Wien (rk) - Am 18.06. wurde von Bürgermeister Dr. Michael Häupl im Beisein hoher und zahlreicher
Ehrengäste auch aus der Bundes- und Kommunalpolitik die neu gestaltete Verkehrsfläche am Schnittpunkt
1., Reichsratsstraße / Schmerlingplatz offiziell zum Leopold-Gratz-Platz benannt. Unter den Gästen befanden
sich auch Bundeskanzler Werner Faymann, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, Vizebürgermeister Michael
Ludwig, Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Landtagspräsident Harry Kopietz und Dompfarrer Toni Faber.
Auch die Familie Gratzs - allen voran Witwe Evelyn Gratz-Tauschitz - ,Freunde und Weggefährten nahmen an den
Feierlichkeiten teil.
Bürgermeister Häupl anlässlich der Platzbenennung über seinen bedeutenden Vorgänger: "Er
war ein großer Politiker und seine Verdienste sind unbestritten. Wien hat Leopold Gratz seine Internationalität
zu verdanken." Darüber hinaus sei er ein "väterlicher Freund" gewesen der stets Fröhlichkeit
verbreitete. "Wenn er den Raum betrat, ging die Sonne auf", so Häupl. Mit der Platzbenennung wolle
die Stadt nun "Danke sagen". Der Platz habe dazu einen symbolischen Bezug, da er in unmittelbarer Nähe
der Wirkungsstätten von Gratz liege - von Rathaus, Parlament und Ballhausplatz.
Brückenbauer und Grundsteinleger
Leopold Gratz (1929-2006) war von 1973-1984 Bürgermeister und Landeshauptmann der Stadt Wien. Darüber
hinaus war er Präsident des Nationalrats, Bundesminister für Unterricht, Bundesminister für Auswärtige
Angelegenheiten Bundesrat, Abgeordneter zum Nationalrat, SPÖ-Klubobmann, Landesparteivorsitzender der SPÖ
Wien und Zentralsekretär der SPÖ. Nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik blieb Gratz Mitglied
des Präsidiums der SPÖ Wien und Ehrenvorsitzender der SPÖ Kärnten.
Eines seiner Anliegen war es seine Heimatstadt Wien als international bedeutende Hauptstadt zu profilieren. So
war er etwa maßgeblich an der Entstehung des Standortes Wien für die UNO-City beteiligt. Auch für
die heute hoch gelobte und ausgezeichnete Lebensqualität der Stadt legte er bedeutende Grundsteine. So fallen
etwa in seine Amtszeit der Ausbau des Wiener U-Bahn-Netzes und der Bau des Wiener Allgemeinen Krankenhauses. Auch
gegen etliche Widerstände etablierte er die Donauinsel als öffentliches Naherholungsgebiet für alle
Wienerinnen und Wiener und war für die neue weltoffene Umgestaltung der Kärntner Straße verantwortlich,
die so zur eleganten Einkaufsstraße avancierte. Dass er oft seiner Zeit voraus war zeigte auch die Gründung
des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds zur Stärkung der Wiener Wirtschaft.
Zahlreiche humanitäre Projekte
Sein privater Einsatz für diverse humanitäre Projekte war in der Öffentlichkeit weniger
bekannt. Mit seiner offiziellen, ehrenamtlichen UNO-Tätigkeit als Präsident der "International Conference
on Kampuchea (ICK)" vertrat er etwa viele Jahre hindurch die Interessen von Landminenopfern. Papst Johannes
Paul II verlieh Gratz aufgrund seines Engagements den "Höchsten Silvesterorden" - eine der ehrenvollsten
Auszeichnungen des Vatikans.
Platz im Herzen
"Freunde und Weggefährten haben die Wahl des Leopold-Gratz-Platzes getroffen. Diese gemeinsame
Geste des Erinnerns steht für die Sozialdemokratische Gesinnung und ist dadurch eine ganz besondere Gabe der
Stadt Wien an meinen Ehemann. Er hat nun nicht nur einen Platz im Herzen vieler Wienerinnen und Wiener, sondern
auch einen Platz in seiner geliebten Stadt", bedankt sich die Witwe, Frau Evelyn Gratz-Tauschitz. |