Innsbruck (universität) - Als österreichweit erste Universität besitzt die Universität
Innsbruck seit 08.06. ein 5-Kanal-Messsystem für die zerstörungsfreie Untersuchung von potenziellen archälogischen
Fundplätzen. Das hochmoderne Gerät stellt mittels Magnetfeldmessungen menschliche Eingriffe im Boden
fest.
Erst messen, dann graben lautet die Devise in der modernen Archäologie: Die geophysikalische Untersuchung
des Bodens ist heute Voraussetzung für Grabungs- und Forschungsanträge. Bis dato wurden spezialisierte
externe Firmen von der Universität mit diesen Bodenuntersuchungen beauftragt. Dank eines von der Philosophisch-Historischen
Fakultät finanzierten geomagnetischen Messsystems können die Innsbrucker Archäologen und Grabungstechniker
diese Untersuchungen künftig selbst durchführen. Entsprechend groß ist die Freude bei den Wissenschaftlern.
„Wir müssen die kostspieligen Messungen nicht mehr in unsere Projekte miteinkalkulieren und können die
Mittel anderweitig einsetzen“, freut sich Priv.-Doz. Gerald Grabherr vom Institut für Archäologien, der
in der Neuerwerbung enorme Chancen für den Fachbereich sieht. „Wir haben das Personal im Haus und können
so viele Messungen durchführen, wie wir wollen. Das eröffnet uns viele Ausgrabungsplätze, die bisher
brach gelegen sind“, schwärmt er und fügt hinzu, dass er bereits Plätze in Tirol im Auge hat. Gekostet
hat das Gerät rund 25.000 Euro, eine Investition, die sich jedenfalls lohnt, wie er verdeutlicht. Das Messsystem
wird nämlich nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Lehre eingesetzt. „Wir beziehen es natürlich
auch in Ausbildung unserer Studiereden ein. Da wir die erste universitäre Institution sind, die über
ein derartiges geomagnetisches Messsystem verfügt, haben unsere Absolventen ein Wissenvorsprung“, so Grabherr,
der sich für den Erwerb engagiert hat.
Große Flächen effizient untersuchen
Für die sogenannte Prospektion von Ausgrabungsplätzen stehen den Archäologen mehrere Methoden
zu Verfügung. Neben geoelektrischen und Bodenradarmessungen nimmt die Geomagnetik eine zentrale Bedeutung
ein: Sie eignet sich am besten zur Vorabprospektion von großen Flächen. Bei der Durchführung der
Messung befindet sich das Messgerät auf einem Wagen und wird Streifen für Streifen über die zu untersuchende
Fläche geschoben. Das von der Universität Innsbruck erworbene System verfügt über fünf
Sonden und damit über eine sehr gute Auflösung. Es kann Anomalien im Magnetfeld bis in den Nano-Tessla
Bereich hinein registrieren und in Form einer zweidimensionalen Karte am Computer ausgeben. „Natürlich bedürfen
die Daten einer fachkundigen Interpretation“, erklärt Grabherr. Im Idealfall können mittels Geomagnetik
Straßen, Mauerreste oder auch andere Fundstücke entdeckt und lokalisiert werden, da über die Räder
auch Entfernungspunkte genau aufgezeichnet werden. „Das Gerät macht uns auch als Kooperationspartner sehr
interessant“, sagt Grabherr. „Wir hatten bereits im Vorfeld Anfragen aus dem In- und Ausland. Es werden sich also
sicher viele neue Möglichkeiten für uns auftun.“
Archäologie in Innsbruck
Mit der Übersiedelung der Altertumswissenschaften in das Atrium-Gebäude am Langen Weg entstand
2008 ein neuer Campus der Uni Innsbruck: das Zentrum für Alte Kulturen. Dieses beherbergt unter anderem die
großen archäologischen Fachbereiche Klassische Archäologie und provinzialrömische Archäologie,
Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie am Institut für Archäologien
und die Vorderasiatische Archäologie am Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik. |