"Unternehmen Landwirtschaft 2020" forciert heimische Lebensmittelqualität   

erstellt am
10. 06. 10

Mikinovic: Bei erstem Arbeitstreffen vier Kernthemen herausgearbeitet
Wien (bmlfuw/aiz) - Die Arbeitsgruppen der Anfang April von Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich gestarteten Initiative, "Unternehmen Landwirtschaft 2020", sind bereits eifrig am Werken, so auch das Modul "Lebensmittel: Sicher. Echt. Regional." Bei dessen erster Sitzung Ende Mai wurden vier Kernthemen herausgearbeitet, die es in der Folge zu vertiefen gilt, berichtete der Leiter dieser Arbeitsgruppe, der Geschäftsführer der AMA Marketing, Stephan Mikinovic, gegenüber aiz.info.

Diese Schwerpunkte lauten: Qualitäts- und Herkunftssicherung sowie Kennzeichnung, gesunde Ernährung, Export und zu guter Letzt Tourismus und Gastronomie. Im Laufe des Sommers werden zwei weitere Modultreffen stattfinden und Ende August sollen erste Ergebnisse im Rahmen der Welser Messe präsentiert und diskutiert werden.

Heimische Lebensmittelqualität in Gastronomie verstärkt ausloben
Beim ersten Kernthema "Qualitäts- und Herkunftssicherung sowie Kennzeichnung" gelte es, bestehende Qualitäts- und Herkunftsprogramme, wie das AMA-Gütesiegel, aber auch reine Ursprungssysteme, wie "Bos" im Rind- und "Sus" im Schweinefleischbereich auszubauen, betonte Mikinovic. Außerdem soll die Gastronomie auf freiwilliger Basis noch stärker in diesen Bereich eingebaut werden. So ist ein Ziel, noch mehr Wirte für regionale und heimische Qualität zu begeistern. Hier gibt es zum Beispiel das AMA Gastrosystem und das GenussWirte-System, die weiter ausgebaut werden sollen. "Der Kunde soll sehen: Ich esse österreichische Lebensmittel", betonte Mikinovic.

Auch die zunehmende Flut an vermeintlichen Qualitätslabeln ist laut dem AMA Marketing-Geschäftsführer ein Thema der Arbeitsgruppe. So sollen in Zukunft nur Kennzeichnungen erhalten bleiben dürfen, hinter denen auch tatsächlich ein kontrolliertes Herkunfts- beziehungsweise Qualitätssystem steckt. Mit 95% den höchsten Bekanntheitsgrad und mit 40% den höchsten Marktanteil hat klarerweise das AMA Gütesiegel, das für überprüfte, heimische Spitzenerzeugnisse steht.

Gesunde Ernährung auch mit Gesetzen forcieren
Ein weiterer Kernbereich der Arbeitsgruppe ist die gesunde Ernährung. So soll insbesondere in Schulen, Kantinen und Betriebsverpflegungen für wertvolle Lebensmittel wie Milch - etwa im Rahmen des Schulmilchprogramms - oder Obst und Gemüse geworben werden. Darüber hinaus werden auch neue Ansätze aus anderen Ländern diskutiert. So hat zum Beispiel Frankreich ein Gesetz erlassen, dem zufolge künftig auf allen Lebensmittel-Werbungen ein Hinweis angeführt werden muss, dass gesunde Ernährung wichtig ist. "Wir wollen auch in dieser Richtung Vorschläge machen", so Mikinovic. Dies könnte auch so weit gehen, Automaten für stark zuckerhältige Limonaden in Schulen oder Ähnliches per Gesetz verbieten zu lassen.

Exportoffensive in Drittländern weiterführen
Ferner wird sich die Arbeitsgruppe "Lebensmittel: Sicher. Echt. Regional" dafür aussprechen, die erfolgreiche Exportoffensive für heimische Qualitätsprodukte wieder zu verstärken. Laut Mikinovic sollen dabei speziell Märkte wie die Ukraine, Kroatien, die Balkanländer und Russland bearbeitet werden. "Ein Grund ist auch, dass es für derartige Marketingaktivitäten in Drittländern spezielle EU-Förderungen gibt", erklärte der AMA Marketing-Geschäftsführer.

Heimische Qualitätslebensmittel auch im Tourismus verankern
Übergeordnete Ziele der Arbeitsgruppe sind somit, das Vertrauen der Konsumenten in die von der heimischen Landwirtschaft produzierten Lebensmittel zu erhalten und noch zu vertiefen. Der Marktanteil österreichischer Ernährungsprodukte soll national und auch international gesteigert werden. "Wir haben mit den bestehenden Aktivitäten ein gutes Fundament, auf dem wir aufbauen wollen. Wir möchten aber sehr wohl auch eine Weiterentwicklung erreichen", so Mikinovic. Das zuvor angeführte Beispiel aus Frankreich zeige, dass mit Kreativität noch einiges auf die Schiene zu bringen sei.

Wie es in der Lebensmittel-Kette gelingen kann, stärkere Allianzen zwischen Bauern und Verarbeitern zu schmieden und schlussendlich einen faireren Anteil für die Landwirte zu erreichen, ist hingegen eher Thema des Moduls "Qualitätspartnerschaft - Wertschöpfung: Mehr Miteinander - mehr Qualität". Die weiteren sechs Module heißen "Zukunft GAP: Die Heimat im Herzen, Europa im Blick", "Ländliche Entwicklung LE 14 - 20: Wachstum braucht guten Boden", "Businessplan - Bildungsplan: Bildung säen, Erfolg ernten", "Ideenwerkstatt Zukunftsfeld Bauernhof: Unkonventionell. Fortschrittlich. Mutig.", "Neue Produktionsfelder: Chancen schaffen, Chancen nutzen" und "Verwaltungsvereinfachung: Bürokratie stutzen, Wachstum nutzen".

Erste Bilanz Ende August, Umsetzungsergebnisse bis Jahresende
Am Modul "Lebensmittel: Sicher. Echt. Regional" sind neben Experten der AMA Marketing auch Vertreter von Landwirtschaftskammer Österreich, Fachverband der Lebensmittelindustrie, Österreich Wein Marketing, Verein für Konsumentenschutz, Wirtschaftskammer Österreich (Tourismus und Gastronomie), Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und Bio Austria beteiligt. Eine erste Bilanz wird Ende August im Rahmen der Welser Messe gezogen, Umsetzungsergebnisse soll es bis Ende dieses Jahres geben.

Gleichzeitig auch EU-Anpassungen geplant
Hintergrund auf EU-Ebene ist darüber hinaus, dass es bis Ende 2010 erste Vorschläge zur Umsetzung des Grünbuchs zur Qualität von Agrarerzeugnissen geben soll. Darin sind unter anderem Leitlinien für Regelungen zur Qualitätszertifizierung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen angeführt. Für Ende 2010 beziehungsweise Anfang 2011 ist auch ein Vorschlag der EU-Kommission zur Änderung der Verordnung über geografische Ursprungsbezeichnungen geplant. 2010 oder 2011 soll es schließlich auch eine Verordnung bezüglich der Information der Verbraucher über Lebensmittel beziehungsweise neuartige Produkte geben.
     
zurück