Mikinovic: Bei erstem Arbeitstreffen vier Kernthemen herausgearbeitet
Wien (bmlfuw/aiz) - Die Arbeitsgruppen der Anfang April von Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich
gestarteten Initiative, "Unternehmen Landwirtschaft 2020", sind bereits eifrig am Werken, so auch das
Modul "Lebensmittel: Sicher. Echt. Regional." Bei dessen erster Sitzung Ende Mai wurden vier Kernthemen
herausgearbeitet, die es in der Folge zu vertiefen gilt, berichtete der Leiter dieser Arbeitsgruppe, der Geschäftsführer
der AMA Marketing, Stephan Mikinovic, gegenüber aiz.info.
Diese Schwerpunkte lauten: Qualitäts- und Herkunftssicherung sowie Kennzeichnung, gesunde Ernährung,
Export und zu guter Letzt Tourismus und Gastronomie. Im Laufe des Sommers werden zwei weitere Modultreffen stattfinden
und Ende August sollen erste Ergebnisse im Rahmen der Welser Messe präsentiert und diskutiert werden.
Heimische Lebensmittelqualität in Gastronomie verstärkt ausloben
Beim ersten Kernthema "Qualitäts- und Herkunftssicherung sowie Kennzeichnung" gelte es, bestehende
Qualitäts- und Herkunftsprogramme, wie das AMA-Gütesiegel, aber auch reine Ursprungssysteme, wie "Bos"
im Rind- und "Sus" im Schweinefleischbereich auszubauen, betonte Mikinovic. Außerdem soll die Gastronomie
auf freiwilliger Basis noch stärker in diesen Bereich eingebaut werden. So ist ein Ziel, noch mehr Wirte für
regionale und heimische Qualität zu begeistern. Hier gibt es zum Beispiel das AMA Gastrosystem und das GenussWirte-System,
die weiter ausgebaut werden sollen. "Der Kunde soll sehen: Ich esse österreichische Lebensmittel",
betonte Mikinovic.
Auch die zunehmende Flut an vermeintlichen Qualitätslabeln ist laut dem AMA Marketing-Geschäftsführer
ein Thema der Arbeitsgruppe. So sollen in Zukunft nur Kennzeichnungen erhalten bleiben dürfen, hinter denen
auch tatsächlich ein kontrolliertes Herkunfts- beziehungsweise Qualitätssystem steckt. Mit 95% den höchsten
Bekanntheitsgrad und mit 40% den höchsten Marktanteil hat klarerweise das AMA Gütesiegel, das für
überprüfte, heimische Spitzenerzeugnisse steht.
Gesunde Ernährung auch mit Gesetzen forcieren
Ein weiterer Kernbereich der Arbeitsgruppe ist die gesunde Ernährung. So soll insbesondere in Schulen, Kantinen
und Betriebsverpflegungen für wertvolle Lebensmittel wie Milch - etwa im Rahmen des Schulmilchprogramms -
oder Obst und Gemüse geworben werden. Darüber hinaus werden auch neue Ansätze aus anderen Ländern
diskutiert. So hat zum Beispiel Frankreich ein Gesetz erlassen, dem zufolge künftig auf allen Lebensmittel-Werbungen
ein Hinweis angeführt werden muss, dass gesunde Ernährung wichtig ist. "Wir wollen auch in dieser
Richtung Vorschläge machen", so Mikinovic. Dies könnte auch so weit gehen, Automaten für stark
zuckerhältige Limonaden in Schulen oder Ähnliches per Gesetz verbieten zu lassen.
Exportoffensive in Drittländern weiterführen
Ferner wird sich die Arbeitsgruppe "Lebensmittel: Sicher. Echt. Regional" dafür aussprechen, die
erfolgreiche Exportoffensive für heimische Qualitätsprodukte wieder zu verstärken. Laut Mikinovic
sollen dabei speziell Märkte wie die Ukraine, Kroatien, die Balkanländer und Russland bearbeitet werden.
"Ein Grund ist auch, dass es für derartige Marketingaktivitäten in Drittländern spezielle EU-Förderungen
gibt", erklärte der AMA Marketing-Geschäftsführer.
Heimische Qualitätslebensmittel auch im Tourismus verankern
Übergeordnete Ziele der Arbeitsgruppe sind somit, das Vertrauen der Konsumenten in die von der heimischen
Landwirtschaft produzierten Lebensmittel zu erhalten und noch zu vertiefen. Der Marktanteil österreichischer
Ernährungsprodukte soll national und auch international gesteigert werden. "Wir haben mit den bestehenden
Aktivitäten ein gutes Fundament, auf dem wir aufbauen wollen. Wir möchten aber sehr wohl auch eine Weiterentwicklung
erreichen", so Mikinovic. Das zuvor angeführte Beispiel aus Frankreich zeige, dass mit Kreativität
noch einiges auf die Schiene zu bringen sei.
Wie es in der Lebensmittel-Kette gelingen kann, stärkere Allianzen zwischen Bauern und Verarbeitern zu schmieden
und schlussendlich einen faireren Anteil für die Landwirte zu erreichen, ist hingegen eher Thema des Moduls
"Qualitätspartnerschaft - Wertschöpfung: Mehr Miteinander - mehr Qualität". Die weiteren
sechs Module heißen "Zukunft GAP: Die Heimat im Herzen, Europa im Blick", "Ländliche
Entwicklung LE 14 - 20: Wachstum braucht guten Boden", "Businessplan - Bildungsplan: Bildung säen,
Erfolg ernten", "Ideenwerkstatt Zukunftsfeld Bauernhof: Unkonventionell. Fortschrittlich. Mutig.",
"Neue Produktionsfelder: Chancen schaffen, Chancen nutzen" und "Verwaltungsvereinfachung: Bürokratie
stutzen, Wachstum nutzen".
Erste Bilanz Ende August, Umsetzungsergebnisse bis Jahresende
Am Modul "Lebensmittel: Sicher. Echt. Regional" sind neben Experten der AMA Marketing auch Vertreter
von Landwirtschaftskammer Österreich, Fachverband der Lebensmittelindustrie, Österreich Wein Marketing,
Verein für Konsumentenschutz, Wirtschaftskammer Österreich (Tourismus und Gastronomie), Österreichische
Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und Bio Austria beteiligt. Eine erste Bilanz wird
Ende August im Rahmen der Welser Messe gezogen, Umsetzungsergebnisse soll es bis Ende dieses Jahres geben.
Gleichzeitig auch EU-Anpassungen geplant
Hintergrund auf EU-Ebene ist darüber hinaus, dass es bis Ende 2010 erste Vorschläge zur Umsetzung des
Grünbuchs zur Qualität von Agrarerzeugnissen geben soll. Darin sind unter anderem Leitlinien für
Regelungen zur Qualitätszertifizierung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen angeführt. Für Ende
2010 beziehungsweise Anfang 2011 ist auch ein Vorschlag der EU-Kommission zur Änderung der Verordnung über
geografische Ursprungsbezeichnungen geplant. 2010 oder 2011 soll es schließlich auch eine Verordnung bezüglich
der Information der Verbraucher über Lebensmittel beziehungsweise neuartige Produkte geben. |