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Hauptverband startet Testbetrieb für e-Medikation |
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Wechselwirkungen einfach, sicher und schnell vermeiden Wien (sv) - Mit einem hochkarätig besetzten Symposium hat der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger am 15.06. den Startschuss für das Projekt e-Medikation gesetzt. Zunächst werden in einem Pilotbetrieb in drei Regionen (Reutte/Zams, Wels-Grieskirchen, Wien-Donaustadt) Ärzte, Apotheken, Spitäler und Patienten freiwillig teilnehmen: Dabei wird erprobt, wie der online-Check von verschriebenen Arzneimitteln auf Wechselwirkungen mit rezeptfreien Arzneimitteln, die der betroffene Patient einnimmt, in der Praxis funktioniert. Ziel ist es, nach erfolgreichem Testbetrieb das System auf ganz Österreich auszudehnen und mittelfristig die Zahl von gesundheitlichen Schäden durch unerkannte Wechselwirkungen spürbar zu vermindern. Die technische Basis dafür bildet das hoch sichere e-card-System, wobei die persönlichen Arzneimitteldaten nicht auf der e-card selbst, sondern in einem Arzneimittelkonto gespeichert werden. Die e-card selbst dient dabei als Zugangs-Schlüssel zu den Arzneimitteldaten des Patienten. Dieses Ziel, modernste Technologie im Interesse der Versicherten einzusetzen, zog sich als roter Faden durch die Statements der Referenten aus den unterschiedlichsten eingebundenen Fachgebieten. Dr. Hans Jörg Schelling, Vorsitzender des Verbandsvorstandes im Hauptverband: "Es geht nicht darum, Ängste zu schüren oder zu verunsichern. Sondern es geht darum, möglichst jedes Restrisiko in Sachen Wechselwirkungen auszuschalten. e-Medikation ist ein Service, das im Zusammenspiel mit Arzt-, Krankenhaus- oder Apothekensoftware Prüfungen von Verschreibungen auf mögliche Wechselwirkungen und Mehrfachverordnungen erlaubt. Prüfungen sind dabei binnen Sekunden und österreichweit mit einem einheitlichen Ergebnis möglich. Und diese Prüfungen auf Wechselwirkungen und Mehrfachverordnungen erfolgen - entsprechend den Vorgaben für die Verarbeitung von sensiblen Daten - sicher, weil sie nicht über das Internet erfolgen, sondern über das sichere und nur für berechtigte Teilnehmer nutzbare Gesundheitsinformationsnetz. Mit der Einführung des e-card-Systems hat sich der Hauptverband auch öffentlich sichtbar als Motor des österreichischen Gesundheitswesens gezeigt. Diese Rolle wollen wir weiterhin einnehmen - im Interesse der Versicherten und damit der gesamten Gesellschaft." DI Volker Schörghofer, Generaldirektor-Stv. Im Hauptverband, zuständig für die e-card und ihre Anwendungen, erklärte in seinem Referat: "e-Medikation beschränkt sich nicht nur auf die Prüfung von Wechselwirkungen und Mehrfachverordnungen. Zum ersten Mal wird es möglich sein, über die Medikationsliste Ärzten, Apothekern und Krankenanstalten fächerübergreifend gezielte Informationen über den "Medikamentencocktail" eines Patienten zur Verfügung zu stellen. Das ist besonders wichtig für die Aufnahme im Spital, bei Erstkonsultationen und somit ein wichtiger Schritt in Richtung Verbesserung der Schnittstellenproblematik." Mag. pharm. Martina Anditsch, klinische Pharmazeutin im Wiener Donauspital: "Die Arzneimitteltherapie, vor allem des alten multimorbiden Patienten, wird immer komplexer. Durch die gleichzeitige Verabreichung von mehr als fünf verschiedenen Medikamenten steigt die Gefahr für klinisch relevante unerwünschte Arzneimittelreaktionen , die nicht selten zu teuren Spitalsaufenthalten führen, potentiell an. Unter Berücksichtigung patientenindividueller Faktoren müssen Fakten aus der Literatur, klinische Studien und therapeutische Erfahrungen bewertet werden, um eine sichere Therapie für jeden einzelnen zu gewährleisten. Unter Zuhilfenahme optimierter Informationsquellen (Datenbanken) kann nur durch eine intensive, sich ergänzende Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker, sowohl im Spital als auch im niedergelassenen Bereich diese komplexe Herausforderung bewältigt werden. In erster Linie dient das den Patienten, in zweiter Linie aber auch der Ökonomie." Aus Sicht der Spitalsärzte stellte Dr. Jochen Schuler, Oberarzt an der Universitätsklinik Salzburg, fest: "e-Medikation ist ein wichtiges, neues Werkzeug, um die Arzneimitteltherapie transparenter und sicherer zu machen. Dieses Werkzeug steckt jedoch größtenteils noch in den Kinderschuhen und es wird eigene Nebenwirkungen produzieren. Ob e-Medikation daher eine nachhaltige Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit bewirkt, muss sich erst erweisen. Bei allem berechtigten Optimismus darf auf keinen Fall vergessen werden, dass es andere, weniger technologische Werkzeuge gibt, die unbedingt weiterentwickelt werden müssen. In erster Linie sei hier das informative Gespräch zwischen Arzt und Patient genannt und die Zeit, die hierfür zur Verfügung steht." Seitens der Österreichischen Ärztekammer ergänzte deren Vizepräsident Dr. Artur Wechselberger: "Die Art der Lösungen zur Anwenderfreundlichkeit in Arztpraxen, Krankenhäusern und Apotheken aber auch der noch offenen Fragen zur Finanzierung, der Haftung und nicht zuletzt zum Datenschutz - einschließlich des Berechtigungsregelwerkes und der Löschung nicht mehr benötigter Medikationsdaten - stellen kritische Erfolgsfaktoren zum Gelingen des e-Medikationsprojektes dar." Für die Patienten stellte der niederösterreichische Patientenanwalt Dr. Gerald Bachinger dem Anliegen und dem geplanten Vorgehen ein grundsätzlich positives Zeugnis aus: "Die neu konzipierte e-Medikation ermöglicht eine Zusammenführung der bestehenden Informationsmosaiksteinchen zu einem Gesamtbild der Medikationssituation durch Vernetzung der einzelnen Gesundheitsdienstleister wie Allgemeinärzte, Fachärzte, Apotheker und Krankenanstalten. Ein Eckpunkt des Projektes ist ebenso, dass die Teilnahme für Patienten freiwillig und auch kostenlos möglich ist." Auch Dr. Wolfgang Gerold, Leiter der Stabsstelle Medizinökonomie und Pharmazie im Wiener Krankenanstaltenverbund ist optimistisch: "Es ist eine großartige Leistung des österreichischen Gesundheitswesens mit der politischen Einigung auf das erste Stück ELGA, der e-Medikation, der österreichischen Bevölkerung freiwillig zu ermöglichen, die individuelle medikamentöse Therapie durch den elektronischen Zugriff für die Gesundheitsberufe sicherer und letztlich auch kosteneffizienter zu machen. Unterstützt wird dies durch ein zu schaffendes multiprofessionelles Fachgremium, das mögliche Wechselwirkungen auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse bewertet und die Ergebnisse über die e-Medikation allen Beteiligten zugänglich macht". Seitens der ELGA GmbH sieht Geschäftsführerin Dr. Susanne Herbek in e-Medikation einen ersten Schritt in Richtung Elektronischer Gesundheitsakt: "Die Pilotierung der e-Medikation ist die erste Pilotierung einer ELGA-Anwendung: Relevante - mitunter lebenswichtige - Informationen zur medikamentösen Therapie der Patienten werden systematisch, zeit- und ortsunabhängig und zielgerichtet auf elektronischem Weg allen behandelnden Gesundheitseinrichtungen zur Verfügung gestellt." Die Sozialversicherung garantiert unabhängig von Alter, Einkommen, sozialer Herkunft und Bildung hochwertige Gesundheitsversorgung und eine sichere Pensionsvorsorge. Aktuell sind rund 8,2 Millionen Menschen anspruchsberechtigt (Versicherte und mitversicherte Angehörige). Der Behandlungsanspruch aus der Krankenversicherung wird beim Mediziner durch das e-card-System angezeigt: Die e-card als Schlüsselkarte enthält keine medizinischen Daten, ermöglicht dem Arzt aber die Überprüfung des Versicherungsstatus eines Patienten und die Nutzung weiterer Services. Der Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger ist das organisatorische Dach über der solidarischen Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung Österreichs. |
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Informationen: http://www.sozialversicherung.at | ||
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