Assoziiertes Mitglied des Institut de France in der Academie des Inscriptions et Belles-Lettres
und World Heritage Award der Republik Ägypten
Wien (universität) - Die Académie des Inscriptions et Belles-Lettres des Institut de
France, eine der ältesten Akademien der Welt, hat Manfred Bietak, emeritierter Professor für Ägyptologie
und Vorstand des Vienna Institute of Archaeological Science der Universität Wien, Anfang Juni 2010 als assoziiertes
Mitglied aufgenommen. Darüber hinaus wurde Manfred Bietak am World Heritage Day von der Republik Ägypten
für seine Forschungsarbeiten geehrt.
Die Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, die sich mit Sprachen, Geschichte, Kultur und Kunst beschäftigt,
besteht heute aus 55 französischen und 40 assoziierten ausländischen Mitgliedern. Hinzu kommen je 50
französische und ausländische korrespondierende Mitglieder. Die Mitglieder werden auf Lebenszeit gewählt.
Wird ein Sitz vakant, machen die Mitglieder der Académie Vorschläge und wählen das neue Mitglied
in geheimer Wahl. Das trifft sowohl für die ordentlichen französischen als auch für die assoziierten
ausländischen Mitglieder zu. Der französische Staatsmann Jean-Baptiste Colbert gründete 1663 die
Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, die neben der Académie française, der Académie
des sciences, der Académie beaux-arts und der Académie des sciences morales et politiques einer der
fünf Teile des Institut de France ist. Herausragende Gelehrte gehörten und gehören dem Institut
de France an.
Assoziiertes Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres
Aus der Hand von Manfred Bietak stammen 16 Monographien und über 200 Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften,
die für seine Wahl in das Institut de France ausschlaggebend waren, so die Begründung der Akademie.
Ehrenmedaille der Republik Ägypten am World Heritage Day
Die Denkmalschutzorganisation ICOMOS (International Council on Monuments and Sites) begeht seit 1982 am
18. April den "World Heritage Day". An diesem Tag gibt es weltweit Veranstaltungen, um auf den Schutz
von Kultur- und Naturdenkmälern aufmerksam zu machen. Heuer erhielt Manfred Bietak neben sechs weiteren, internationalen
Ägyptologen von der Republik Ägypten eine Ehrenmedaille für seine Forschungsleistungen in Tell el-Dab'a
im östlichen Nildelta.
Karriere-Höhepunkte von Manfred Bietak
Manfred Bietak übernahm ab 1963-64 von Prof. Karl Kromer die österreichischen Rettungsgrabungen in Nubien.
Die Ausgrabungen in Tell el-Dab'a im östlichen Nildelta 1966 bis 2009 waren sein Lebenswerk. Höhepunkt
seiner Karriere war die Identifizierung der Hyksos-Hauptstadt Avaris und der biblischen Ramses-Stadt (Pi-Ramesse).
Besonders bedeutend war ebenso die Freilegung eines Palastes aus der Tuthmosidenzeit mit minoischen Wandmalereien
und in jüngerer Zeit die Ausgrabung des Palastes des Hyksos Chian; darüber hinaus der Nachweis, dass
die Briefdiplomatie in Keilschrift mit fernen Ländern wie Babylonien eine Errungenschaft der Hyksos lange
vor der Amarnazeit gewesen ist. Es gilt heute auch als erwiesen, dass Tell el-Dab'a mit der großen Militär-
und Marinestation Peru-nefer von Thutmosis III. und Amenophis II. zu identifizieren ist.
Manfred Bietak
geb. 1940 in Wien, studierte an der Universität Wien Ägyptologie. Der emeritierte Professor für
Ägyptologie leitet die Interdisziplinäre Forschungsplattform Archäologie der Universität Wien
(VIAS) und den Spezialforschungsbereich SCIEM 2000 bei der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Ab
1971 baute er das Österreichische Archäologische Institut (ÖAI) in Kairo auf, das bis 2009 unter
seiner Führung blieb. Er war Gastprofessor u.a. am Collège de France in Paris und an der Harvard University
in den USA.
Bietak ist derzeit Obmann der Kommission für Ägypten und Levante der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften und Mitglied zahlreicher Akademien und Institutionen: Seit 1993 ist er wirkliches Mitglied der Österreichischen
Akademie der Wissenschaften, seit 1979 ordentliches Mitglied des Institut d’Égypte, seit 1981 Ordentliches
Mitglied des Deutschen Archäologischen Institutes, seit 1989 ausländisches Mitglied der Königlichen
Schwedischen Akademie für Geisteswissenschaften in Stockholm, seit 1995 Fellow of the Society of Antiquaries,
London, seit 1996 Corresponding Fellow of the British Academy, seit 1996 Foreign Honorary Member of the Archaeological
Institute of America und seit 2006 Correspondant de l’Académie des Inscriptions et Belles-Lettres in Paris,
seit 2008 auswärtiges Mitglied der königlichen Gesellschaft für Künste und Wissenschaften in
Göteborg und seit 2009 ausländisches Mitglied der polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau.
Manfred Bietak wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für
Verdienste um die Republik Österreich, dem Silbernen Ehrenzeichen der Gemeinde Wien, und er ist Ritter des
königlichen schwedischen Nordsternordens erster Klasse. |