensystemen vorzuschlagen.
Barbara Kraus (34) wurde in Innsbruck geboren, hat hier Physik und Mathematik studiert und längere Forschungsaufenthalte
in Garching bei München und in Genf absolviert. Sie forscht in der Arbeitsgruppe des Theoretiker Prof. Hans
Briegel. => Lebenslauf Barbara Kraus (PDF)
Quantenentartetes Strontium
Florian Schreck beschäftigt sich in der Forschungsgruppe von Wittgenstein-Preisträger Rudolf Grimm mit
ultrakalten Quantengasen. Mit seinem Team gelang es ihm im Vorjahr das weltweit erste Bose-Einstein-Kondensat aus
Strontium zu erzeugen. Strontium verfügt über eine reichhaltige innere Struktur. Dies ermöglicht
es Experimentalphysikern, mehr Einfluss auf die Atome zu nehmen als bei einfachen Elementen und damit interessantere
Quantenobjekte zu erzeugen und zu untersuchen. „Wir möchten das Beste aus den sich neu eröffnenden Möglichkeiten
machen“, sagt Florian Schreck. Dazu zählen die mögliche Realisierung von Quantencomputern und Quantensimulatoren.
Mit gewöhnlichen Computern ist es nur in speziellen Fällen und mit großen Vereinfachungen möglich,
quantenmechanische Systeme zu beschreiben. Denn das Verhalten quantenmechanischer Systeme ist zu kompliziert. Man
kann sich dieses Verhalten aber auch zunutze machen und Computer aus quantenmechanischen Systemen bauen. Dadurch
erhält man Rechner mit potentiell erheblich höherer Rechenkapazität. Es ist auch möglich, ein
schwierig zu untersuchendes Quantensystem, wie einen Kristall, durch ein gut beeinflussbares und erforschbares
Quantengas im Labor zu simulieren.
Florian Schreck (37) wurde in Konstanz, Deutschland, geboren. Er studierte an der Universität Konstanz Physik.
Nach einem Doktoratsstudium in Paris und einem Forschungsaufenthalt in den USA kam er 2004 in die Arbeitsgruppe
von Prof. Rudolf Grimm nach Innsbruck. => Lebenslauf Florian Schreck (PDF)
Höchstdotierte Nachwuchsförderung in Österreich
Der START-Preis des österreichischen Wissenschaftsministeriums wird durch den österreichischen Wissenschaftsfonds
FWF vergeben und stellt mit bis zu 200.000 Euro pro Jahr die höchstdotierte Förderung von Nachwuchsforscherinnen
und -forschern in Österreich dar. Die Preisträger werden von einer internationalen Fachjury ausgewählt.
Junge Forscherinnen und Forscher sollen aufgrund ihrer bisher geleisteten wissenschaftlichen Arbeit die Chance
erhalten, in sechs Jahren finanziell weitgehend abgesichert ihre Forschungsarbeiten zu planen und eine eigene Arbeitsgruppe
aufzubauen. Nach drei Jahren haben sie sich einer Zwischenevaluierung zu stellen.
Innsbruck eine Hochburg
Seit der Einführung des START-Preises vor 15 Jahren wuchs die Liste der Preisträgerinnen und Preisträger
der Universität Innsbruck stark an: Francesca Ferlaino (2009), Alexander Kendl (2008), Kathrin Breuker, Thomas
Lörting und Otfried Gühne (2007), Hartmut Häffner und Piet Schmidt (2006), Hanns-Christoph Nägerl
und Andreas Villunger (2003), Michael Buchmeiser und Clemens Sedmak (2001), Dietrich Leibfried (2000), Christoph
Spötl (1999) und Harald Weinfurter (1996). Aus den Reihen der Medizinischen Universität Innsbruck erhielten
außerdem David Teis und Arthur Kaser (2009), Norbert Polacek (2006) sowie Alexandra Lusser (2005) diese renommierte
Auszeichnung. Insgesamt wurden mit dem heutigen Tag 82 START-Preise vergeben. |