Debatte über die Pensionen  

erstellt am
15. 06. 10

 Blecha: Österreichs Pensionssystem ist sicher
Brauchen Anreize und Modelle für längeren Verbleib im Erwerbsleben - Strikt gegen Einfrieren der Pensionen
Wien (sk/öpv) - PVÖ-Präsident Karl Blecha stellte am 14.06. im Zuge der aktuellen Pensionsdebatte klar, dass er strikt gegen eine Anhebung des Pensionsantrittsalters sei, da "es geradezu verrückt ist, über eine Anhebung zu diskutieren, wenn 50-Jährige, die ihre Arbeit verlieren, keinen neuen Job finden". Eine Anhebung wäre nichts anderes als eine "Pensionskürzungsaktion", vielmehr sei es sinnvoll, Anreize und Modelle für ein längeres Verbleiben im Erwerbsleben, für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, zu schaffen.

Blecha betonte, dass man Firmen Anreize geben müsse, das Potential älterer Arbeitnehmer zu nutzen. Hier verwies der PVÖ-Präsident auf die Vorbildfunktion skandinavischer Länder, in denen ca. 70 Prozent der über 55-Jährigen, in der Schweiz sind es 71 Prozent, noch im Erwerbsleben stehen würden, wobei es in Österreich nur knapp 40 Prozent seien. "Hier gilt es, den Hebel anzusetzen, um das tatsächliche Pensionsalter an das Regelpensionsalter anzunähern", so der PVÖ-Präsident.

Die heute veröffentlichten Aussagen einzelner Experten aus dem OECD-Bereich wolle Blecha nicht überbewerten. Erst im Vorjahr gab es falsche Zahlen. "Die Korrektur der OECD-Studie zeigte dann, dass Österreichs Pensionssystem das zweitsicherste in Europa ist", betonte PVÖ-Präsident Karl Blecha.

Laut Blecha brauche es noch heuer Reformen der Schwerarbeiter- und Invaliditätspension. Hier habe er, so Blecha, "vollstes Vertrauen in Sozialminister Rudolf Hundstorfer", der bereits einen "sehr guten Vorschlag" zur Neuregelung der Invaliditätspension vorgelegt habe. In der Frage der Hacklerregelung sprach sich Blecha für eine "vernünftige, sozial verträgliche Lösung" für die Zeit nach 2013 aus. Trotz der momentanen Finanz- und Wirtschaftskrise seien die Pensionen in Österreich gesichert, so Blecha, der sich erneut deutlich gegen ein Einfrieren der Pensionen aussprach, da dies "alle konjunkturbelebenden Maßnahmen gewaltig schwächen" würde.

 

Khol: Dankbar für Klarstellungen des OECD-Experten
Jetzt "Hacklerregelung neu", Invaliditätspension, Privilegien bei Ländern und ÖBB sowie "Belohnungsmodell" angehen
Wien (ösb) - "Wir sind dankbar für die heutigen Klarstellungen des OECD-Pensionsexperten. Österreich hat ein gutes und sicheres Pensionssystem. Probleme bereiten jedoch die Sonderformen, was angesichts des Einbruchs bei den Pensionsbeiträgen aufgrund der Finanzkrisen eben schneller zum Tragen kommt. Die Reformen müssen daher jetzt sofort angegangen werden und müssen bis Jahresende umgesetzt werden", erklärt Dr. Andreas Khol, Bundesobmann des Österreichischen Seniorenbundes anlässlich der neuerlich entfachten Pensionsdebatten.

"Wir alle wissen, wo es hakt: Die Hacklerregelung muss - wie im Regierungsprogramm vorgeschrieben - auf finanzierbare neue Beine gestellt werden, zur Invaliditätspension gibt's einen guten Vorschlag vom Sozialminister (erst Reha, dann Wiedereinstellungsversuch, erst dann Pension), der halt auch umgesetzt werden muss. Bei den Privilegien der Länderpensionen und bei den viel zu niedrigen Antrittsaltern bei den ÖBB muss nun auch endlich umgedacht werden. Solche Privilegien können und wollen wir uns nicht mehr leisten. Sie belasten die Steuerzahler/innen und das Pensionssystem über Gebühr", so Khol zu den allseits anerkannten Schwachstellen des Systems, deren Beseitigung lt. Khol nicht mehr aufgeschoben werden dürften.

"Darüber hinaus muss es gelingen, das faktische Antrittsalter schnell an das gesetzliche Pensionsantrittsalter heranzuführen. Die Erhöhung um nur ein Jahr würde mehr Geld ins System bringen, als der Sozialminister 2011 im Pensions-Bereich einzusparen hat. Wir haben dazu das "Seniorenbund-Belohnungsmodell" schon im Februar vorgeschlagen. Mittlerweile wird ein solches Anreizsystem auch von der Wirtschaft unterstützt. Also: Modell umsetzten und damit das gesamte Pensionssystem noch besser schützen", fordert Khol die Umsetzung weiterer Maßnahmen dringend ein.

Abschließend berichtigt Khol die Zahlen: "Selbst wir heute 4,3 Mrd Euro als Staatszuschuss bei den gesetzlichen Pensionen verzeichnen, so sind dies nur rund 22% des Pensionsaufwandes für alle gesetzlichen Pensionen bzw 15,6% für alle ASVG-Pensionen - weit unter jenen 33,33% die bei Gründung des Pensionssystems geplant gewesen waren. So oder so kein Grund zur Panik - besonders, wenn die angesprochenen Reformen endlich umgesetzt werden."

 

Neubauer/Tiefenbacher: Panikmache zum Pensionssystem ist unangebracht
"Pünktlich auf die Sekunde - wie jedes Jahr - wird das österreichische Pensionssystem von selbsternannten Pensions-Fachexperten verunglimpft!"
Wien (ösr) - "'Alle Jahre wieder', könnte man sagen, wird von selbsternannten Pensions-Fachexperten - rechtzeitig vor der Debatte um die Anpassung der jährlichen Pensionen - die unwürdige Debatte um unser Pensionssystem geführt", stellten die Vertreter des freiheitlichen Österreichischen Seniorenringes Dr. Edwin Tiefenbacher und NAbg. Werner Neubauer fest.

"Entgegen der Meinung von SPÖVP, Vertretern der Jungen Wirtschaft und Vertretern der OECD, halten wir daran fest, dass die 'Hacklerregelung' über das Jahr 2013 hinaus verlängert werden soll, aber eingeschränkt auf den Personenkreis, der unter die Regelung betreffend 'Schwerarbeit für die Pensionen' fällt", betonte Tiefenbacher. Falsch sei auch, dass der Anstieg bei den tatsächlich gewährten Invaliditätspensionen steigen solle, im Gegenteil, sei hier eine rückläufige Tendenz festzustellen. "Auch der Vorwurf, dass der Pensionszuschuss des Bundes innerhalb eines Jahres von 2,3 Mrd. auf 4,3 Mrd. gestiegen bzw. angewachsen sei, ist ebenfalls als unrichtig zu qualifizieren, da die Summe der tatsächlich ausbezahlten Pensionen einen Deckungsgrad von 92% in Folge der eingegangenen Pensionsbeiträgen aufweist", so Tiefenbacher.

Natürlich bedürfe jedes System auch Reformen und diese müssten auch in entschiedener Form auch angegangen werden. Die Diskussion müsse aber seriös geführt werden und dürfe "auf keinen Fall auf dem Rücken jener ausgetragen werden, die weder für die Finanzkrise verantwortlich sind, oder für das politische Versagen unfähiger Politiker verantwortlich zeichnen: die Pensionisten. Solange es jedoch die derzeitige Bundesregierung nicht schafft, die nachlässigen Bundesländer bzw. die ÖBB an das faktische, gesetzliche Pensionsantrittsalter heranzuführen, wird man mit uns Freiheitlichen über eine Anhebung des Pensionsantrittsalters nicht in Verhandlungen treten können", so Neubauer.

"Eine Panikmache zum Pensionssystem ist unangebracht, weil Österreich mit einem derzeitigen Aufwand von 22% für alle gesetzlichen Pensionen weit unter jenen 33,33% liegt, die bei der Einführung des Pensionssystems geplant gewesen waren", so Neubauer und Tiefenbacher abschließend.

 

 Kurz: Pensionssystem droht zu kollabieren
"Flexipension" kann gegensteuern – Junge ÖVP begrüßt das Modell des Management Clubs
Wien (övp-pd) - "Der Status Quo im österreichischen Pensionssystems zeigt ganz klar den Handlungsbedarf auf: 70 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind vor dem gesetzlichen Pensionsalter im Ruhestand und der staatliche Zuschussbedarf ist bereits in Milliardenhöhe", beschreibt Sebastian Kurz, Bundesobmann der Jungen ÖVP, die Situation unseres, ins Wanken geratenen, Pensionssystems.

Das Modell des Management Clubs enthält aus Sicht der Jungen ÖVP viele richtige Maßnahmen: Ein Pensionskonto - jeder sieht wie viel er eingezahlt hat und wie viel Pension es gäbe, und eine neue Regelung in Bezug auf das Pensionsantrittalter - die Pension kann angetreten werden, wenn die Einzahlungen die Mindestpension ermöglichen. "Mit diesem Modell könnten die Pensionen ab 2030 erstmals vollständig durchfinanziert sein - Grund genug um darüber zu diskutieren", befürwortet Sebastian Kurz den Vorschlag des Management Clubs.

In Zukunft wird uns das Pensionssystem vor noch mehr Herausforderungen stellen. Die Lebenserwartung der Österreicher steigt jährlich um drei Monate. Wird nicht bald gehandelt, wird der staatliche Zuschussbedarf bis zum Jahr 2014 15,8 Milliarden Euro ausmachen. OECD-Analyst Christopher Prinz spricht davon, dass das System in wenigen Jahren zu kollabieren drohe und auch die Hacklerregelung daran schuld sei. "Wir fordern schon seit langem das Ende mit 2013 - es ist höchste Zeit, aktiv zu werden", unterstreicht Kurz abschließend.

 

Kickl: Kommende NR-Sitzungen stehen unter dem Zeichen des sozialen Versagens von SPÖ und ÖVP
Nicht einmal Diskussion zu sinnvollen Schutzmaßnahmen die soziale Sicherheit betreffend steht zur Debatte - Morgen: FPÖ-Dringliche an Hundstorfer
Wien (fpd) - In einer Vorschau auf die kommenden Plenartage des Nationalrates hielt FPÖ-Generalsekretär NAbg. Herbert Kickl am 15.06. in einer Pressekonferenz zunächst einmal fest, dass diese "Plenarwoche" wieder einmal aufgrund der von SPÖ und ÖVP dürftig gebotenen Inhalte sehr kurz - nämlich zwei Tage - ausfallen würde. Er prangerte die Inaktivität der Bundesregierung angesichts der anhaltenden Krise massiv an, diese würde den aktuellen Erfordernissen an ausreichenden Inhalten - was auch an den Ausschuss-Fahrplänen ersichtlich sei - schon lange nicht mehr entsprechend nachkommen. "Die Krise findet statt und die rot-schwarze Regierung liefert eine Null-Nummer", so Kickl.

Auch diese Woche müsse, so Kickl, das Parlament wieder für unüberlegte Husch-Pfusch-Aktionen herhalten. Er erinnerte in diesem Zusammenhang an den Euro-Schutz-Schirm, der ja de facto nichts anderes als eine gigantische Umverteilungsaktion von Arm nach Reich darstelle. In der jetzigen Phase handle es sich angesichts der Nicht-Einigung der Bundesregierung bei Mindestsicherung und Transparenzdatenbank um eine entbehrliche gegenseitige Blockade im Bereich der Armutsbekämpfung. Es sei dramatisch, dass hier bereits das nächste Pfusch-Projekt programmiert sei. Man sei seitens der Regierung nicht bereit, bei diesen Themen in die Substanz zu gehen - und das nur, um die jeweils eigene Klientel zu schützen, was Kickl als äußert doppelzüngig bezeichnete. Immerhin werde nicht einmal die Enquete zur Transparenzdatenbank behandelt. "Der Kuhhandel im Hintergrund verhindert eindeutig die Debatte." Was sinnvolle Schutzmaßnahmen die soziale Sicherheit betreffend anbelangt, ortet Kickl einen Stillstand. Sozial- und arbeitsmarktpoltisch gehe "nichts weiter" - und offenkundig werde auch der Diskurs aktiv verhindert. Die FPÖ werde morgen jedenfalls aufgrund der Bankrotterklärung der Lösungskompetenz der Bundesregierung in der Krise eine dringliche Anfrage an Sozialminister Hundstorfer stellen. "Wir werden in allen heiklen und sensiblen Punkten, wo Gefahr für die soziale Sicherheit besteht, dem Minister auf den Zahn fühlen", kündigte Kickl an. Die SPÖ, als selbsternannte "Partei des sozialen Gewissens", habe in allen Punkten versagt, deshalb steht in den kommenden Tagen ja auch nichts auf der Tagesordnung des Nationalrates", so Kickl. Wesentliche Fragen an Hundstorfer werden auf jeden Fall die Arbeitsmarktöffnung, die Sicherung des Pensionssystems, die Schwachstellen bei der Mindestsicherung und die Kostenwahrheit bei der Zuwanderung betreffen.

 

Haubner: Statt kosmetischer Korrekturen Pensionskonto umsetzen
Schluss mit den Privilegien-Pensionen
Wien (bzö) -BZÖ-Sozialsprecherin Abg. Ursula Haubner verlangt angesichts der Debatte rund um das Pensionssystem eine "Gesamtreform des Pensionssystems statt kosmetischer Korrekturen". Haubner verlangt, dass das BZÖ-Modell eines Pensionskontos eingeführt wird und lehnt die Koppelung von Alters- und Arbeitsjahren ab. "Jeder soll selbst entscheiden können, wann und mit welcher Pension er in Pension geht", so Haubner. Das BZÖ-Pensionskonto sei transparent und gebe klare Auskunft, wie viel Pensionsanspruch bereits "erarbeitet" wurde.

Vor einer neuerlichen Diskussion über die Hacklerregelung ist es für Haubner hoch an der Zeit, die Privilegien bei Firmenpensionen zu durchforsten und abzustellen. "Solange bei den ÖBB und bei der Nationalbank dermaßen locker mit den Steuergeldern Schindluder getrieben wird, darf die Hacklerregelung nicht geändert werden", mahnt Haubner. "45 Jahre sind genug!" sei unverändert die Devise.

Zunächst müsse mit den "Privilegien-Pensionen" aufgeräumt werden. Herzstück des BZÖ-Modells ist ein Pensionskonto. "Ein transparentes Einzahlungskonto für jeden Anspruchsberechtigten. Jeder sieht am Ende des Jahres Einzahlungen, Ansprüche und wann und mit welchen Bezügen er in Pension gehen kann", erklärt Haubner. Kindererziehungszeiten und Schwerarbeit müssten dabei entsprechend berücksichtigt werden. Damit könne jeder Arbeitnehmer den Antritt selbst gestalten, nach dem Prinzip: "Selbstbestimmung jedes Einzelnen."

 

 Öllinger: OECD stellt fest: Der Winter ist kalt. Und vergisst: Der Sommer kommt
Beschäftigungsoffensive und gesündere Arbeitsplätze statt Beschwörung der Pensionsapokalypse nötig
Wien (grüne) - "Im Winter ist es kalt. Bei hoher Arbeitslosigkeit sinken die Beitragszahlungen zur Pensionsversicherung. Keine besonders wegweisenden Erkenntnisse, die uns Christopher Prinz von der OECD heute beschert hat", meint Karl Öllinger. "Seltsamerweise hat er vergessen, hinzuzufügen, dass nach dem Winter wieder ein Sommer kommt. Sollte es nämlich wirklich so sein, dass die Beiträge zur Sozialversicherung auf Grund der hohen Arbeitslosigkeit für alle Zukunft so niedrig bleiben, dann haben wir zuallererst kein Pensionsproblem, sondern ein riesiges Armutsproblem", so Öllinger.

Die Prinz'schen Rezepte gegen die Kostensteigerungen im Pensionssystem sind nicht nur geschmacklich höchst fraglich, sondern vor allen gesundheitlich: "Die Erhöhung des Pensionsantrittsalters führt nicht in erster Linie zu späteren Pensionsantritten, sondern zu niedrigeren Pensionen. Und selbst wenn es zu einem höheren Pensionsantrittsalter führen würde, würde dies zu Lasten junger Menschen gehen, denen der Zugang zum Arbeitsmarkt umso länger versperrt wäre." Und wer den Zugang zur Invaliditätspension versperren möchte, vergisst zu erwähnen, dass I-PensionistInnen um fast zehn Jahre kürzer leben als Menschen mit einer normalen Alterspension. "Diesen Menschen, denen zehn Jahre ihres Lebens gestohlen wurden, Missbrauch des Pensionssystems vorzuwerfen, ist unsachlich und bösartig", so Öllinger.

"Wie man es dreht und wendet: Der Kostenanstieg im Pensionssystem verlangt beschäftigungspolitische Offensiven, gesündere Arbeitsplätze, Reduktion von Stress und Arbeitsdruck. Wer die Pensionsapokalypse beschwört und auf scharfe Einschnitte setzt, bekommt die Apokalypse, die er herbeibetet", warnt Öllinger.

 

 Leitl: 4 Jahre länger arbeiten sichert Pensionssystem
OECD bestätigt Notwendigkeit dringender Reformen -Erhöhung des faktischen Pensionsalters auf 62 Jahre wie in Schweden würde Pensionszuschuss unnötig machen
Wien (pwk) -"Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Wie nun auch die OECD bestätigt, führt kein Weg an einer echten Pensionsreform in Österreich vorbei", fordert Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), eine rasche und nachhaltige Pensionsreform. "Die Österreicherinnen und Österreicher werden immer älter und gehen zugleich immer früher in Pension. Das kann sich nicht ausgehen, wie auch der rasant steigende staatliche Pensionszuschuss deutlich zeigt. Ohne Gegenmaßnahmen drohe dem Pensionssystem schon in wenigen Jahren die Unfinanzierbarkeit. "Das sagen viele Experten", so Leitl.

Gefordert sei ein Bündel an Maßnahmen, die nun rasch umgesetzt werden müssen, um das Vertrauen der Menschen nach der Wirtschaftskrise nicht noch weiter zu strapazieren. Allein wenn Österreich es schaffe, so wie Schweden das faktische Pensionsantrittsalter auf 62 Jahre zu erhöhen, würde das Pensionskosten von 5 Milliarden Euro sparen, rechnet Leitl vor. "Der milliardenschwere staatliche Pensionszuschuss wäre dann nicht mehr notwendig."

Die Schweden bleiben im Vergleich zu den Österreichern vier Jahre länger im Erwerbsleben. Der Grund sind Anreize für Arbeitnehmer durch kräftige Zu- und Abschläge im Pensionssystem zu bleiben. "Ein solches System von spürbaren Zu- und Abschlägen muss es auch in Österreich geben", fordert der Wirtschaftskammer-Präsident. Dazu müssten alle - Politik, Arbeitnehmer und Unternehmen - umdenken, weil die österreichische Frühpensionsunkultur nicht mehr finanzierbar sei.Auch müsse die sogenannte Hacklerregelung, die im Herbst 2008 bis 2013 verlängert wurde, dringend auslaufen. "Die Hacklerregelung hat wenig mit Hacklern zu tun. Je schneller dieses Scheunentor in die Frühpension geschlossen wird, desto besser", so Leitl. Um die Zahl der Neuzugänge in die Invaliditätspension mittelfristig zu verringern, sollen Menschen mit gesundheitlichen Problemen rehabilitiert und wieder in Beschäftigung gebracht werden. Und last but not least müsse das Pensionssystem nachhaltig und langfristig abgesichert werden. Leitl: "Wenn die Lebenserwartung stärker steigt als die Prognosen, muss auch das System entsprechend angepasst werden."

Rasches Handeln sei das Gebot der Stunde, warnt der WKÖ-Präsident abschließend: "Es ist fünf vor Zwölf. Wenn die Politik nicht umgehend, mutig und konsequent handelt, setzt sie bewusst die Altersvorsorge unserer Jugend aufs Spiel."

 

Achitz: Nur öffentliche Pensionen sind sicher
Menschen sollen verunsichert und den privaten Pensionsversicherern in die Arme getrieben werden
Wien (ögb) - "Mit dem Krankjammern des Pensionssystems sollen die Menschen verunsichert werden. Offenbar will man sie den privaten Pensionsversicherern in die Arme treiben", kritisiert Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. Doch das öffentliche Umlagesystem ist immer noch das einzige sichere System der Altersversorgung, "und das einzige, das auch sozial ausgleicht, weil zum Beispiel die Kindererziehungszeiten berücksichtigt werden. Wie sicher private Versicherungspensionen sind, sollte in den vergangenen Jahren endgültig allen klar geworden sein: Kürzungen um bis zu 50 Prozent sprechen eine klare Sprache", so Achitz.

Eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters hätte in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation auch massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die Massenarbeitslosigkeit würde weiter ansteigen - und das verursacht dem Staat Kosten, die man berücksichtigen muss, wenn man schon meint, dass der staatliche Zuschuss zu den Pensionen sinken müsste.

Wer will, dass die Menschen später in Pension gehen, muss zuerst dafür sorgen, dass sie auch länger arbeiten können. Das heißt: Arbeitsplätze schaffen, und die Arbeitsplätze so gestalten, dass die Menschen auch arbeitsfähig bleiben und nicht aus Gesundheitsgründen vorzeitig in Pension gehen müssen. Die Wirtschaft müsse auch älteren ArbeiterInnen und Angestellten eine Chance geben und diese nicht bei erstbesten Gelegenheit durch jüngere ersetzen.

Die ArbeitnehmerInnen zahlen sich ihre Pensionen ohnehin zu einem großen Teil selbst, der Staat muss in Summe nur 17,25 Prozent von den gesamten Pensionskosten zuschießen. Für die Gewerbetreibenden muss der Staat schon 51,63 Prozent zuzahlen. Die Bauern zahlen ihre Pensionen nur zu einem ganz geringen Teil selbst, hier muss der Staat mit 81,03 Prozent einspringen.

Nur öffentliche Pensionen bieten sozialen Ausgleich
"Das öffentliche Pensionssystem ist die einzige Säule, die soziale Gerechtigkeit bringt, denn man sammelt auch Versicherungsmonate, wenn man krank, arbeitslos oder in Karenz ist - ohne dass man dafür Beiträge bezahlen muss. Alle privaten Vorsorgen verlangen dafür hohe Extraprämien." Außerdem gibt es bei den Privaten keinerlei sozialen Ausgleich in Form einer Ausgleichszulage (also keine Mindestpension). Vor allem Frauenpensionen würden ohne sozialen Ausgleich noch niedriger sein als derzeit. Achitz: "Die Diskussion um angeblich unfinanzierbare Pensionen nützt nur den Reichen - und den privaten Pensionsversicherungen. Der ÖGB wird sich daher für den Erhalt unseres Pensionssystems einsetzen."

Der ÖGB fordert sichere Pensionen:

  • Sicherung des Umlage-Pensionssystems
  • Gerechtes System für alle Pensionsarten: gleiche Beiträge für alle
  • unbefristete Regelung für Menschen, die 45 bzw. 40 Jahre Beiträge geleistet haben
  • Reform von Schwerarbeits-, Invaliditäts- und Berufsunfähigkeitspension
  • Arbeitslosengeld bis zum Regelpensionsalter statt vorzeitigen Pensionsantritt ermöglichen
  • Pensionskassen: garantierter Mindestertrag
  • Wahl- und Wechselmöglichkeit zwischen Pensionskassen

 

 

 

 Haubner: Länger Arbeiten muss sich lohnen
Richtige Anreize setzen und Menschen länger in Beschäftigung halten
Wien (bzö) - Die Wirtschaftskrise hat deutlich negative Auswirkungen auf das Pensionssystem in Österreich. Die Beitragseinnahmen sinken, der notwendige Zuschuss aus dem Budget steigt drastisch an. "Das zeigt, dass hier Handlungsbedarf herrscht. So wie unser Pensionssystem zurzeit gelebt wird ist es nicht nachhaltig finanzierbar", so der Generalsekretär des Österreichischen Wirtschaftsbundes, Abg. z. NR Peter Haubner.

Laut Experten müssen im Pensionsbereich rasch Maßnahmen erarbeitet werden, die mittelfristig zu einer Kostendämpfungen führen. Denn bei den staatlichen Pensionsausgaben liegt Österreich im Vergleich mit Italien an der Spitze und um 50 % über dem EU-Durchschnitt. "Die Kosten der Alterssicherung sind alleine in den letzten beiden Jahren von knapp 2,7 Milliarden Euro auf mehr als 4,3 Milliarden angestiegen. Ein Trend der sich fortsetzen wird", ist Haubner überzeugt, "zumal auch immer mehr Menschen in die Hackler- oder Invaliditäts-Pension drängen. Angesichts der Finanzlage und der demographischen Entwicklung reichen Einzelmaßnahmen hier nicht aus. Wir brauchen ein Gesamtpaket mit dem Ziel, das faktische Pensionsantrittsalter auf das gesetzliche Antrittsalter anzuheben", betont Haubner."

Haubner anschließend: "Derzeit gibt es in Österreich 535.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter in Pension. Wir müssen also mehr Anreize für einen Verbleib in der Erwerbstätigkeit setzen. Hier muss rasch gehandelt werden."
     

Wir übernehmen hier Stellungnahmen aller im Parlament vertretenen Parteien –
sofern vorhanden! Die Reihenfolge der Beiträge richtet sich in der Regel nach deren
Mandatsstärke im Parlament bzw. nach der Hierarchie der Personen. Die Redaktion

 
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