Das Nibelungenlied mit Justus Neumann   

erstellt am
15. 06. 10

10. September bis 10. Oktober 2010 im Wiener Museumsquartier in Kooperation mit dem DschungelWien
Wien (dschungelwien) - Durch die erfolgreiche erste Produktion im Zirkuszelt ("CATAPULT" 2007, Dschungel Wien/Fürstenhof) ermutigt, wird Justus Neumann mit der Produktion von "Das Nibelungenlied" vor eine neue Herausforderung gestellt. Der Sandler stellt sich die schier unmögliche Aufgabe den Ring der Nibelungen auf die Bühne zu bringen - unter Einbeziehung des gesamten Zeltes, mit Hilfe der Fähigkeit aus fast nichts vieles zu machen und mit der Magie der Phantasie großes Theater im höchst persönlichen Rahmen zu erschaffen.

Alle Charaktere werden vom Clown dargestellt - mit Hilfe seiner beiden Ausdrucksformen: der Erzählkraft - eine über Jahre hinweg entwickelte wienerische Sprache, die in ihrer Einfachheit von der Wiederholung und dem Wortwitz lebt - sowie der poetischen Kraft von Blicken und Gesten, einer fast pantomimischen Darstellung der mythischen Sage.

Ein alter vollbärtiger Sandler, Spinner, Tagedieb, dessen Herkunft vollkommen unwichtig ist, überlebt im Zirkus. Er wohnt da, er wird da erhalten, gehalten. Dafür muss er erzählen - uns an den Rand des Ertragbaren stellen und uns hineinstossen in alle Suppen menschlichen Irrsinns. Schon lange hinterfragt er diese Situation nicht mehr, schon lange hat er den Kampf, die Auflehnung gegen jede Obrigkeit aufgegeben. Er hat sein Bett, bekommt seine Wurstsemmel und für einen doppelten Schnaps spielt er was immer man von ihm verlangt. Keine Geschichte ist ihm unbekannt - weder die Entstehung der Welt noch deren Zerstörung. Er war von Anfang an bei allem dabei - ja, er war schon auf der Welt, bevor diese noch ein Gedanke war.

Heute Abend verlangt man von ihm: "Das Nibelungenlied".

Sein Körper, sein wienerisches Mundwerk, seine wundersamen Maschinen, die allesamt wie Innereien, wie Organe wirken, setzen sich in Bewegung. Tod und Leben vermischen sich vor unseren Augen - Gold, intrigiert gegen menschliches Verhalten - Hass wird so ehrbar wie die Ehre selbst und jeder ausgestossene Fluch reisst von hinten den eigenen Kopf vom Hals ab.

Das Neonlicht im Zirkus - oder ist es eine Werkstatt? Eine Schmiede? Ein barbarisches Kolosseum? - hilft, Konturen einer Zeit zu zeichnen, die das scharfe Metall in Händen hielt, um Arme zu verlängern weil Fäuste Fleisch nicht schneiden konnten.

Und, die volle Wucht von Richard Wagnerischen Motiven peitscht uns solange, bis sich die Geschichte selbst auffrisst und keiner überlebt.

Schweissgebadet ist dann Zeit für ein Stück Apfelstrudel.

Ein einsamer Drache wartet unter den Trümmern dieses Schlachtfeldes geduldig auf seine Wiedergeburt.

DER ORT
Das Zirkuszelt, das sich durch die erste Produktion Catapult (2007) als Spielstätte bewährt hat, bildet zugleich den Rahmen und steht durch weiterentwickelte Verwandlungsarten und kunstvoll-magische Effekte im Mittelpunkt der Produktion. Der australische Objektkünstler und Theaterdesigner Greg Methé hat das Zelt weiterentwickelt, sowie neue zauberhafte Geräte und Maschinen, liebevoll erdachte Prototypen gebaut, durch die der Sandler die Sage auf die Bühne beziehungsweise ins Zelt bringen wird. Keine herkömmlichen Requisiten, jedes Stück eine Erfindung, ein Kunstwerk, Teil eines großen Ganzen, das in jeder Vorstellung lebendig wird.

DIE MUSIK
Eigens komponiert nimmt die Musik eine sehr große Rolle in der Produktion ein, sie begibt sich auf die Spurensuche, dem Mythos folgend und jeder Gewohnheit misstrauend. Die unglaubliche Kraft eines Wagner-Orchesters verwebt sich mit Militär- und Kriegsmusik ebenso wie mit Wienerliedern und Zirkusklängen - Monarchistischer Gleichschritt bekehrt sich zu anarchistischer Manegenmusik.
     
Informationen: http://www.dschungelwien.at    
     
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