Freiburger Forscher entschlüsseln den Zusammenbau der Generatoren in den Kraftwerken der
Zelle
Freiburg (idw) - Wissenschaftler des Instituts für Biochemie und Molekularbiologie und des Sonderforschungsbereichs
746 der Universität Freiburg haben einen neuen Mechanismus entdeckt, der für den Aufbau und das Wachstum
von Mitochondrien, den so genannten Kraftwerken der Zelle, von zentraler Bedeutung ist. Diese Organellen machen
in der Nahrung gespeicherte Energie für die Zelle nutzbar. Die Generatoren in den zellulären Kraftwerken
sind biologische Membranen, die sich im Inneren der Mitochondrien befinden. Schon kleinste Fehler beim Aufbau der
inneren Mitochondrien-Membran können zu schwerwiegenden Stoffwechselstörungen führen, die vor allem
die energiehungrigen Muskel- und Nervenzellen in Mitleidenschaft ziehen.
Damit die zellulären Generatoren funktionieren können, müssen zahlreiche hoch spezialisierte Membranproteine
in die innere Mitochondrienmembran eingebaut werden. Diese Proteine werden überwiegend außerhalb der
Organellen synthetisiert und anschließend mit Hilfe von Protein-Translokasen importiert. Fundamentale Prozesse
wie dieser laufen in allen Organismen, vom Einzeller bis zum Menschen, nach denselben Prinzipien ab. Daher konnten
die Wissenschaftler für ihre Studie, die soeben in der renommierten Fachzeitschrift "Current Biology"
veröffentlicht wurde, Mitochondrien der Bäckerhefe als Modelsystem verwenden.
Die Freiburger Forscher untersuchten die Insertion einer Familie von Membranproteinen, die ABC Transporter genannt
werden und von großem pharmakologischem Interesse sind. Dabei machten sie die überraschende Entdeckung,
dass manche Segmente der Transporter von der Insertionsmaschinerie offenbar zunächst überlesen und vollständig
über die Membran transportiert werden. "Diese Fehler in der Membraninsertion werden anschließend
von einer anderen, stammesgeschichtlich sehr alten Translokase repariert", sagt Maria Bohnert, Doktorandin
und Stipendiatin des Boehringer-Ingelheim-Fonds. Somit konnte zum ersten Mal gezeigt werden, dass mindestens zwei
verschiedene Protein-Translokasen bei der Insertion kompliziert gebauter Proteine in die innere Mitochondrienmembran
eng zusammen arbeiten.
Mit der Aufklärung dieses gekoppelten Mechanismus der Membraninsertion konnten Projektleiter Dr. Martin van
der Laan und sein Team ein kontrovers diskutiertes wissenschaftliches Problem lösen und einen wichtigen Beitrag
zum Verständnis von Aufbau und Funktion der zellulären Kraftwerke leisten. Die gewonnenen Einsichten
können helfen die Mechanismen von Krankheiten aufzuklären, die durch Defekte in der Biogenese der Mitochondrien
entstehen.
Veröffentlichung: Current Biology: Cooperation of Stop-Transfer and Conservative Sorting Mechanims in Mitochondrial
Protein Transport. Maria Bohnert, Peter Rehling, Bernard Guiard, Johannes M. Herrmann, Nikolaus Pfanner und Martin
van der Laan. Published online: 17. Juni 2010. |