MUSA-Startgalerie zeigt "wackelige" Symbole von Marlene Hausegger   

erstellt am
21. 06. 10

Eröffnung 24.6. ab 19.00 Uhr - Einleitende Worte durch Andreas Kristof von section.a - Künstlerin auch bei Triennale Linz
Wien (musa) - Die große Geste, das Dauerhafte, das Unübersehbare ist nicht das ihre. Marlene Hausegger, die ab 25.06. in der Startgalerie des Museums auf Abruf (MUSA) ausstellt, sucht für ihre Arbeiten andere Orte auf. Im französischen Montpellier, wo sie 2007 studierte, war es etwa ein trister Innenhof mit einer stark zurück geschnittenen Platane, der Hausegger eine leuchtend grüne Baumkrone aus Karton verpasste. In New York unterlief sie 2008 das Kunstverbot im Central Park mit einer riesengroßen Spiegelei-Picknickdecke, in Wien arrangierte sie auf einer Straße mit zehn Weihnachtsbäumen den Schriftzug "7 Grad Celsius".

In der aktuellen MUSA-Schau "Scenic World", der Titel stammt von der US-Musikband Beirut, wie Hausegger im Gespräch verrät, setzt sich die 25jährige Künstlerin ("Das ist schon so ein großes Wort, oder?") mit der Fragilität und Kulissenhaftigkeit scheinbar schwerer Symbole auseinander. Deutlich wird das in ihrer Arbeit "Flags", wo bunt-fröhliche wirkende Wimpel durch einen bewussten Konstruktionsfehler im Schaftbereich nur angelehnt stehen können. Gerade in Zeiten der laufenden Fußball-WM in Südafrika, wo Fahnen wieder einmal ihre symbolische Muskeln zeigen, gewinnt dieses Arbeit an besonderer Pointiertheit. Ein wackeliges Siegerpodest, dessen Basis abgerundet ist, wäre in der Schau ebenfalls zu nennen. Detto ihre Inszenierung von 2009 in den Wittmann-Räumlichkeiten am Karlsplatz, wo sie mit dem "Berg der Sieger" eine strahlend-bunte Bergspitze ins Schaufenster stellte, dessen Inneres jedoch hohl war. "Wie gewonnen, so zerronnen" nannte sie ihr dreiteilige Arbeit, die auch einen Videobeitrag im MUMOK beinhaltete.

Auch kostspielige Materialien vermeidet Hausgger konsequent. Dafür hat sie eine Blick für flüchtige Konstellationen und ein gutes Händchen für den passenden Moment: Am Donaukanal entwarf sie mithilfe eines gelben Tapeklebebandes ein an eine Kinderzeichnung erinnerndes Schiff, an einer Kaimauer zeichnete sie den Korpus eines enthaupteten Schimmels, dessen Pferdekopf eine Person trägt. Hausegger, die aktuell am Ende ihres Kunstpädagogik-Studiums angelangt und aktuell auch in der bis Ende September laufenden Triennale Linz im Lentos-Museum zu sehen ist, hat bereits erstaunlich viel in der Kunstwelt ausprobiert. Bereits 2006 publizierte sie mit Eva Engelbert, Tina Oberleitner und Roswitha Weingrill das Buch "Hier wird nur mit Liebe gekocht" (Folio Verlag), welches sich langer gemeinsamer Kochabende mit Familien im Gemeindebau Am Schöpfwerk verdankt. Das seinerzeitige Wiener Festwochen-Projekt findet - anders konzipiert und vom Kunstraum Niederösterreich initiiert - demnächst seine Fortsetzung mit dem Buch "Traiskirchen"(Metro Verlag, Erscheinungstermin: August 2010), in dem das vierköpfige Team ein ungewöhnliches Stadtporträt mitsamt Flüchtlingslager angefertigt hat. Ein Teil des Erlöses soll dem Aufbau einer Bibliothek im dortigen Flüchtlingslager dienen, so Hausegger.

In Leoben geboren, in Bruck an der Mur aufgewachsen, hat der "Bücherwurm" Hausegger schon früh einen etwas anderen Blick auf's Leben entwickelt. Dass dieser "andere Blick" auch ohne weltabgewandtem Missmut gelingt, beweist Hausegger mit einer Vielzahl ihrer Projekte, so auch in "Scenic World". In ihrer Arbeit "Eine Flucht/Fly" von heuer ist es eine Matratze auf halbverschneitem Kopfsteinpflaster, dem links und rechts zwei selbstgebastelte Ruder beigelegt sind. Afrikanische Flüchtlinge bei ihrer Übersetzung nach Italien? Hausegger will sich nicht festlegen, ihre immer naiv-klar gehaltenen Interventionen im sogenannten öffentlichen Raum - für KÖR hat sie noch nicht gearbeitet - bleiben jedenfalls in Erinnerung. Zumindest hier ist es mit der Flüchtigkeit vorbei.
     
Informationen:
http://www.mmhhh.com
http://www.triennalelinz.at
   
     
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