Unterrichtsministerin Schmied in der Fragestunde des Nationalrats
Wien (pk) - Die Sitzung des Nationalrats am 17.06. wurde mit einer Fragestunde mit Unterrichtsministerin
Claudia SCHMIED eröffnet. Die Fragen der Abgeordneten bezogen sich sowohl auf grundsätzliche bildungspolitische
Themen als auch auf Details der Schul- und Bildungspolitik sowie der öffentlichen Büchereien und der
Museen.
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Abgeordneter Elmar MAYER (S): Was sind die Eckpunkte des bildungspolitischen Gesamtkonzepts?
Bildung sei der Schlüssel zum Erfolg, stellte Ministerin Claudia SCHMIED einleitend fest. Bildung müsse
aber auch einen wichtigen Beitrag zur Integration leisten, der Wohlstand Österreichs werde "in den Klassenzimmern
entschieden". Es gehe um Qualität und Leistung, um eine neue Aus- und Weiterbildung der LehrerInnen und
Lehrer – die Konzepte dafür würden Ende des Jahres vorliegen – und um eine Entwicklung der Schulverwaltung
in Richtung einer selbständigen und selbstverantwortlichen Schule. Bei ganztägigen Betreuungsformen brauche
es einen Plan, der ein Neu-Aufsetzen der Tagesbetreuung, eine Flexibilisierung der Öffnungszeiten und die
Kooperationen mit Partnern wie Vereinen und Musikschulen umfasse. Entsprechende Gespräche liefen derzeit sehr
intensiv. Jedenfalls solle es in jedem Bezirk ein ganztägiges Angebot geben. Im Herbst werde sie entsprechende
Pläne vorlegen, sagte Schmied. Auf schulische Probleme von Zuwandererkindern angesprochen, stellte die Ministerin
klar, dass die betroffenen Kinder vielfach aus sozial schwachen Familien kämen. Die Beherrschung der deutschen
Sprache sei der Schlüssel zum Bildungserfolg, weshalb zusätzliche Föderungen nötig seien.
Bezüglich der gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen sei es für Verhandlungen noch "zu
früh", sagte Schmied; sie erwarte in dieser Frage "die Position der ÖVP". Es sei aber
wichtig, die 320 Standorte derartiger Schulen ab Herbst in ganz Österreich nicht als Schulversuch, sondern
als "Bildungsbewegung" zu sehen. Auf eine Zusatzfrage betreffend Hochbegabtenförderung bekannte
sich die Ressortchefin zur Exzellenz, betonte aber auch, dass Spitzenleistungen eine breite Basis brauchten.
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Abgeordneter Werner AMON (V): Wann werden – unabhängig von den laufenden Versuchen zur neuen Reifeprüfung
– die erforderlichen Vorarbeiten für den Regelbetrieb der zentralen Reifeprüfung an den AHS, wie etwa
Leistungsprüfungsverordnung, Lehrplanverordnung, überarbeitete Schulbücher etc., abgeschlossen sein?
Es handle sich dabei um ein Großprojekt, sagte die MINISTERIN, und dieses Projekt brauche Kommunikation und
Information. Derzeit seien 280 AHS in die Erprobungsphase eingebunden. Als zentralen Punkt nannte Schmied die Einführung
von Bildungsstandards und, damit zusammenhängend, die Etablierung einer wertschätzenden Feedback-Kultur.
Eindeutig ablehnend steht die Ministerin der Einführung externer PrüferInnen gegenüber, LehrerInnen
müssten auch in Zukunft als Lehrende und Prüfende aktiv bleiben. In die Arbeit an Bildungsstandards seien
auch die Universitäten einbezogen, etwa hinsichtlich der Definition von Kompetenzniveaus in den Kernfächern.
Die neue Matura solle ein "Gütesiegel" sein. Auf eine Zusatzfrage nach der geplanten Form der Reifeprüfung
in den berufsbildenden Schulen teilte die Unterrichtsministerin mit, dass – analog zum Modell in den AHS – ein
Drei-Säulenmodell geplant sei: eine schriftliche Diplomarbeit, ein schriftlicher, standardisierter Bereich
mit Deutsch, lebender Fremdsprache und Mathematik sowie eine mündliche Prüfung mit Objektivierungselementen.
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Abgeordneter Walter ROSENKRANZ (F): Verfügen Sie bereits über Kostenschätzungen, welche zusätzlichen
Personalkosten durch die flächendeckende Überleitung des Schulversuchs "Neue Mittelschule"
in das Regelschulwesen entstehen würden?
Eine derartige Schätzung wäre leicht anzustellen, antwortete die UNTERRICHTSMINISTERIN, durch Multiplikation
der Klassen der Sekundarstufe 1 mit den sechs Stunden zusätzlich, man hätte damit die Gesamtkosten. Die
neue Mittelschule sei aber ein Modell auf dem Weg zur gemeinsamen Schule. Ein entsprechender Gesamtplan könne
erst erstellt werden, wenn in der Regierung grünes Licht gegeben worden sei. Dabei müsse auch der Erfolg
eingerechnet werden: Wegfallen des Sitzenbleibens, geringere Dropout-Zahlen der Sekundarstufe 2 infolge besser
gelingender Entscheidungen über Bildungszweig und Berufsentscheidung. Wenn Studien in anderen Ländern
Kostennachteile gegenüber dem alten Modell ergeben hätten, müsse das nicht auch schon für Österreich
gelten, betonte Schmied.
Auf Erfahrungswerte mit dem Modell der neuen Mittelschule angesprochen, stellte Ministerin SCHMIED fest, dass die
Nachfrage (über 600) derzeit größer sei als das Angebot (230 Schulen). Die Pflichtschulen zeigten
dabei größere Bereitschaft als die höheren Schulen. Zum Thema Differenzierung verwies die Ministerin
auf das Modell der "inneren Differenzierung", betonte aber insgesamt, dass es darum gehe, auch in der
Schule mit- und voneinander zu lernen. Einmal mehr setzte Schmied auf mehr Selbstverantwortung der Schulen. Ziele
seien Leistung und Qualität, nicht die bloße "Abschaffung des Sitzenbleibens".
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Abgeordneter Harald WALSER (G): Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die seit Jahren stabil hohe
Zahl an SchulabbrecherInnen endlich signifikant zu senken?
Deutsch sei der Schlüssel zum Bildungserfolg, betonte Ministerin SCHMIED einmal mehr, und dabei müsse
man möglichst früh – schon im Kindergarten – ansetzen und zusätzliche Förderungen vorsehen.
Dabei müssten auch die Eltern von Kindern mit Migrationshintergrund einbezogen werden. Auch die Beratung über
Bildungswege und Berufswahl müsse in der 7. und 8. Schulstufe erfolgen, um bewusste Entscheidungen zu ermöglichen.
Insgesamt brauche es bei bildungspolitischen Maßnahmen noch mehr Differenzierung, etwa auch hinsichtlich
Stadt und Land. Dem wachsenden Nachhilfebedarf möchte Schmied nicht durch Zwangsverpflichtungen von LehrerInnen
zur Gratis-Nachhilfe begegnen, sondern es gar nicht so weit kommen lassen. Schmied nannte auch in diesem Zusammenhang
die Stichworte
Bildungsstandards, Individualisierung und verbesserte Rückmeldekultur, die dazu führen sollten, dass
"die Kinder mit Interesse lernen".
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Abgeordnete Ursula HAUBNER (B): Wann werden Sie mit der Abschaffung der "verpolitisierten" Schulverwaltung,
wie etwa der Landes- und Bezirksschulräte, dafür sorgen, dass mehr Geld für besseren Unterricht
zugunsten der Schülerinnen und Schüler zur Verfügung steht?
Claudia SCHMIED legte Wert auf die Unterscheidung zwischen dem "Wünschbaren" und dem "Machbaren"
und erinnerte an den Föderalismus und den Finanzausgleich. Eine Ebene – die der Bezirksschulräte – sei
jedenfalls zu streichen; die Verhandlungen dazu sollten im Herbst beginnen. Die Ministerin bekannte sich zur Verwaltungsvereinfachung
an den Schulen und sprach sich dafür aus, bei den Schulstandorten anzusetzen: durch Qualifizierungsmaßnahmen
für SchulleiterInnen, Mitsprache der LeiterInnen bei der Auswahl von Lehrkräften, Schulentwicklung und
Rückmeldesysteme. Es gehe darum, die Schule als "lernendes System" zu etablieren, betonte Schmied.
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Abgeordnete Sonja ABLINGER (S): Welche Maßnahmen zur Stärkung der öffentlichen Büchereien
sind geplant?
Die MINISTERIN betonte, es gehe bei den 1.500 Büchereien um Qualitätsziele, um eine Neugestaltung der
Förderung durch Bund, Länder und Gemeinden und um eine Erhöhung der Förderung von 160.000 auf
500.000 €. Die in kürzester Zeit – seit April - eingelangten rund 250 Anträge zeigten das große
Interesse, bemerkte Schmied. Im Rahmen eines Kommunikationsplans würden potenzielle InteressentInnen u.a durch
Lesungen und AutorInnengespräche angesprochen, außerdem gebe es im Schulunterricht entsprechende Maßnahmen.
Bis zum Jahr 2013 sollte jede Schule eine Kunst- und Kulturpartnerschaft eingegangen sein, betonte Schmied.
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Abgeordnete Silvia FUHRMANN (V): Wie ist Ihre Position zum Konzept der Zusammenlegung des Völkerkunde-
und Volkskundemuseums in inhaltlicher, organisatorischer, personalrechtlicher und zeitlicher Hinsicht?
Sie stehe dem neuen Konzept positiv gegenüber, erklärte Ministerin SCHMIED, doch lägen noch keine
zur Umsetzung reifen Pläne vor. Es seien aber verschiedene Varianten in Auftrag gegeben. In einer Zusatzfrage
auf das Freiluftmuseum Stübing angesprochen, meinte die Ministerin, sie halte wenig von "Pflichtbesuchen"
von Schulklassen; der Bund sei bezüglich Stübing jedenfalls ein "stabiler Partner". Bei einer
Zusammenlegung des Völkerkunde- mit dem Volkskundemuseum gehe es gerade nicht um eine "Verschmelzung"
der beiden Museen, vielmehr sei gerade das Verbindende zwischen dem Fremden und dem Eigenen die Attraktion. Die
Vermittlung sei der zentrale Punkt, würden doch Museen insgesamt immer mehr zu Bildungsinstitutionen. |