Now I See   

erstellt am
11. 06. 10

Brigitte Kowanz im MUMOK von 25. Juni 2010 - 3. Oktober 2010
Wien (mumok) - Die Retrospektive von Brigitte Kowanz ist Teil einer Ausstellungsserie, die das MUMOK international erfolgreichen österreichischen KünstlerInnen widmet. Mit seiner konsequenten Darstellung des Lichtes und der Sprache bildet das Werk von Kowanz sowohl im heimischen wie auch im internationalen Kontext eine Ausnahmeerscheinung. Anhand repräsentativer Wandarbeiten, Installationen und Interventionen im architektonischen Raum von 1984 bis heute wird ihr variantenreiches, komplexes Œuvre erstmals umfangreich gewürdigt. In einem 450m² großen "Spiegelsaal" verdichten sich die wesentlichen Elemente ihres aktuellen Schaffens zu einem intensiven Licht-Raumerlebnis. Begegnungen mit Kowanz' Werk im öffentlichen Raum sind mit zwei Lichtprojekten auf der MUMOK Fassade und dem Uniqa Tower während der Ausstellungszeit möglich.

Lichtfarben und Lichtprojektionen
Ausgangspunkt ihrer Arbeit in den frühen 80er Jahren ist die Auflösung des konventionellen Bild- und Werkbegriffes durch den Einsatz phosphoreszierender Farben und farbigen Lichts. Nachdem sie - gemeinsam mit Franz Graf - in transparenten und selbstleuchtenden Malereien die virtuell-flimmernden Bildwelten der Mediengesellschaft thematisiert hatte, gewinnt das Licht als raumzeitliches Medium in ihrem Oeuvre zentrale Bedeutung. Kowanz verschafft seiner Flüchtigkeit und Grenzenlosigkeit in ihren Objekten und Installationen Projektionsflächen und -räume, die präzise strukturiert und zugleich poetisch aufgeladen sind. Fluoreszierende Leuchtstoffröhren und Glasflaschen dienen dabei anfangs als durchscheinende Behälter des Lichts, das sowohl in selbstdarstellerischer Form wie auch in imaginären Licht-Schatten Räumen zur Abbildung gebracht wird.

Licht - Sprache - Spiegel
In der Folge wird das Licht mit Zeichen und Sprache kombiniert, um seine Maßstäblichkeit für die Wahrnehmung und Sichtbarkeit zu akzentuieren. In Anspielung auf die Tradition der visuellen und konkreten Poesie erzeugt Kowanz damit poetisch leuchtende Installationen und Wandarbeiten von analytischer Klarheit, in denen das Licht besprochen und zugleich die Mechanismen der Sprache beleuchtet werden. Zu dieser wechselseitigen Bespiegelung von Licht und Sprache kommt schließlich noch der Spiegel in unterschiedlichsten Formen als weiteres Medium der Reflexion von Sichtbarkeit und Wahrnehmung. Das Zusammenspiel von Licht, Sprache und Spiegel mündet schließlich in Objekte und räumliche Szenarien, in denen sich die Realität und ihr virtuelles Spiegelbild mannigfach durchdringen. Die Darstellung und visuelle Beschreibung des grenzenlos fließenden Lichtes mündet konsequenterweise auch in die Auflösung der Grenzen zwischen Werk und Betrachter.

Virtuelle Entgrenzung
Die Ausstellung verdeutlicht diese Entwicklung anhand ausgewählter Arbeiten und zeigt in einer neuen, raumgreifenden Spiegelinstallation eine aktuelle Perspektive des Werks: In dem unendlich weit erscheinenden und in sich gebrochenen Raum aus realen und virtuellen Versatzstücken findet eine Synthese und Potenzierung bislang geleisteter Entgrenzungen statt. Der Betrachter ist hier nicht nur atmosphärisch in Licht gehüllt, sondern sieht sich auch als Teil und Motiv dieses Szenarios unendlich oft gespiegelt. Im eigenen Blick und seinen Bewegungen verändert und strukturiert sich auch die Sichtbarkeit des Raumes.

Now I See im Außenraum
Brigitte Kowanz, die auch durch zahlreiche Projekte im öffentlichen Raum international bekannt ist, realisiert im Rahmen der Ausstellung an der MUMOK Fassade und am Uniqa Tower im Stadtzentrum je eine eindrucksvolle Außeninstallation. So wird die Architektur des MUMOK durch diagonal an der Fassade in progressiv ansteigenden Abständen angebrachte Leuchten zum skulpturalen Träger einer dynamisch metrischen Darstellung des Lichts. Dabei wird die Architektur selbst vermessen und in ihren Proportionen thematisiert. Die dynamische Lichttechnologie des Uniqa Tower nutzt die Künstlerin anhand eines lichtbezogenen Textes, um die Flüchtigkeit der Sprache buchstäblich in den Stadtraum einzublenden.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebildeter Katalog in deutsch und englisch mit Textbeiträgen von Riccardo Caldura, Rainer Fuchs, Edelbert Köb, Peter Weibel und Anton Zeilinger im Buchverlag Walther König Wien.

Kurzbiografie
1957 geboren in Wien
1975-1980 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst Wien, seit
1997 Professur für Medienübergreifende Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien Arts Vienna
Lebt und arbeitet in Wien
2009 Großer Österreichischer Staatspreis
     
Informationen: http://www.mumok.at    
     
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